Braunschweig. Saulo Decarlis Saison bei Eintracht ist von Rückschlägen geprägt. Doch der Schweizer arbeitet sich immer zurück. Jetzt will er nicht lockerlassen.

Saulo Decarlis Auftritt beim 2:1-Sieg über den SV Sandhausen taugt als Sinnbild für die gesamte Saison von Eintracht Braunschweig. Es gab Höhen, Tiefen, Rückschläge und extatische Momente – beim immer wieder verletzten Innenverteidiger und beim Fußball-Zweitligisten.

Am Sonntag kehrte der schweigsame Schweizer in die Startelf des Teams von Cheftrainer Michael Schiele zurück, weil sich Nathan de Medina kurz vorher am Knie verletzt hatte. Und beinahe hätte Decarli einen rabenschwarzen Tag erwischt. Gleich in seiner ersten Szene brachte ihn Mitspieler Maurice Multhaup mit einem schlecht platzierten Pass in Bedrängnis. Der 31-Jährige klärte in höchster Not hinein in den eigenen Strafraum. Und dort hatte die Eintracht verdammtes Glück, dass SVS-Stürmer Kemal Ademi völlig freistehend vor Ron-Thorben Hoffmann am Tor vorbeischoss.

Ein erzwungenes Tor bringt Eintracht Braunschweig in die Spur

Die Szene gab Decarli wie dem gesamten Team nicht unbedingt Sicherheit, doch gemeinsam kämpften sich die Braunschweiger aus einer hochgradig nervösen Phase – das war nicht schön, sprach aber für den guten Teamgeist der Braunschweiger. „Aber der 30. Minute war Saulo im Spiel. Er hat sich hereingearbeitet, hat dann auch die Kopfbälle geholt und war im Zweikampf präsent“, lobte Schiele seinen Abwehrspieler, der im weiteren Verlauf der Partie zu einem entscheidenden Mann werden sollte.

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Nach 82 Minuten brachte der 1,88-Meter-Mann die Eintracht in Führung. Auf dem Boden liegend drückte er den Ball im zweiten Versuch über die Linie. „Das hat er gut erzwungen“, sagte Schiele, dessen Team mit dem Ausgleich durch Aleksandr Zhirov (88.) und dem Siegtreffer durch Anton Donkor (90.) noch durch ein Wechselbad der Gefühle musste. Und das wie schon so häufig in dieser Saison.

Decarli blieb während der turbulenten 90 Minuten zumindest äußerlich total cool. „Ich wollte den Ball unbedingt reinmachen im zweiten Versuch“, erklärte er. Sein besonderer Torjubel, die Hände links und rechts an seinem Kopf ausgeklappt, hatte er seinen Kindern gewidmet. „Sie lieben Micky Mouse und ich liebe sie“, erklärt Decarli.

Unruhe beim Spiel von Eintracht Braunschweig lässt den Schweizer kalt

Es hätte auch ein Zeichen an die Kritiker sein können. Als es für die Braunschweiger zäh anlief, gab es immer wieder Pfiffe von der Haupttribüne. Doch die ließen den Blondschopf kalt. „Ich bin seit 15 Jahren dabei, habe 300 Spiele. Es gibt Spiele, die sind am Anfang so, aber ich lasse mich von gar nichts beeinflussen“, sagte Decarli.

Der hatte in den vergangenen Monaten immer wieder arge Rückschläge hinnehmen müssen. Nach einem verpatzten Saisonstart fiel er wochenlang mit muskulären Problemen aus. Häufig warfen diese ihn auch nach mehrmaliger Rückkehr zurück. „Ich war leider immer wieder mit Problemen an der Wade konfrontiert. Aber jede Verletzung ist beschissen“, erläuterte der Fußball-Profi, doch er beteuerte auch: „Ich habe im Training alles gegeben, so wie ich es immer mache. Heute war ich bereit.“ Das sah zwar nicht in jeder Szene absolut souverän aus, doch die Zahlen sprechen für den Schweizer. In der Luft gewann der aus Locarno stammende Defensivmann beispielsweise 83 Prozent seiner Duelle.

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So half er dabei, dass die Eintracht nach zwei Niederlagen in Folge wieder dreifach punktete und erneut ein Schicksalsspiel im Kampf um den Klassenerhalt für sich entschied. „Aufgrund der Persönlichkeit und der Energie war das ein verdienter Sieg für uns“, befand Decarli.

Drei Spieltage vor Saisonende hat die Eintracht sieben Punkte Vorsprung auf einen direkten Abstiegsplatz und fünf Zähler Abstand zum Relegationsplatz. Das ist zwar noch nicht die Rettung, aber die Ausgangslage der Blau-Gelben hat sich auch dank Decarlis Dosenöffner im Heimspiel stark verbessert. Sicher fühlen will sich der Torschütze zum 1:0 aber noch nicht. „Wir müssen weitermachen. Der Deckel ist noch nicht drauf. Aber wir wissen auch, wie wichtig dieses Spiel war“, ordnete er ein und blieb – gefasst und geradlinig wie immer.

Erst Rettung, dann Entspannung für Saulo Decarli und Eintracht Braunschweig

Als der Abpfiff ertönte und der Erfolg eingetütet war, huschte dem sonst so ernst dreinblickenden Decarli sogar ein kleines Lächeln über die Lippen. Doch wann sieht man den stets so aufgeräumt wirkenden Mann mit der Trikotnummer 3 mal so richtig ausgelassen lachen? „Erst wenn wir mit Sicherheit in der Liga bleiben. Dann können wir uns entspannen – ein bisschen“, sagte Decarli. Dazu will er nun wieder seinen Teil beitragen.