Göttingen. Die Stadt Göttingen setzte Test im Iduna-Zentrum am Wochenende fort: Ergebnisse stehen noch aus.

Nach den ersten beiden Tagen des Massentests unter den Bewohnern eines Hochhauses in Göttingen ist die Gesamtzahl der nachweislich mit dem Coronavirus Infizierten in der Stadt weiter gestiegen. Die Auswertung der meisten Tests liege noch nicht vor, sagte Sozialdezernentin Petra Broistedt am Samstagabend. Bislang wurden 400 der 600 offiziell gemeldeten Bewohner untersucht, 300 Tests wurden ausgewertet. Am Sonntag wurden die Tests fortgeführt.

Der Testverlauf am Samstag sei sehr ruhig und strukturiert gewesen. Etwa 30 Personen haben sich darüber hinaus beim Fachbereich Ordnung gemeldet, da sie sich entweder nicht in Göttingen befänden und um Vermittlung eines anderen Testtermins gebeten haben oder zwischenzeitlich eine Quarantäneverfügung erhalten haben und daher nicht zum Test erscheinen konnten, teilt die Stadtverwaltung mit.

Die Schulen in Göttingen bleiben nach Corona-Ausbruch geschlossen

Die Schulen in Göttingen bleiben nach dem Corona-Ausbruch in der Stadt geschlossen. Der Präsenzunterricht an sämtlichen Schulen in Trägerschaft der Stadt Göttingen, an freien Schulen im Stadtgebiet sowie an der IGS Bovenden wurde bis einschließlich Freitag, 12. Juni, untersagt. Die Berufsbildenden Schulen des Landkreises in der Stadt Göttingen sind davon nicht betroffen. Eine Notbetreuung an den Schulen wird ermöglicht, es sei denn, die betroffenen Kinder kommen aus Haushalten, in denen eine Kontaktpersonen Ersten Grades lebt bzw. eine Person Symptome einer Erkrankung mit dem Corona-Virus aufzeigt. Außerdem werden die Kindertageseinrichtungen St. Jacobi und die Kinderbetreuung im Idunda-Zentrum für den gleichen Zeitraum geschlossen, wie die Stadt am Sonntagabend mitteilte.

Zuvor hatte sich der Göttinger Elternrat gegen eine Öffnung der Schulen ausgesprochen. Die Entscheidung, ob die Schüler am Präsenzunterricht teilnehmen oder zu Hause lernen, solle allein von den Erziehungsberechtigten getroffen werden, forderte der Elternrat. Die Verantwortung für das Wohl der Schüler liege nicht beim Kultusministerium oder anderen Behörden.

Zahl der am Coronavirus erkrankten Menschen steigt weiter

Die Zahl der aktuell am Coronavirus erkrankten Menschen in Stadt und Landkreis Göttingen stieg am Sonntag um 21 auf 226.

Der Gebäudekomplex „Iduna-Zentrum“ am Rand der Innenstadt gilt als Schwerpunkt des Ausbruchs. Die Stadt geht davon aus, dass Regelverstöße bei Privatfeiern von Großfamilien zum muslimischen Zuckerfest die Ursache sind.

Sozialdezernentin Broistedt hatte die Verstöße gegen die Abstands- und Hygiene-Vorschriften bei den privaten Feiern als „uneinsichtiges, unverantwortliches Verhalten“ bezeichnet. Die Mehrzahl der Beteiligten stammt nach Angaben der Stadt aus dem früheren Jugoslawien. Nach unwidersprochenen Angaben handelt es sich zu einem Großteil um muslimische Roma.

Vorwurf der privaten Feien zurückgewiesen

Der „Roma Center e.V.“ in Göttingen beklagte unterdessen eine zunehmende Hetze. Es habe zum Zuckerfest eine behördlich genehmigte Zusammenkunft der Familien in einer Moschee gegeben, heißt es in einer Mitteilung. Dort seien die Abstands- und Hygieneregeln eingehalten worden. Weitere Feierlichkeiten habe es nicht gegeben.

In einem als „Gegendarstellung“ betitelten Facebook-Post, der mit „die betroffenen Familien“ unterzeichnet ist, wird der Vorwurf, es habe beim Zuckerfest zum Abschluss des muslimischen Ramadan private Feiern gegeben, zurückgewiesen.

Broistedt zeigte sich verwundert. Die Informationen, dass zum Zuckerfest private Feiern stattgefunden hätten, stammen nach ihren Angaben von Mitgliedern der betreffenden Familien, sagte sie am Samstag. Zwar hätten nicht alle 120 der Infizierten an den Feiern teilgenommen. Die Teilnehmer hätten das Virus allerdings verbreitet.

Mehrere Menschen in behördlich angeordneter Quarantäne

Nach dem Corona-Ausbruch sind in Göttingen alle Schulen und einige Kindertagesstätten geschlossen worden, weil sich unter den Infizierten auch Kinder und Jugendliche befinden. Allen Vereinen wurde der Trainings- und Wettkampfbetrieb von Mannschaft-Sportarten untersagt. Viele Infizierte und Kontaktpersonen sind aktive Sportler.

Zudem muss eine größere Zahl von Schülern für zwei Wochen in häusliche Quarantäne. Betroffen sind Jungen und Mädchen, die mit infizierten Kindern in Kontakt gekommen sein könnten. Insgesamt befinden sich nach Angaben der Verwaltung in Göttingen derzeit mehrere Hundert Menschen in behördlich angeordneter Quarantäne. Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler (SPD) schloss weitere Einschränkungen nicht aus. Die Stadt mache dies vom Verlauf des Infektionsgeschehens abhängig.

Testverlauf im Pflegeheim: Ein Bewohner ist positiv

Die Quote von Neuinfizierten innerhalb von sieben Tagen pro 100.000 Einwohner liegt bei 43. Ab 50 droht ein Lockdown.

221 Personen sind am Freitag im Pflegeheim getestet worden. Eine Person aus dem Kreis der Bewohnenden ist davon Covid-19-positiv. Diese Person wurde im Rahmen des Hygienekonzepts des Pflegeheims, das unter andere eine Trennung in einen Covid- und Non-Covid-Bereich beinhaltet, räumlich getrennt. Die vorausschauende Zusammenarbeit mit der Heimaufsicht und Pflegeheimen hat sich bewährt. Einzelne Bedienstete konnten aufgrund von beispielsweise Urlaub, Elternzeit oder anderen Abwesenheitsgründen noch nicht getestet werden. Die noch fehlenden Tests werden umgehend nachgeholt.

Aktuell sind 226 Personen in Stadt und Kreis Göttingen am Corona-Virus erkrankt, 21 mehr als am Vortag. Die Gesamtzahl bestätigter Infektionen steigt um 24 auf 1.025; davon sind 312 in der Stadt gemeldet, 713 im weiteren Kreisgebiet. Aktuell sind 722 Personen von der Infektion genesen, 77 sind in Verbindung mit einer Erkrankung an Covid-19 gestorben. Nach wie vor gilt, die bestehenden Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten, Kontakte zu anderen Personen auf ein Minimum zu reduzieren und so die Übertragungskette des Corona-Virus einzudämmen.