Göttingen. Die Staatsanwaltschaft Göttingen überprüft die Ermittlungen der Polizei im Northeimer Missbrauchskomplex.

Die Göttinger Staatsanwaltschaft überprüft die Ermittlungen der Polizei Northeim auf mögliche Versäumnisse im sogenannten Northeimer Missbrauchskomplex. Die Behörde habe Akten aus dem niedersächsischen Innenministerium kommen lassen, um Abläufe zu prüfen, berichtete der Norddeutsche Rundfunk (NDR). Oberstaatsanwalt Andreas Buick sagte am Sonntag, es werde überprüft, „wer wann was wusste“ und ob ein dienstrechtliches Vergehen oder ein strafbares Verhalten vorliege. Niedersachsens Polizeipräsident Axel Brockmann hatte dem Sozialausschuss im Landtag gesagt, Missverständnisse bei der Polizei hätten wohl zu vermeidbaren Fällen von Kindesmissbrauch geführt.

In dem Missbrauchskomplex geht es um einen 49-Jährigen aus dem Kreis Northeim, der mehrere Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht haben soll. Er hatte Kontakt zum Haupttäter der Missbrauchsserie auf dem Campingplatz in Lügde in Nordrhein-Westfalen (wir berichteten). Brockmann hatte gesagt, der Northeimer sei erst im März 2020 festgenommen worden – obwohl ein Anfangsverdacht gegen ihn bereits im April 2019 vorlag. Das Jugendamt in Northeim hatte demnach Hinweise auf Kindesmissbrauch im Umfeld zweier Familien an die örtliche Polizei übermittelt. „Trotz deutlicher Hinweise des Jugendamtes“ habe die Polizei Northeim den Verdacht nicht geprüft, hatte Brockmann gesagt. Statt zu ermitteln, habe sie die Informationen weitergereicht an die Beamten in Nordrhein-Westfalen, die im Missbrauchskomplex Lügde ermittelten. Diese Beamten wurden aber nicht tätig, weil es um einen Tatort in Niedersachsen ging. Die Polizei in Northeim habe zudem keinerlei Kontakt zur Staatsanwaltschaft in Niedersachsen aufgenommen. Die Frage sei, ob sich Straftaten hätten verhindern lassen, erklärte Buick. Mit Ergebnissen der Untersuchung rechnet er in zehn bis 14 Tagen. dpa