Braunschweig. Eintracht Braunschweigs Trainer gefiel die Unruhe in der Sieglos-Phase zuletzt ganz und gar nicht. So denkt er über seine Mannschaft.

Trotz des am Ende keinesfalls unverdienten 2:1 (0:0)-Sieges beim SC Paderborn brannte Daniel Scherning etwas auf der Seele. Der Trainer des Fußball-Zweitligisten wollte noch etwas loswerden, nachdem er den ersten Sieg seit Mitte Februar souverän analysiert hatte. Denn in dieser Phase ohne Erfolgserlebnis und insbesondere nach dem ernüchternden 0:1 im Heimspiel gegen Hansa Rostock hatte ihm etwas ganz und gar nicht gefallen. „Im Umfeld hat man ja schon gedacht, dass wir abgestiegen sind nach der Niederlage gegen Rostock. Da wurde ganz viel Unruhe von draußen reingetragen. Wir haben immer betont, dass wir ruhig bleiben, dass wir auf dem Weg sind, dass Rückschläge dazugehören. Wenn man die Mannschaft heute sieht, wie sie über 95 Minuten fightet, wie sie sich gegenseitig unterstützt und auch in schwierigen Phasen zusammenhält, dann ist das das Entscheidende für uns. Und auch ein Zeichen an alle, die nach dem Rostock-Spiel an uns gezweifelt haben“, betonte Scherning.

In der Tat war es etwas unruhig geworden. Das ist in Braunschweig kein ganz neues Phänomen. Für Scherning aber irgendwie doch, schließlich war es nach seinem Amtsantritt im November fast ausnahmslos nach oben gegangen. Bei Schernings Ex-Klub Arminia Bielefeld ist der Hang zur Dramatik aber ebenso vorhanden. Und auch bei der Eintracht gehört eine gehörige Portion Schwarzmalerei neben einem blau-gelben Trikot zur Grundausstattung für die Fans. Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt ist in der Löwenstadt ein Ausdruck, der eng mit dem Lieblingsklub verbunden ist.

Eintracht Braunschweigs Dürrephase ist für Teams aus dem Keller normal

Das mussten auch schon andere Trainer erleben. Und auch Scherning weiß nun voraussichtlich besser Bescheid, was in Braunschweig unter den Anhängern, Einflüsterern und auch medial passiert, wenn seine Mannschaft ein paar Spiele am Stück nicht gewinnt. Die letzten Auftritte hatten auch den 40-Jährigen nicht zufriedengestellt, trotzdem hatte er ja recht damit, dass eine solche Dürrephase für ein Team aus dem Abstiegskampf so normal ist wie eine volle Rheingoldstraße bei Heimspielen.

Doch nach Toren von Hasan Kurucay und Rayan Philippe war die sieglose Zeit beendet. „Hinten heraus haben wir vielleicht auch nochmal ein bisschen Glück“, sagte Scherning, „aber das ist mir scheißegal, weil wir die 3 Punkte geholt haben.“ Der Trainer bekräftigte, schon oft in den vergangenen Monaten stolz auf seine Spieler gewesen zu sein. Vielleicht war das ein Umstand, der ihn auch zuletzt nicht nervös werden ließ, als andere schon wieder in Pessimismus versanken. „Dass das in unserer Mannschaft drinsteckt, habe ich immer betont. Ich bin nie nervös geworden, auch nicht bei der ganzen Unruhe, die zuletzt wieder da war. Ich habe volles Vertrauen zu meinen Spielern“, schob der Fußball-Lehrer nach, der im Beisein seiner Familie einen Sieg in seiner Geburtsstadt errang, der auch für den Blick vieler Eintracht-Fans auf ihn selbst wichtig war.

Rostock-Spiel nervte Eintracht Braunschweig und Daniel Scherning

Gegen Rostock hatte Schernings Mannschaft über weite Strecken so gespielt, als hielte sie eine unsichtbare Hand zurück. Die Gründe für die jüngste Schwächephase versuchte Scherning ausfindig zu machen. Dafür brauchte es Zeit. „Wenn ich immer wüsste, woran es liegt, dann wäre ich kein Fußballtrainer, sondern Zauberer und ich würde einfach die Hand auflegen und es würde immer funktionieren“, unkte er.

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Aber in Paderborn schien die Bremse spätestens nach dem Seitenwechsel gelöst. Und auch das Selbstverständnis der starken Phase kehrte irgendwie zurück. „Die Einstellung, die Mentalität, die Bereitschaft war heute unfassbar und sicherlich auch anders als gegen Rostock, das will ich gar nicht wegdiskutieren. Die brauchst du, um in der 2. Liga Spiele zu gewinnen. Wenn ich sehe, wie wir zweite Bälle aufgenommen und entscheidende Zweikämpfe für uns entschieden haben, du hattest das Gefühl, dass wir das Spiel mit jeder Aktion mehr auf unsere Seite ziehen“, sagte Scherning mit einem kleinen Lächeln im Gesicht. „Die Jungs haben Widerständen getrotzt und ganz viel Charakter gezeigt“, lobte er.

Doch auch eine Prise Erleichterung war beim Coach der Eintracht zu spüren. „Es war brutal wichtig für den Kopf, jetzt ein Statement zu setzen – für uns selbst, für alle drumherum, in die Liga hinein.“ Womöglich sorgen Schernings ehrliche Worte auch noch einmal dafür, dass die Eintracht und ihre Kritiker für das Erreichen des großen Ziels Klassenerhalt enger zusammenrücken. Dafür sind weitere aufopferungsvolle Auftritte wie am Freitagabend in Paderborn in den verbleibenden acht Spielen alternativlos.

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