Braunschweig. Holzkreuze und blutrote Flüssigkeit: Zwei Eintracht-Spieler sind vor dem Derby bedroht worden. Innenministerin Behrens nennt Vorfall „inakzeptabel“.

Selten stehen die Fußball-Vereine Eintracht Braunschweig und Hannover 96 auf derselben Seite. Zu schwer wiegt die sportliche Rivalität beider Zweitligisten. Doch über die Geschehnisse der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag besteht Konsens – nämlich gemeinsames Entsetzen.

Was ist passiert? Bislang unbekannte Täter haben vor den Haustüren zweier Eintracht-Profis blau-gelbe Holzkreuze mit aufgezeichnetem Derby-Datum aufgestellt und Flüssigkeiten verteilt, teilen Polizei und Eintracht Braunschweig mit. Die beiden Spieler (die Namen sind der Redaktion bekannt) entdeckten die Kreuze am Donnerstagmorgen. Die Unbekannten machten sich in Schwülper und Meine im Landkreis Gifhorn zu schaffen. Die Flüssigkeit ist blutrot, soll aber kein echtes Blut sein, heißt es von der Polizei.

Die Spieler haben Anzeige erstattet. Die Polizeiinspektion Gifhorn ermittelt nun wegen Bedrohung und Sachbeschädigung – und hat Beweismittel sichergestellt. Wer in der Nacht zu Donnerstag im Bereich Schwülper oder Meine etwas Ungewöhnliches beobachtet hat, soll sich unter (05371) 9800 bei der Polizei in Gifhorn melden. „Im Hinblick auf das bevorstehende Derby werden wir erforderliche Sicherheitsmaßnahmen treffen“, macht die Polizei deutlich.

Am Freitag auf Nachfrage dieser Redaktion erklärte eine Sprecherin der Polizeidirektion Braunschweig, es gebe noch keinen neuen Stand bei den Ermittlungen, auch über die Zahl der Zeugenhinweise wollte beziehungsweise konnte die Behörde noch keine Angaben machen. Nur soviel: „Wir stehen noch ganz am Anfang der Ermittlungen, die Spuren an den Tatorten sind aber gesichert“, so die Polizeisprecherin weiter.

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    Wie kamen die Täter an die Adressen der Spieler? Auch dazu ermittelt die Polizei. Eine Möglichkeit von mehreren ist, dass die Täter die Kicker auf dem Nachhauseweg nach dem Training verfolgt haben. Eine weitere, dass auf Fotos auf den Social-Media-Kanälen der Profis Hinweise zu finden waren, wo sie wohnen. Das sind nur zwei von mehreren Varianten, die die Ermittler beschäftigen.

    Am Freitag äußerte sich auch Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) zu den Entgleisungen. „Die Bedrohung von Spielern und ihren Familien im Vorfeld des Derbys am Sonntag ist eine ganz klare Grenzüberschreitung und absolut inakzeptabel“, erklärte sie gegenüber unserer Redaktion.

    Sie appelliere eindringlich an alle Anhängerinnen und Anhänger, sich von diesen und anderen Aktionen nicht provozieren oder gar zu gewalttätigen Auseinandersetzungen hinreißen zu lassen. Die Polizei werde ihrerseits alles Notwendige tun, um die Täter dieser kriminellen Handlungen zu ermitteln, versicherte Behrens, die am Sonntag das Derby live im Stadion verfolgen wird.

    Auch die Oberbürgermeister der Städte Braunschweig und Hannover, Thorsten Kornblum (SPD) und Belit Onay (Grüne), werden im Stadion sein. Sie würden gemeinsam das Spiel von der VIP-Loge aus schauen. Als „freundschaftliches Zeichen“, trotz aller sportlichen Rivalität, teilte die Stadt Braunschweig mit.

    Holzkreuze: Eintracht Braunschweig meldet sich zu Wort

    Eintracht-Geschäftsführer Wolfram Benz äußerte sich am Donnerstag entsetzt. In einer Mitteilung wird er zitiert: „Was hier heute Nacht passiert ist, damit wurden alle Grenzen deutlich überschritten. Was hat das noch mit Rivalität vor einem Derby zu tun? Spieler und ihre Familien zu bedrohen, ist völlig inakzeptabel, solche Aktionen sind einfach nur beschämend.“

    Weiter heißt es von Benz: „Wir werden alles Notwendige dafür tun, damit sich unsere Spieler und ihre Familien sicher fühlen können und werden die Polizei mit all unseren Möglichkeiten unterstützen, die Vorfälle aufzuklären. Wir appellieren an unsere Fans: Bleibt cool und lasst euch auf keinen Fall aus der Emotion heraus zu unüberlegten Aktionen hinreißen. Wir wollen die Rivalität sportlich austragen und die Antwort auf diese geschmacklose Tat von wenigen einzelnen Personen am Sonntag auf dem Platz geben. Die überwältigende Mehrheit der Fans beider Vereine freuen sich auf einen spannenden, farbenfrohen und friedlichen Fußballnachmittag in unserem Eintracht-Stadion!“

    Wolfram Benz prangert die Bedrohungen an.
    Wolfram Benz prangert die Bedrohungen an. © Braunschweiger Zeitung (Archiv) | Bernward Comes

    Das sagt Hannover 96 zu den Bedrohungen gegen Braunschweiger Spieler

    Hannover 96 verurteilt Vorfälle dieser Art. Hier werden eindeutig Grenzen überschritten“, wird 96-Prokurist Christian Katz auf der Hannover-Website zitiert. „Wir hoffen auf eine schnelle Identifizierung der Täter und werden die Ermittlungen der Polizei in dem uns möglichen Maße unterstützen. Bei aller Rivalität soll der sportliche Wettkampf im Vordergrund stehen. Wir freuen uns über jeden friedlichen und positiven Support, der darauf abzielt, unsere Mannschaft dabei zu unterstützen, das Derby erfolgreich zu bestreiten.“

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    Holzkreuze in Schwülper und Meine sind nicht die ersten Derby-Entgleisungen

    Rund um die Niedersachsen-Derbys der vergangenen Jahre gab es bereits zahlreiche unschöne Aktionen beider Fanszenen. Vor zehn Jahren lief beispielsweise ein mit einem 96-Schal bekleidetes Schwein durch Hannover. Das Tier war mit der Nummer Eins bemalt worden vermeintlich als eine Anspielung auf den ehemaligen Torhüter Robert Enke, der Suizid begangen hatte.

    In den vergangenen Tagen wurden in Hannover einige Züge und Bahnen mit Beleidigungen in Richtung der Braunschweiger Eintracht besprüht. An der Strecke der Autobahn 2 soll es Schmierereien geben, die sich gegen Hannover richten.

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