Seesen . Die Landesforsten haben mit der Ernte von Buche, Ahorn, Esche und Eiche begonnen. Sägewerke und Holzverarbeiter brauchen dringend Frischholz.

Haushoch stapeln sich Fichtenstämme in den Wäldern Südniedersachsens, bis an die Baumkronen reichen mancherorts die Holzpolter. Während das Sturm- und Borkenkäferholz aus den Nadelwäldern nach dem Dürresommer in großen Massen auf die Weiterverarbeitung wartet, ist die Nachfrage nach frisch geerntetem Laubholz derzeit groß.

Die Niedersächsischen Landesforsten haben mit der Ernte von Buche, Ahorn, Esche und Eiche begonnen – und das, obwohl die Lagerkapazitäten im Wald begrenzt sind. Die Nachfrage kommt aus den Sägewerken und der holzverarbeitenden Industrie: deren Laubholz-Lager sind leergefegt und die Betriebe sind auf Frischholzlieferung angewiesen. Nadelbäume werden ganzjährig geerntet, Laubbäume dagegen nur in der kalten Jahreszeit; wenn sie keinen „Saft führen“, sagen Forstleute und meinen damit den Wasser- und Nährstofftransport unter der Rinde, der im Winter ruht. Sägewerke und andere Holzverarbeiter sind auf diesen Ernte-Rhythmus eingestellt. Nun benötigen sie wieder dringend Frischholz. Verwender von Laubhölzern aus heimischen Wäldern sind Möbelhersteller, Küchenbauer oder Produzenten von Holzfußböden, Treppen und Türen. Sie alle suchen in den kommenden Wochen und Monaten Buchenstämme aus dem Solling, Eschen und Eichen aus dem Göttinger Land, Bergahorn und Roterlen vom Harzrand.

Genauso planen die Hersteller von Holzstielen für Speiseeis oder Grillkohleproduzenten: Die Stiele müssen in rauen Mengen vor der warmen Jahreszeit beim Eishersteller bereitliegen und die Holzkohlelager bis zum Beginn der Grillsaison gefüllt sein. „Wir verarbeiten solche Buchenstämme zu Grillkohle, die im Rahmen einer Durchforstung bei der Waldpflege anfallen. Die dünnen bis mittelalten Stämme eignen sich dafür am besten“, weiß Benedikt Wingen. Der Holzeinkäufer von Profagus aus Bodenfelde kauft in den umliegenden Wälder seinen Rohstoff ein und achtet auf möglichst kurze Transportwege in sein Werk an der Weser.

Auch andere Holzkäufer sorgen sich darum, in der laufenden Saison ausreichend Rohstoffe am Markt einzukaufen. „Der letzte Winter war völlig verregnet. Auf den weichen Waldböden mussten die Forstämter vorzeitig die Laubholzernte einstellen“, erinnert sich Wolf-Georg Fehrensen. Der Sägewerksbetreiber und Holzhändler aus Hedemünden hat langfristige Lieferverträge mit den Landesforsten. „Die in der vergangenen Saison ausgehandelten Laubholzmengen sind teilweise noch nicht erfüllt, denn bis zuletzt hatte die Sturmaufarbeitung und Borkenkäferbekämpfung Vorrang“, begründet Fehrensen das fehlende Laubholz in seinem Werk.

Waldbesucher sollten sich deshalb nicht wundern, wenn Motorsägen und Forstmaschinen nahezu pausenlos im Einsatz sind. „Aber das sind zwei Paar verschiedene Schuhe“, sagt Klaus Jänich, Vizepräsident der Landesforsten, „während Nadelholz in Mitteleuropa als Ladenhüter gehandelt wird und ein Überangebot den Preis einbrechen lässt, können wir unsere Laubholz-Kunden nicht einfach verhungern lassen.“ Jänich verweist auf bestehende Lieferverträge. Mit Nadelholz könnten die nichts anfangen, so der Vizepräsident. Er bitte Waldbesucher um Verständnis dafür, dass sich die aktuelle Laubholzernte nahtlos an die Aufarbeitung der Schadhölzer anschließt. „Es geht hier um das Überleben wichtiger holzverarbeitender Betriebe in der Region, von denen wir in Südniedersachsen nicht mehr viele haben.“