Bad Harzburg. Ist das Sexismus oder frech? Mit dem Bild eines Dekolleté und einem zweideutigen Spruch hat das Stadtmarketing Bad Harzburg in Hamburg geworben.

Ein tief ausgeschnittenes Dekolleté und dazu die Frage „Lust auf Berge?“. Damit wollte das Stadtmarketing auf die Vorzüge von Bad Harzburg aufmerksam machen. So warb man in den vergangenen Wochen im Hamburger Stadtgebiet mit Flyern und Postkarten für den Harzer Kurort.

Doch das ist nicht jedermanns Geschmack. Kaum war die Werbung auf dem Markt, schon hagelte es Proteste in den sozialen Medien. Die Karten im Postkartenformat waren in den Hamburger Szenekneipen verteilt worden und sollten darauf hinweisen, dass es von der Hansestadt bis in den Harz keine drei Stunden Fahrt sind. Der Text endet mit der Aufforderung „Entdecke unsere Erlebnispakete“.

Olaf Bewersdorf, Abteilungsleiter des Stadtmarketings in Bad Harzburg, und Angela Vollrodt aus dem Stadtmarketing, nennen als Zielgruppe weltoffene und tolerante Menschen im urbanen Umfeld. Mit augenzwinkernder Werbung wollte man hier Aufmerksamkeit erzeugen.

Das ist gelungen. Aber im Internet hagelte es vor allem negative Kritik. Da ist die Rede von Sexismus und Werbung im Stile der 1970-er Jahre.

Zwischenzeitlich hatte sich auch der Deutsche Werberat eingeschaltet. Als zentrale Selbstkontrolle der Werbewirtschaft bewertet das Gremium Nacktheit nicht generell als sexistisch. Kritisch sieht der Werberat laut seiner Richtlinien aber die „ausschließliche Fokussierung auf ein Dekolleté, wenn die Frau ohne Kopf und ohne jeglichen Produktbezug dargestellt wird“.

Sache erledigt?

Das liege hier vor und deshalb forderte der Werberat die Abgabe einer Stellungnahme. Daraufhin habe man sich auf das Ende der Aktion geeinigt.

Olaf Bewersdorf kann mit der Reglung leben. Schließlich sollte die Aktion sowieso Mitte Oktober beendet werden. Die Extra-Zeit nutze man nun, um sich auf die nächste Kampagne vorzubereiten, so der Abteilungsleiter.

Auch die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes hat sich zwischenzeitlich der Sichtweise des Werberats angeschlossen. Die Darstellung sei zudem geschmacklos und diskriminierend.

Angela Vollrodt und Olaf Bewersdorf weisen dies zurück. Wäre die Aktion sexistisch gewesen, dann hätte man sie nicht auf den Weg gebracht. Die Vorschläge der Agentur seien zwar diskutiert worden, aber auch die Frauen im Stadtmarketing-Team hätten keine Einwände gehabt. Zudem würden in der beauftragten Agentur nur Frauen arbeiten. Vollrodt und Bewersdorf sehen die Kampagne als eine Aktion von emanzipierten und selbstbewussten Frauen.

Es geht weiter

Dennoch kehrt in Bad Harzburg keine Ruhe ein. Susanne Herweg hatte als Vorsitzende der Frauen-Union nicht nur die Kampagne kritisiert. Auch der Umgang des Stadtmarketings mit der Kritik erregt ihr Unbehagen. Es sei keineswegs so, dass sich nur die „Emanzen“ beschwert hätten, so Herwig in der Goslarschen Zeitung.

Kontra bekommt Susanne Herweg nun von Eva Ronkainen-Kolb, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Stadtmarketings. Sie fühlt sich persönlich betroffen und moniert, dass einige Beteiligte hier Privates und Politisches vermischen. Die Kampagne sei kontrovers und bereichernd diskutiert worden und Frau Herweg könne sicherlich nicht für das Stadtmarketing sprechen.