Göttingen. Mehr Arbeitslose im Juli 2022. Themen Ausbildung und Qualifizierung jetzt in den Fokus stellen, empfiehlt Arbeitsmarktexpertin.

Mit einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat wartet der Juli in der Region Südniedersachsen auf. Wie die Agentur für Arbeit Göttingen mitteilt, fiel das saisonal übliche Plus gegenüber dem Juni stärker aus als im Durchschnitt der letzten Jahre.

Insgesamt waren letzten Monat 13.607 Menschen im Agenturbezirk Göttingen arbeitslos gemeldet. Das waren 1.148 mehr als im Juni (9,2 Prozent) und 4 weniger als im Vorjahresmonat. Die aktuelle Arbeitslosenquote beträgt 5,7 Prozent und liegt laut der Agentur für Arbeit damit 0,5 Prozentpunkte über dem Juni-Wert.

Auf der Seite der Stellenangebote sank der neu gemeldete Bedarf um 77 Arbeitsofferten im Vergleich zum Juni (-7,5 Prozent) und um 506 gegenüber Juli 2021 (-34,8 Prozent). Der Bestand an offenen Stellen bewegt sich weiterhin auf Rekordniveau. Im Juli waren 6.614 Stellen in der Region zu besetzen. Das waren 17 weniger als im Juni, allerdings 1.086 mehr als vor einem Jahr.

Darum steigen die Arbeitslosenzahlen

Klaudia Silbermann, Chefin der Agentur für Arbeit Göttingen, erläutert die gegenwärtige Entwicklung wie folgt: „Wir verzeichnen einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit, der sich insbesondere in der Zuständigkeit der Jobcenter abbildet. Im Juli steigen die Arbeitslosenzahlen regelmäßig. Zum einen liegt es daran, dass um diese Zeit für viele junge Menschen die Schulzeit oder das Ausbildungsverhältnis endet.

Zum anderen verlangsamen sich in den Sommermonaten während der Urlaubszeit aber in der Regel auch die Einstellungsprozesse. Unabhängig davon ist jedoch der deutliche Anstieg der Arbeitslosigkeit aktuell hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass die ukrainischen Geflüchteten seit Juni durch die Jobcenter betreut und folglich in der Arbeitslosenstatistik erfasst werden.“

So könnte es weitergehen

Die Arbeitsmarktexpertin führt mit Blick auf die Entwicklung der gemeldeten Stellenangebote aus: „Auf der Nachfrageseite machen sich Lieferengpässe, Energiekrise und fehlende Absatzmärkte in einer gewissen Zurückhaltung bei der Personalplanung bemerkbar. In dieser Gemengelage bleibt das Problem, dass ein Großteil der Arbeitsstellen in unserer Region nur schwer mit geeigneten Arbeits- und Fachkräften besetzt werden kann. Dies bildet der unverändert hohe Bestand offener Stellen in unserer Region ab.“

Daher sei es besonders wichtig, die Themen Ausbildung und berufliche Qualifizierung weiterhin intensiv im Fokus zu behalten, auch wenn der Arbeitsmarkt in den nächsten Monaten an Dynamik verlieren sollte. „Denn Digitalisierungs- und Transformationsprozesse, und in der Folge die damit zusammenhängenden Veränderungen von Arbeitsplätzen und Kompetenzanforderungen, werden auch in Krisenzeiten weiter voranschreiten“, so Silbermann.