Braunlage. Verkehrsunternehmen befeuern Idee von West-Erweiterung der Brockenbahn: Der Verband hat vorgeschlagen, die Bahn mit Braunlage zu verbinden.

Eine Machbarkeitsstudie für das Szenario, das die Herzen von Eisenbahnfans zum Glühen bringen könnte, liegt in den Aktenschränken der Harzer Schmalspurbahnen (HSB) in Wernigerode sowie der Verkehrsministerien in Hannover und Magdeburg. Jetzt hat der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen die Idee von der West-Erweiterung der Brockenbahn befeuert.

In dieser Woche hat der Verband eine Liste stillgelegter Bahnstrecken präsentiert und regt an, darüber nachzudenken, sie zu reaktivieren. Ziemlich am Ende der Liste finden sich die Harzer Schmalspurbahnen. „Braunlage-Abzw. Wietfeld“ steht in dem Papier. Gemeint ist, die Brockenbahn von Elend nach Braunlage zu verlängern. Das wäre indes keine Reaktivierung – die Strecke gab es nie. Vielmehr handelt es sich um eine alte Planungsvariante aus den 1930er Jahren, erklärt der Journalist Söhnke Streckel aus Wernigerode, Herausgeber eines Buches über Strecken und Bahnhöfe der Schmalspurbahnen im Harz. In der Wietfelder Straße in Elend befindet sich der Bahnübergang, von dem aus die neue Verbindung nach Braunlage gelegt werden könnte.

In der Region wäre der Beifall groß, Bahnfans wären ohnehin begeistert. „Bisher hat noch niemand an unsere Tür geklopft“, sagt HSB-Sprecherin Heide Baumgärtner auf die Frage, ob es bereits Reaktionen von offizieller Seite gebe. Sie fügt hinzu: „Wir stehen für neue Diskussionen bereit, die Pläne sind in der Schublade.“

Die Ausgangslage ist bekannt. Die West-Erweiterung war vor rund zehn Jahren ein großes Thema in den Ministerien in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Eine Studie wurde angefertigt. Sie kam zu dem Schluss, dass der Betrieb der Strecke zwischen Elend und Braunlage pro Jahr rund eine Million Euro kosten würde. Das führte dazu, dass die Ministerien sich 2010 von dem Projekt verabschiedeten. „Wir sehen im Moment keine Möglichkeit“, hieß es aus dem Verkehrsministerium in Hannover. Aus Magdeburg wurde erklärt: „Es gibt derzeit keine Chance auf finanzielle Umsetzung.“ Um die laufenden Kosten zu decken, setzten die Ministerien auf „das Engagement Dritter“. So jemand ist bis heute nicht in Sicht. Seinerzeit war von einer Streckenerweiterung um sechs Kilometer die Rede. Die Investitionen dafür wurden auf bis zu 12,3 Millionen Euro beziffert.

Die HSB-Züge gehören zu den größten Zugpferden im Tourismus, aber sie sind auf Zuschüsse angewiesen. Trotz eigener Einnahmen von 12 bis 14 Millionen Euro pro Jahr und den Beiträgen der kommunalen Gesellschafter von 770.000 Euro ist das Unternehmen mit Sitz in Wernigerode auf die Länder angewiesen. Sachsen-Anhalt zahlt 5,1 Millionen Euro pro Jahr, Thüringen 1,3 Millionen. Nach wie vor zählt Braunlage zum Gesellschafterkreis. Und zuletzt war aus dem Kreis von Umweltschützern zu hören, wenn der Skilift und die Skiabfahrt in Schierke scheitern sollten, könnte die Brockenbahn-Erweiterung länderübergreifend ein Signal setzen.

Braunlages Bürgermeister Stefan Grote, der seinerzeit begeistert war, sieht heute keine Möglichkeit mehr. Niemand könne die laufenden Kosten tragen, und die Investition wäre heute deutlich höher. Er nennt die Bahn-Erweiterung ein Gespenst. „Und das wird es bleiben.“