Braunschweig. Mit Filip Benkovic holte Fußball-Zweitligist Eintracht 27 seiner 32 Punkte. Sportchef Vollmann äußert sich zur Chance auf Verbleib des Leihspielers.

Seit Filip Benkovic seine Hüftverletzung überstanden hat, ist bei Eintracht Braunschweig der Erfolg zurückgekehrt. Schon in der Hinrunde begann mit der leihweisen Verpflichtung des kroatischen Innenverteidigers von Udinese Calcio eine acht Spiele andauernde Ungeschlagen-Serie. Nun ist der Fußball-Zweitligist seit vier Partien ohne Niederlage und holte zuletzt zwei Siege gegen Kaiserslautern (1:0) und den FC St. Pauli (2:1).

Benkovic gehörte nach zwei Kurzeinsätzen gegen Hannover (1:0) und Karlsruhe (1:1) in diesen zwei Begegnungen wieder zum Stammpersonal. Anlaufschwierigkeiten hatte er trotz dreimonatiger Zwangspause kaum. Mit ihm holte die Eintracht 27 ihrer 32 Punkte und hat zuletzt große Schritte auf den Klassenerhalt gemacht.

Gespräche zwischen Eintracht und den drei Parteien haben stattgefunden

Braunschweigs Geschäftsführer Sport Peter Vollmann sagt über die Ausbeute seines Teams mit Benkovic: „Das spricht für sich. Er ist ein absoluter Stabilitätsfaktor. Den brauchst du, um wenig Gegentore zu bekommen.“ Und wenig Gegentore erhöhen für Vollmann logischerweise die Chancen auf Punkte und auch auf Siege.

Hart im Nehmen und dennoch fair: Eintracht Braunschweigs Filip Benkovic sah in dieser Saison erst eine gelbe Karte.
Hart im Nehmen und dennoch fair: Eintracht Braunschweigs Filip Benkovic sah in dieser Saison erst eine gelbe Karte. © dpa | David Inderlied

Ein paar davon braucht der Aufsteiger noch, um auch in der kommenden Saison zweitklassig zu spielen. Womöglich auch mit Benkovic? Die erste Bedingung, die dafür eintreffen muss, ist der Ligaverbleib. Doch Vollmann betont, dass er seit einiger Zeit an diesem Thema arbeitet. Gespräche mit dem Stammverein des 25-Jährigen hätten dazu ebenso schon stattgefunden wie mit dem Spieler selbst und seinem aus der Türkei stammenden Berater. „Wir müssten dafür gewisse Voraussetzungen schaffen, um eine Verlängerung zu realisieren“, sagt Vollmann und spricht auch über „kreative Lösungen“.

Mehr wichtige Nachrichten zu Eintracht Braunschweig lesen:

Im Wochentakt erfahren, was rund um Eintracht Braunschweig passiert: Hier kostenlos für den wöchentlichen Eintracht-Newsletter anmelden!Hier kostenlos für den wöchentlichen Eintracht-Newsletter anmelden!

Wie diese aussehen könnten, verrät der erfahrene Manager nicht, erklärt nur, dass es mehrere Denkmodelle gibt – sowohl zu einer Fortsetzung des Leihgeschäfts als auch zu einem festen Transfer. „Das versuchen wir abzuklopfen. Aber das ist keine Sache von fünf Minuten“, so Vollmann, der damit rechnet, dass sich das Thema bis weit in den Sommer ziehen wird.

Eintrachts Sportchef bekräftigt aber: „Filip fühlt sich wohl hier, hat aber natürlich auch Vorstellungen – und die liegen nicht vorrangig im Finanziellen.“ Gleichwohl ist der italienische Erstligist den Braunschweigern im vergangenen Spätsommer beim Gesamtpaket des Transfers entgegengekommen.

Der Last-Minute-Coup Filip Benkovic macht Eintracht Braunschweig froh

Damals wurde der 1,94-Meter-Hüne auf den letzten Metern des Wechselfensters im Sommer verpflichtet. Dass sich Benkovic den abstiegsgefährdeten Braunschweigern anschloss, hatte niemand vorausgeahnt. Die wenigsten Fans hatten vermutlich je vorher von ihm gehört, obwohl er einst als großes Talent für fast 15 Millionen Euro aus der kroatischen Liga zu Leicester City in die Premier League transferiert wurde.

Die großen Erwartungen konnte der champions-league-erfahrene Abwehrspieler dort nicht erfüllen, wurde ständig ausgeliehen und schlussendlich nach Udine verkauft. Auch dort waren seine Chancen auf Einsätze zu Saisonbeginn gering.

Einfach sei das Geschäft für Vollmann trotzdem zu keiner Sekunde gewesen. Und deswegen habe sich ein besonders intensives Verhältnis zwischen dem Geschäftsführer und dem Spieler entwickelt. „Wir haben ihn unter Umständen zu uns gelotst, die sehr viele Anstrengungen erfordert haben – das war bei Filip so und auch bei einem Nathan de Medina“, ordnet Vollmann ein. „Beide waren ganz schwierige Transfers. Und damit diese gelingen, gehört großes Vertrauen zum Spieler unbedingt dazu.“

Ein wertvoller Hinweis verhilft Peter Vollmann zur Benkovic-Verpflichtung

Vertrauen hatte der Eintracht-Verantwortliche auch zu seinem Hinweisgeber. Erst gestern habe er wieder einmal Kontakt zu seinem ehemaligen Weggefährten Franco Collavino gehabt – dem Direttore Generale bei Udinese Calcio. Vollmann erklärt, dass er ein paar solcher Ansprechpartner im Ausland habe, bei denen er nachhakt, „ob irgendwo ein besonderer Spieler unterwegs ist, der aber vielleicht in einer schwierigen Situation steckt“. Es sind Kontakte, die der langjährige Trainer immer wieder pflegt.

Mehr zum Thema Eintracht Braunschweig

Collavino verwies auf Benkovic und sagte zu Vollmann: „Wir haben hier einen.“ Der einstige Millionentransfer kam auch beim Traditionsklub aus der Serie A nicht wirklich zum Zug. Und die Eintracht griff nach vielen Gesprächen bis tief in die Nacht zu. „Mit normalem Scouting hat das nichts zu tun, so außergewöhnliche Spieler zu Eintracht Braunschweig zu holen“, sagt Vollmann über sein Last-Minute-Geschäft, das sich schnell als absoluter Coup herausstellen sollte. Benkovic war von Beginn an eine absolute Stütze, zeigt großen Einsatz. Bemerkenswert: Trotz aufopferungsvoller Spielweise sah der Innenverteidiger erst eine gelbe Karte. Mit ihm kam in nun zwei Saisonphasen der Erfolg.

Der starke Lauf der Eintracht soll auch am Samstag weitergehen. Dann ist der 1. FC Magdeburg im Stadion an der Hamburger Straße zu Gast (20.30 Uhr). Und Benkovic wird in der Abwehrkette der Braunschweiger für Ordnung sorgen.

Top-Werte in Hamburg – Filip Benkovic liefert ab für Eintracht Braunschweig

Auf St. Pauli brachte der Defensivspieler 77 Prozent seiner Pässe zum Mitspieler. Er gewann 75 Prozent seiner Zweikämpfe – in Kopfballduellen blieb er sogar ungeschlagen. Kein Wunder, dass Vollmann sagt: „Filip ist in der Luft stark, er ist am Mann stark, und auch seine Nebenleute können sich an ihm aufrichten. Er spricht kein deutsch, aber strahlt trotzdem auch als Typ positiv auf die Mannschaft aus.“

Für den Sport-Geschäftsführer ist Benkovic einer der vielen wichtigen Bausteine auf dem Weg zum Saisonziel. „Filip ist ein Unterschiedsspieler in der Defensive, genauso wie wir Unterschiedsspieler in der Offensive haben“, findet Vollmann.

Doch ihm ist es auch wichtig herauszustellen, dass es auf alle ankommt und nicht nur auf wenige Stützen. „Wir haben nur Erfolg, wenn die ganze Mannschaft marschiert und ihre starke Moral und Einsatzbereitschaft an den Tag legt“, so Vollmann. Über einen Benkovic in der Form der vergangenen Spiele dürfte sich aber auch der Sportchef der Eintracht gehörig freuen.