Göttingen. Für Menschen aus der Ukraine gibt es bei uns viele offene Stellen im Gastgewerbe und eine Job-Perspektive, sagt die Gewerkschaft NGG.

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) sieht gute Job-Perspektive für Geflüchtete aus der Ukraine im Gastgewerbe. Viele Hotels und Gaststätten im Kreis Göttingen sind derzeit dringend auf neues Personal angewiesen.

„Vorausgesetzt, die Bezahlung stimmt. Denn wer vor dem Krieg flieht und bei uns Schutz sucht, darf nicht ausgenutzt werden. Viele suchen bereits nach Arbeit“, sagt Katja Derer von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten.

Die Geschäftsführerin der NGG-Region Süd-Ost-Niedersachsen-Harz verweist auf aktuelle Zahlen. Danach zählte das Gastgewerbe im Landkreis Göttingen im April 202 offene Stellen, 90 mehr als noch vor einem Jahr. „Das ist auch eine Chance für die Gastronomen und Wirte, die faire Bedingungen bieten“, so Derer.

Gerade das Gastgewerbe sei weltoffen: Dort arbeiteten schon immer Menschen unterschiedlichster Herkunft – auch aus Osteuropa. „Die Branche ist ideal für den Quereinstieg: Von der Küche bis zum Service – hier haben auch Beschäftigte ohne Berufsausbildung gute Chancen. Und Fachkräfte werden ohnehin dringend gebraucht – vom Barkeeper bis zur Hotelfachfrau“, betont Derer.

Die Gewerkschafterin verweist darauf, dass sich die Bezahlung im heimischen Gastgewerbe zuletzt deutlich verbessert habe. Nach dem aktuellen Tarifvertrag, den die NGG mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) ausgehandelt hat, liegt der Einstiegsverdienst in der Branche in Niedersachsen ab Oktober bei 12,50 Euro pro Stunde, weit mehr als bislang. Fachkräfte kommen dann auf einen Stundenlohn von mindestens 13,95 Euro.

„Diese Einkommen machen die Arbeit an Theke und Tresen deutlich attraktiver. Nicht nur Beschäftigte aus dem Kreis Göttingen, sondern gerade auch Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, die einen Job suchen, sollten darauf bestehen, nach Tarif bezahlt zu werden“, rät Derer. Tipps gibt es bei der NGG vor Ort. Jetzt sei die Politik in der Pflicht, rasch die Weichen zu stellen, um das Fußfassen auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu erleichtern.

„Wichtig ist, dass die ukrainischen Bildungsabschlüsse unkompliziert anerkannt werden. Und es muss einen vereinfachten Zugang zu Sprachkursen geben. Denn die Sprache ist der Schlüssel, um zurechtzukommen“, so Derer.

Angesichts des hohen Anteils an Frauen mit Kindern unter den Geflüchteten müsse sich der Staat zudem um genug Kita- und Schulplätze kümmern. „Denn ohne Betreuungsangebote kommt für die Eltern maximal ein Minijob infrage. Damit wäre allerdings die Chance auf eine echte berufliche Integration vertan“, warnt Derer. „Das Hotel- und Gaststättengewerbe habe das Zeug dazu, ein „Integrationsmotor“ zu werden.

Infos rund um die Arbeitsrechte von Nicht-EU-Bürger bieten die Beratungsstellen des gewerkschaftsnahen Netzwerks „Faire Integration“ auch in ukrainischer Sprache (www.faire-integration.de).