Göttingen. Der kritische Grenzwert von 50 Neuinfektionen ist überschritten. Trotzdem soll es keinen Lockdown geben, es sei ein lokal begrenztes Geschehen.

Der Wert der Neuinfektionen lag am Montag für den Landkreis Göttingen bei 50,35 (Vortag 47,91). Damit sei der bundesweite 50er-Alarmwert für einen starken Anstieg der Infektionen mit dem Corona-Virus überschritten, teilt die Kreisverwaltung mit. Landrat Bernhard Reuter will aber dennoch keine strengeren Beschränkungen anordnen: „Einen Lockdown für den gesamten Landkreis wird es in der aktuellen Lage nicht geben“, erklärt der Landrat. Es handele sich um ein lokal begrenztes Geschehen in der Stadt Göttingen. „Der aktuelle Corona-Ausbruch ist auf den Wohnkomplex am Rand der Innenstadt beschränkt und unter Kontrolle. Alle notwendigen Maßnahmen sind ergriffen“, sagt Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler.

Anfang Mai hatte die Bundeskanzlerin mit den Länderchefs vereinbart, dass spätestens bei 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen in einem Landkreis konsequente Maßnahmen zur Beschränkung der Corona-Pandemie zu ergreifen sind. Der Wert ist eine statistische Größe, einen Automatismus für Maßnahmen bei Überschreiten gebe es nicht, heißt es von Seiten der Landkreisverwaltung. Vielmehr hätten Länder wie Niedersachsen erklärt, bereits bei einem niedrigeren Wert die Initiative zur Eindämmung der Ausbreitung des Corona-Virus zu ergreifen. Wesentliche Faktoren seien dabei die Kapazitäten der Krankenhäuser zur Versorgung möglicher Intensivpatienten und der Gesundheitsämter zur Kontaktnachverfolgung weiterer Verdachtsfälle.

Entscheidend für Art und Umfang der notwendigen Maßnahmen sei zudem die konkrete Konstellation eines Corona-Ausbruchs: Ist der Infektionsherd eingrenzbar, beispielsweise in einer Einrichtung, seien gezielte Maßnahmen erforderlich. Ist hingegen eine große Zahl nicht identifizierbarer Personen beteiligt, zum Beispiel bei einer Beachparty, drohen massive Beschränkungen des öffentlichen Lebens.

Corona-Ausbruch auf einen Wohnkomplex begrenzt

Der aktuelle Corona-Ausbruch ist laut Kreisverwaltung auf die Stadt Göttingen, und dort auf einen Wohnkomplex, begrenzt. Die Bewohner der Gebäude stehen unter Quarantäne und werden komplett auf eine Infektion mit dem Corona-Virus getestet. „Der Ausbruch ist damit örtlich begrenzt, es gibt ein klares Bild vom Infektionsgeschehen und Infektionsketten werden unterbunden“, erläutert Stadträtin Petra Broistedt, Leiterin des Stabes außergewöhnliche Ereignisse der Stadt Göttingen. „Es wurden umfangreiche Maßnahmen, unabhängig vom sogenannten Inzidenz-Wert, ergriffen“, fügt sie hinzu.

Weitere Beschränkungen für das Gebiet der Stadt Göttingen oder Teile des Landkreises seien nicht erforderlich, stellen übereinstimmend die Stäbe von Stadt Göttingen und Landkreis fest. „Die Strategie konsequenter Maßnahmen und umfassender Tests zur Eindämmung der Pandemie hat sich bewährt. Wir haben sie mit dem gemeinsamen Gesundheitsamt bereits erfolgreich bei vorangegangenen Ausbruchsgeschehen angewandt“, führt Kreisrätin Marlies Dornieden, Leiterin des Landkreis-Stabes, aus.

Der Wert der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen ist ein Instrument zur ersten Einschätzung der Lage. Für die Lagebeurteilung und die Umsetzung von Maßnahmen seien eine differenzierte Betrachtung, konkrete Analyse und schließlich abgewogene Entscheidung im Einzelfall erforderlich. Das sei in den vergangenen Wochen und Monaten, wie auch bei den jüngsten Ausbrüchen, geschehen.