Braunschweig. Eintracht Braunschweigs Ex-Spieler sagt vor dem Duell mit seinen Elversbergern: „Zwei Herzen schlagen in meiner Brust.“

„Am Samstag schlagen zwei Herzen in meiner Brust, aber das für Elversberg ein kleines bisschen stärker“, sagt Frank Holzer vor dem Fußball-Zweitligaspiel zwischen Eintracht Braunschweig und der SV Elversberg (13 Uhr, Eintracht-Stadion). Der 71-Jährige ist seit 2012 Aufsichtsratsvorsitzender des Aufsteigers aus dem Saarland. Zuvor war er seit den späten 1980er Jahren in verschiedenen Funktionen für die SVE tätig – vornehmlich als Präsident, aber immer wieder auch als Interimstrainer.

Als Spieler lief er nie für Elversberg auf, dafür aber für Eintracht Braunschweig. Vom 1. FC Saarbrücken ist der gebürtige Neunkirchner Mitte der 1970er Jahre in die Löwenstadt gewechselt, nachdem er mit den Saarbrückern Meister in der Regionalliga Südwest geworden war. „Ich hatte Angebote von Braunschweig und vom HSV“, erinnert er sich. „Felix Magath, mein damaliger Kumpel aus der Mannschaft, ist nach Hamburg. Aber ich habe mich für Braunschweig entschieden. Beim HSV war ja Schorsch Volkert auf Linksaußen gesetzt. Er war einige Male in der Nationalmannschaft dabei. Und ich wollte ja nicht bloß zum Kader gehören, sondern auch in der Bundesliga spielen“, verdeutlicht Holzer. „Und es war die richtige Entscheidung, nach Braunschweig zu gehen.“ Hamburg wurde nur Sechster, die Eintracht hätte beinahe ihre zweite Meisterschaft nach 1967 gefeiert. „Wir waren nur einen Punkt hinter Gladbach und punktgleich mit Schalke“, sagt der ehemalige Profi.

Branko Zebec überzeugte Frank Holzer von Eintracht Braunschweig

Trainer-Ikone Branko Zebec hatte ihn von einem Wechsel an die Hamburger Straße überzeugt. „Er war ein Weltklasse-Fußballer und hat Riesenerfolge als Trainer erzielt, aber er war auch sehr hart und hat auf Disziplin geachtet. Ich habe sehr viel von ihm gelernt. Aber angenehm war es nicht immer. Diese Trainingsintensität habe ich bei keinem anderen so erlebt“, sagt Holzer. Doch die Mannschaft habe das gebraucht, um sportlich oben mitzumischen.

Und auch der Stürmer Holzer wäre das Pensum gerne immer wieder mitgegangen, doch stattdessen stoppte ihn eine Verletzung, die schlussendlich sogar seine Karriere beenden sollte. „In meinem ersten Jahr war ich noch als Linksaußen in der Kicker-Elf des Jahres. Umso trauriger war es, dass ich mich dann verletzt habe“, sagt er. Ein Muskelfaserriss im Oberschenkel habe sich über den sogenannten Reißverschluss-Effekt immer weiter fortgesetzt. Holzer ließ sich untersuchen, fuhr sogar zu einem Spezialisten nach Freiburg. „Aber es ging dann nicht mehr. Ich habe es immer wieder versucht. Doch nach zwei oder drei Spielen ist die Verletzung wieder aufgebrochen. Es hat keinen Sinn mehr gemacht“, erklärt er.

Sein Ausfall sorgte aber dafür, dass er schon in Braunschweig den Grundstein für die Karriere nach der Karriere legte. Holzers Vater war Apotheker. Deswegen begann der Sohn ein Studium der Pharmazie. Die ersten vier Semester absolvierte er hier, die anderen in der Heimat in Saarbrücken, wo er auch sein Staatsexamen bestand. Heute ist der ehemalige Bundesliga-Profi Geschäftsführer des Pharma-Unternehmens Ursapharm, das Hauptsponsor der SV Elversberg ist. Das Stadion an der Kaiserlinde trägt den Namen der Firma, die Trikotbrust ziert die Marke der bekannten Augentropfen. Holzer sorgt mit seinem Betrieb quasi dafür, dass kein Auge trocken bleibt.

Was heute eine Erfolgsgeschichte ist, begann mit harter Arbeit. „Das war schon ein strammes Programm“, sagt Holzer. Um 9 Uhr morgens ging es für ihn in die Uni. Bis 15 Uhr stand er im Labor, dann musste er los zum Training, zum Arzt oder zur Pflege bei den Masseuren der Eintracht. Im Anschluss ging es zurück an die Uni, wo seine Analysen korrigiert wurden. Abends lernte er für die Kolloquien. „Es wurde oft spät. Das war auch manchmal schwierig. Und es ging ja nur, weil ich verletzt war“, ordnet er ein.

Frank Holzer ist Eintracht Braunschweig für Unterstützung dankbar

Trainingsfreie Tage waren unter Zebec Mangelware. Doch Holzer ist den Braunschweigern noch immer dankbar dafür, dass er in Doppelfunktion Fußballer und Student sein durfte. „Das rechne ich dem Verein hoch an. Das war beispielhaft, wie sich die Eintracht und Jägermeister mit Günter Mast um mich gekümmert haben“, sagt er mit Nachdruck.

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An die Zeit von damals denkt er noch gern zurück: „Wir hatten ja eine super Truppe. Es war fast wie jetzt mit Elversberg. Uns hatte keiner auf der Rechnung, aber dann haben wir gut gespielt und das Interesse in der Öffentlichkeit wurde größer.“ Um die Unterstützung der Fans mussten sich die Braunschweiger Fußballer aber nie Sorgen machen machen. „Es war ja immer ausverkauft und eine Stimmung wie in einem Hexenkessel. Nur die Laufbahn hat gestört. Wenn die Zuschauer noch näher dran gewesen wären, wär‘s noch besser gewesen. Aber die Atmosphäre war schon gigantisch, einfach toll“, erinner sich Holzer, dem es in Braunschweig sehr gefiel, weil die Stadt nicht so groß und das ländliche Drumherum nicht weit weg war. „Das hat mich immer ein bisschen an Saarbrücken erinnert. Wenn ich an Braunschweig zurückdenke, fällt mir außer meiner Verletzung nichts Negatives ein.“

Frank Holzer verpasst Eintracht Braunschweig gegen SV Elversberg

Gern wäre er beim Aufeinandertreffen seiner Klubs zugegen gewesen, doch er muss geschäftlich in die USA. Sein Ex-Mitspieler Dietmar Erler hatte die Helden von einst eigentlich eingeladen. Absagen zu müssen, ärgerte Holzer sehr. „Es ist eines der wenigen Spiele, die ich verpasse“, hadert er.

Seine Elversberger sind derzeit Elfter mit 35 Punkten. Das Ziel sei aber immer nur die 3. Liga gewesen, doch der Durchmarsch aus der Regionalliga Südwest gelang. Holzer ist es wichtig, das niemand abhebt. „Ein Grundsatz von mir ist, nur das auszugeben, was man hat. Ich mache kein Harakiri, nur weil wir in der 2. Bundesliga sind. Das holt dich doch alles später wieder ein. Hier im Saarland kennt jeder jeden und das wollte ich nicht, dass später etwas Negatives hängen bleibt“, sagt er. Der Etat liege bei unter 10 Millionen Euro. „Und wir versuchen, mit unseren Mitteln das Beste rauszukriegen und hatten mit jungen Spielern zuletzt ein glückliches Händchen“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende.

Sein Ex-Klub ist aktuell Tabellensiebzehnter. „Ich wünsche mir, dass es beide packen“, sagt Holzer. Dann könnte er seinen Besuch im Eintracht-Stadion in der nächsten Saison nachholen.

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