Riefensbeek. Auszubildende des Forstamtes Riefensbeek schaffen auf Wanderweg im Oberharz einen artenreichen Waldrand

Ein neu angelegter, artenreicher Waldrand von einem Kilometer Länge begleitet Wanderer auf dem Weg zur Hanskühnenburg. Die Forstwirt-Auszubildenden des Niedersächsischen Forstamtes Riefensbeek pflanzten nun am Distelweg sechs verschiedene Baum- und acht Straucharten, darunter die Esskastanie, Vogel-Kirsche, Schlehe und das Pfaffenhütchen, so die Landesforsten. Von März bis Mai schufen sie in der Revierförsterei Riefensbeek eine attraktive Landschaftslinie und kompensieren den Verlust der einst schattigen Fichtenwälder.

Ein Wanderweg vom Grillplatz im Ort zur Hanskühnenburg verläuft entlang des neu entstandenen Waldinnenrandes. Die Entwicklung der Fläche können Wanderer mitverfolgen. Zum Schutz der jungen Pflanzen vor Verbiss durch Rehe und Rotwild bauten die angehenden Forstwirte zudem Schutzvorrichtungen aus Holz.

Wiederbewaldung lässt Platz für Sträucher und niedrige Bäume

Früher wurden Hauptbaumarten bis direkt an den Weg gepflanzt. Die aktuell laufende Wiederbewaldung des Harzes sieht vor, dass nun ein breiter Streifen frei bleibt, auf dem sich ein Waldinnenrand entwickeln kann. „Hier sollen Sträucher und weniger hoch wachsende Baumarten gefördert werden“, erklärt Mette Daudert. Die junge Frau befindet sich im ersten Lehrjahr zur Ausbildung als Forstwirtin. „Das ist hier im steilen Hang mit den ganzen Steinen im Boden eine wirklich harte Arbeit, aber wir sind rechtzeitig im Frühjahr fertig geworden“, fügt sie hinzu.

Aufgrund ihrer großen Bedeutung ist die Waldrandgestaltung im „Löwe“ (Programm zur „Langfristigen Ökologischen Waldentwicklung“) und damit in der Unternehmensphilosophie der Niedersächsischen Landesforsten fest verankert.

6.200 Kilometer Waldaußenränder und 15.000 Kilometer Waldinnenränder

Die niedersächsischen Landeswälder umfassen insgesamt etwa 6.200 Kilometer Waldaußenränder und 15.000 Kilometer Waldinnenränder, informieren die Landesforsten. Dank des engagierten und körperlich starken Einsatzes der Auszubildenden sei dieses wertvolle Netz nun weiter ausgebaut worden. Forstleute unterscheiden grundsätzlich zwei Typen von Waldrändern: Während der Waldaußenrand den Übergangsbereich zwischen dem Wald und der offenen Landschaft bildet, ist der Waldinnenrand im Wald beispielsweise entlang von Wegen zu finden.

Beide Typen haben gemeinsam, dass sie von großer Bedeutung für die Artenvielfalt sind und darüber hinaus auch eine wichtige Schutzfunktion haben. Waldränder bieten aufgrund ihres besonderen Mikroklimas vielen Pflanzen- und Tierarten einen wichtigen Lebensraum und dienen gleichzeitig dem Schutz des Waldes vor Stürmen und Wind. Baumarten, die nicht so hoch werden und denen es daher im geschlossenen Waldbestand häufig an Licht mangelt, können hier besser gedeihen. Dazu gehören Arten wie der seltene Wildapfel und die Wildbirne, die durch die Nachwuchskräfte neuerdings auch am Distelweg wachsen. Gleiches gilt für viele Sträucher und Kräuter.

Große Artenvielfalt und Schutz gegen Wind

Zudem beherbergt der Waldrand zahlreiche Tierarten. Offene, intensiv besonnte Waldränder werden insbesondere von Ameisen, Wildbienen und diversen Schmetterlingsarten wie dem Zitronenfalter und dem Tagpfauenauge bevorzugt. Während Fledermäuse den Luftraum zur Jagd nutzen, finden viele Singvögel einen Platz zum Nisten und Brüten. Auch der Gartenschläfer findet im Waldrand Deckung und Nahrung wie Beeren, Früchte, Käfer und Raupen.

Wie die Landesforsten berichten, spielen Waldränder weiterhin eine entscheidende Rolle bei der Widerstandskraft angrenzender Waldbestände gegenüber starkem Wind.

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