Braunschweig. Niko Kijewski verlässt Eintracht Braunschweig nach zehn Jahren. Hier spricht er über den Abschied, schöne Momente und seine Pläne.

155 Spiele für die Profis, 41 für die U23 und 22 für die U19 – in zehn Jahren hat Niko Kijewski mit Eintracht Braunschweig so einiges erlebt. Doch was schon seit Längerem als offenes Geheimnis galt, ist seit dem eine Woche zurückliegenden Legendenspiel Gewissheit: Der 28-Jährige verlässt den Klub, sein Vertrag wird nicht verlängert.

Kijewski hat mit Eintracht Aufstiege und Abstiege erlebt, startete mal durch und musste auch persönliche Rückschläge hinnehmen. In all den Jahren stach ein Attribut immer hervor: seine Loyalität zum Klub, zu dem er als Jugendlicher kam. Vom VfL Osnabrück wechselte der Linksverteidiger ins Nachwuchsleistungszentrum am Kennelweg. „Ich bin damals das erste Mal von zu Hause ausgezogen, habe mein Elternhaus verlassen. Das war für mich schon ein großer Schritt, das erste Mal allein in einer fremden Stadt zu leben“, sagt der 1,76-Meter-Mann, der nach erfolgreichen Saisons in den U-Mannschaften der Eintracht zum Team des damaligen Trainers Torsten Lieberknecht stieß.

Eintracht Braunschweigs Legenden als Vorbild für Niko Kijewski

In dieser Zeit war der Braunschweiger Kader gespickt mit Spielern, die dem Klub schon länger die Treue halten. Das machte im Rückblick auch Eindruck bei Kijewski. „Ich hatte das Glück, in einer Zeit zu den Profis zu kommen, in der Spieler wie Ken Reichel oder Mirko Boland hier waren, bei denen es fast normal war, dass sie acht, neun oder zehn Jahre im Verein waren. Vielleicht habe ich das deswegen auch für mich aufgenommen, dass das etwas Cooles sein kann, dass man nicht alle zwei oder drei Jahre den Verein wechseln muss“, sagt er im Mai 2024, wenige Tage vor dem Saisonende.

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Bald beginnt für ihn ein neues Kapitel. Doch selbstverständlich blickt er nach so langer Zeit auch gern zurück auf all das Erlebte. „Es gab schöne Momente, Höhen, aber auch ein paar Tiefen, die mich als Spieler, aber auch als Mensch unheimlich geprägt haben. Ein bisschen Wehmut und Trauer sind beim Abschied dabei, aber ich freue mich auch auf das, was jetzt noch kommt“, verdeutlicht Kijewski, der als Highlights die Aufstiege und die Relegationsspiele aufzählt, als Tiefpunkte den Abstieg 2018 und seinen Kreuzbandriss früh in der Saison 2020/21. „Auch die Verletzung hat mich irgendwie weitergebracht. Da merkt man, wie wichtig das Umfeld und die eigene Familie sind“, erläutert der Fußball-Profi.

Diese Verletzung war es aber auch, die ihn bremste, gerade als er den Schritt zu einem wichtigen Stammspieler im System des damaligen Trainers Daniel Meyer gemacht hatte. Nach seiner Rückkehr auf den Platz gelang ihm unter Michael Schiele noch einmal der Aufstieg, doch schon in der vergangenen Zweitliga-Saison sanken seine Spielanteile. Auch in dieser Spielzeit setzten weder Jens Härtel, noch Marc Pfitzner noch Daniel Scherning auf den gebürtigen Osnabrücker.

Niko Kijewski stellte sich in den Dienst von Eintracht Braunschweig

Schon im Winter wusste er nach Gesprächen, dass es für ihn an der Hamburger Straße nach so langer Zeit nicht weitergehen würde. So ist das Geschäft. Kijewskis Vereinstreue ist groß, aber er hat einen anderen Anspruch, als auf der Bank oder der Tribüne sein Dasein zu fristen. „Ich bin noch zu jung, um mit dieser Situation zufrieden zu sein. Ich will Fußball spielen, ich bin jetzt 28. Es ist klar, dass ich mir sportlich etwas anderes wünsche.“

Schon im Winter hatte es Optionen gegeben, doch es passte nicht recht. Der bodenständige Kicker bedachte auch, welche Auswirkungen ein abrupter Wechsel für seine Frau und seinen knapp ein Jahr alten Sohn gehabt hätten. Deswegen sagt er: „Ich habe mich im Winter dazu entschieden, noch hierzubleiben, Gas zu geben, bereit zu sein, wenn ich gebraucht werde. Ich bin kein Typ, der schlechte Stimmung verbreitet, dafür sind mir die Mannschaft und der ganze Verein zu wichtig.“

Das spürt man. Trotzdem wird der Mann mit der Nummer 27 ab Sommer ein anderes Trikot tragen. Welches, das ist noch unklar. Seine Station in Braunschweig und andere Angebote in dieser Zeit haben ihn aber eines gelehrt: „Dass man sich wohlfühlt, ist manchmal wichtiger als irgendwo mehr zu verdienen.“ Über die Eintracht sagt er: „Ich bin rundum zufrieden damit, dass ich zehn Jahre hier sein durfte.“

Nun geht es auf zu neuen Ufern. „Ich bin so realistisch, dass es für mich eher in Richtung 3. Liga geht. Für mich geht’s jetzt darum, wieder regelmäßig zu spielen“, erläutert der Defensiv-Allrounder, der auch eine Auslandsstation nicht ausschließen will, zu der ihn seine Frau und sein Kind selbstverständlich begleiten würden. Sie geben dem ehemaligen U-Nationalspieler Halt, auch wenn der Weg zum Stadion künftig ein anderer sein wird, der Zeugwart nicht mehr „Bussi“ heißt, ein neues Trainer- und Betreuerteam auf ihn wartet. „Das wird schon eine extreme Umstellung für mich, sich auf etwas Neues einzulassen. Aber ich glaube, dass ich eher ein entspannter Typ bin und schnell an einem neuen Ort ankomme“, vermutet Kijewski, der den Braunschweigern und der Eintracht aber noch unbedingt etwas mitteilen will: „Ich habe diesem Verein sehr viel zu verdanken. Und auch die Fans machen ihn zu etwas Besonderem, mit ihnen ist hier in Zukunft wieder Großes möglich.“

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