Göttingen. Im letzten Jagdjahr wurden mehr als 6.500 Stück Schwarzwild zur Strecke gebracht – Ausbreitung der Waschbären bereitet Jägern große Sorge. Die Zahlen.

In keiner anderen Region unseres Bundeslandes werden so viele Wildschweine geschossen wie in Südniedersachsen. Das geht aus dem Landesjagdbericht hervor, den das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (ML) und die Landesjägerschaft Niedersachsen (LJN) am Montag veröffentlicht haben.

Die höchste Strecke beim Schwarzwild gab es im Jagdjahr 2021/2022 im Landkreis Göttingen, wo 6.518 Wildschweine erlegt wurden (inklusive Fallwild). Landesweit wurden insgesamt 55.360 Stück Schwarzwild zur Strecke gebracht, hinzu kamen 1.869 Stück Fallwild, also Tiere, die dem Straßenverkehr oder Krankheiten zum Opfer fielen. Die landesweit dritthöchste Jagdstrecke (nach dem Heidekreis) war im Landkreis Northeim zu verzeichnen, dort wurden im vergangenen Jagdjahr 4.144 Wildschweine erlegt. Die Statistik umfasst den Zeitraum zwischen dem 1. April 2021 und dem 31. März 2022.

Südniedersachsen bietet Wildschweinen attraktive Landschaft

„Die Jäger im Landkreis Göttingen sind die erfolgreichsten Schwarzwildjäger in Niedersachsen“, konstatiert der Dr. Karl Schumann aus Hörden, Kreisjägermeister des Landkreises Göttingen. „Inzwischen liegen wir schon seit mehreren Jahren landesweit beim Schwarzwild an der Spitze.“

Dies hänge nicht zuletzt damit zusammen, dass die hiesige Landschaft für Wildschwein überaus attraktiv sei: Der Mix aus 50 Prozent Waldfläche und 50 Prozent landwirtschaftlicher Nutzfläche mit Raps- Getreide- und Maisanbau biete optimale Bedingungen für das Schwarzwild. Dementsprechend seien die Bestände höher als anderswo.

Stattlicher Keiler bei Riefensbeek.
Stattlicher Keiler bei Riefensbeek. © Privat | Christian Würzbach

Besonderheit bei der Statistik zu Rotwild-Abschüssen

Beim Rotwild war im Landkreis Göttingen im vergangenen Jahr eine Strecke von 555 zu verzeichnen, dies entspricht etwa zehn Prozent der Gesamtstrecke im Land Niedersachsen (5.468). Bei dieser Statistik gebe es allerdings eine Besonderheit, erläutert Schumann. So würden die Rotwildabschüsse im gesamten Harz – auch in dem zum Landkreis Göttingen gehörenden Südharz – inzwischen ausschließlich vom Landkreis Goslar erfasst. Daher beinhalte die Zahl für den Landkreis Göttingen nur die Rotwildstrecke für die Gebiete zwischen dem Harz und dem Kaufunger Wald.

Der Landkreis Goslar hatte die landesweit höchste Strecke mit 992 Stück Rotwild.

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Rehe, Hirsche, Hasen, Kaninchen, Rebhühner, Fasanen, Füchse und Dachse

Bei den Rehen verzeichneten die Jäger im Landkreis Göttingen eine Strecke von 5.335 Tieren, bei den Damhirschen waren es sieben erlegte Tiere. Außerdem wurden im Landkreis Göttingen 180 Hasen, 25 Wildkaninchen, zehn Rebhühner und zwei Fasanen erlegt. „Hasen werden nicht mehr aktiv bejagt, sie fallen vor allem dem Straßenverkehr zum Opfer“, erläutert Schumann. Insgesamt sei bei den Hasen ein positiver Trend zu verzeichnen. Die Wildtiererfassungen hätten gezeigt, dass die Bestände wieder relativ stabil seien.

Im vergangenen Jagdjahr wurden außerdem kreisweit 2.309 erlegte Füchse gemeldet, dies entspricht etwa zehn Prozent der gesamten Jagdstrecke in Niedersachsen (23.336). Die Strecke bei den Füchsen sei rückläufig, sagt der Kreisjägermeister. Außerdem gab es im vergangenen Jagdjahr 436 erlegte Dachse.

Ein Waschbär auf Streifzug in der freien Natur.
Ein Waschbär auf Streifzug in der freien Natur. © Privat | Ines Hermann

Ansteigende Waschbären-Population sorgt Jäger

Sorge bereitet den Jäger die weiter ansteigende Waschbären-Population. Laut dem Landesjagdbericht haben fast alle Reviere im Harz und Weser-Leine-Bergland Waschbären-Vorkommen gemeldet. Im Landkreis Göttingen wurden 2.638 Waschbären erlegt.

Waschbären stünden besonders im Fokus der Jäger, weil diese Allesfresser erhebliche Schäden anrichteten, sagt Schumann. „Der Waschbär plündert alles, was er erreichen kann, auch die Gelege seltener Vogelarten.“ Da Waschbären keine natürlichen Feinde hätten, stünden hier die Jäger besonders in der Verantwortung.

Marderhund könnte sich weiter nach Süden ausbreiten

Auch ein anderer sogenannter Neozoa, der ursprünglich aus Fernost stammende Marderhund, taucht in der Jagdstatistik auf. Im Landkreis Göttingen spielt er aber noch keine große Rolle, hier wurden acht erlegte Tiere erfasst. Im Landkreis Cuxhaven waren es dagegen bereits 442.

Laut dem Landesjagdbericht ist aber davon auszugehen, dass sich der Marderhund weiter nach Süden ausbreiten wird. Vor diesem Hintergrund sei eine intensive Bejagung zur Eingrenzung dieser invasiven Neozoenart besonders wichtig, heißt es im Bericht.