Göttingen. Apotheker stellt große Nachfrage fest, darf aber nur an Fachpersonal verkaufen.

Von Steffen Kahl

Göttingen. Privatpersonen können sich nicht einfach in der Apotheke einen Corona-Schnelltest kaufen, sich selbst testen und dann vermeintlich sicher in großer Runde Weihnachten feiern. Das stellt Frank Germeshausen, Inhaber der Schwan-Apotheke in Duderstadt, nach einer aus seiner Sicht insgesamt irreführenden Berichterstattung in den Medien klar. Germeshausen, der auch Bezirksvorsitzender des Apothekerverbandes Göttingen und stellvertretender Landesvorsitzender im niedersächsischen Apothekerverband ist, sagt zum Tageblatt: „Schnelltests können im Augenblick nur von Fachpersonal angewendet werden.“ Die Tests seien zwar in Apotheken wie seiner erhältlich, sie dürften aber nur durch geschultes medizinisches Personal angewendet werden. Stand jetzt aber auf keinen Fall von Laien. An diese werde dementsprechend auch nicht verkauft.

Im Detail, das wird im Gespräch mit Germeshausen bald klar, wird das Coronatest-Thema schnell kompliziert. Gesetze und Verordnungen ändern sich im Verlauf der jetzt knapp ein Jahr in Deutschland wütenden Pandemie. Zunächst dürfen nur Ärzte die Tests auf die meldepflichtige Krankheit Covid-19 beziehungsweise auf eine Infektion mit dem Corona-Virus durchführen, seit November ein größerer Kreis von Fachpersonal, zu dem beispielsweise Altenpfleger und Rettungssanitäter gehören.

Dass Privatpersonen Tests nicht durchführen dürfen, liege an mehreren Problemstellen in unterschiedlichen Bereichen, erklärt Germeshausen. Covid-19-Erkrankungen beziehungsweise Infektionen mit dem Corona-Virus, sind weiterhin meldepflichtig. Wie würde die Meldepflicht bei Tests durch Privatpersonen umgesetzt? Zudem sei dann auch die Entsorgung von Tests nicht geklärt, was insbesondere bei positiven Abstrichen problematisch sei. Auch blieben nach positiven Schnelltests PCR-Test aufgrund ihrer höheren Exaktheit weiter nötig. Und die Regelung für einen PCR-Test nach einem positiven Schnelltest ist für Germeshausen „noch ein ungeklärtes Feld.“

Prof. Helmut Eiffert, niedergelassener Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologe in der Firma Amedes, bestätigt Germeshausen. Die Schnelltests bezeichnet er als „sehr problematisch“ – zwar gebe es inzwischen wohl über 200 Anbieter, viele Testmethoden seien aber nicht geprüft. Dazu komme, dass der Abstrich richtig gemacht werden müsse, was Laien nur schwer hinbekämen. Eiffert rät dringend davon ab, Tests im Internet zu bestellen. Dass er noch vor Kurzem im Tageblatt viel positiver über den Wert von Schnelltests sprach, erklärt er mit einer allgemein „verrückten Situation“ in der Pandemie und sich schnell ändernden Vorschriften. Dementsprechend konnten Privatpersonen Corona-Schnelltests vorübergehend in Apotheken kaufen, können das aktuell aber nicht mehr.