Hofgeismar. Im Tierpark Sababurg gab es in diesem Jahr reichlich Elchnachwuchs. Für die fünf jungen Kälbchen werden noch Paten gesucht.

Tiefenentspannt döst Elchkuh Greta im Schatten der alten, hohen Eiche, die mitten im Elchgehege der Skandinavischen Welt thront. Plötzlich Motorengeräusche, Erde wirbelt auf. Greta spitzt die Ohren, reckt den Hals und schaut neugierig in Richtung Zaun. Ein silberfarbener Pick-up mit dem Logo des Tierparks Saba burg hält vor dem Gehege. Ob es jetzt wohl Nachschub an saftigen Weiden- und Birkenzweigen gibt?

Den bekommen die vier Elchkühe Greta, Olafine, Lotte und Mathilda sowie die drei Elchbullen Ole, Lasse und Karlsson, die derzeit dort in zwei Gehegen leben dreimal die Woche zusätzlich zu Obst und Kraftfutter wie Zuckerrübenschnitzel, Quetschhafer und Heupellets. „Natürlich gleich eine ganze Wagenladung voll, denn Elche sind von massiger Statur und fressen ganz schön viel“, erzählt Zootierpflegerin Lena Waldeck, die neben den Elchen auch für die Wölfe, Wildpferde und anderen Hirsche zuständig ist. „Wenn die Elchkälbchen bald mitfressen, wird es sogar noch mehr werden.“

Elche lieben es vegetarisch

Elche sind Konzentratselektierer. Ihre Nahrung besteht aus leicht verdaulicher, eiweiß- sowie energiereicher Kost. Mit ihrer feinen Nase und der mit Tasthaaren besetzten Schnauze, dem Muffel, suchen sie auf ihren Streifzügen durch die alpinen Regionen und sumpfigen Wälder des Nordens nach jungen Trieben, Knospen, Blaubeerreisig, Besenheide und zartem Laub sowie Flechten und Moosen, aus denen sie sich im Herbst für den kargen Winter einen Fettvorrat anfressen. „Im Winter finden sie leider nicht so viel energiereiche Nahrung, so dass sie in der Winterzeit rund zwölf bis 20 Prozent ihres Körpergewichtes verlieren“, erzählt Waldeck. Auch Wasserpflanzen stehen in freier Natur auf ihrem Speiseplan, denn Elche sind gute Schwimmer und können ausgezeichnet tauchen. „Unsere Elche lieben Weiden- und Birkenzweige, aber auch das Grün von Erle und Pappel sowie die Blätter der Kastanie und des Ahorns. Für die Elche, Rentiere und anderen Hirsche kultivieren wir daher extra zwei große Birken- und Weidenplantagen, aus denen wir kontinuierlich ernten können.“

Der Tierpark Sababurg ist sehr stolz neben anderen Hirscharten, wie dem Rotwild oder den Rentieren auch den König des Waldes zu beherbergen, denn Hirschhaltung hat im nordhessischen Tierpark im Reinhardswald eine lange Tradition. Bereits im 16. Jahrhundert hielt der damalige Landgraf Wilhelm IV. auf dem 130 Hektar großen Gelände unterhalb seines Jagdschlosses, der Sababurg, Rentiere und weitere Hirsche. „Deshalb war es für uns eine Herzensangelegenheit auch den größten Hirsch nach Hofgeismar zu holen“, erzählt Biologin Sandy Roedde. 2013 war es soweit und Elchbulle Ole und eine Elchkuh haben ihr Gehege bezogen. Ein Jahr später kamen noch zwei weitere Kühe dazu, so dass sich der Tierpark 2015 über die Geburt der ersten Kälbchen freuen konnte. Die nordische Welt mit großem Außengehege, die sich auf zwei Teilgehege mit einer Gesamtfläche von mehr als sechs Hektar erstreckt, bietet dem europäischen Elch im Hofgeismarer Wildpark perfekte Lebensbedingungen wie in freier Wildbahn.

Doppelte Überraschung

Und wie es scheint, fühlt sich der König des Waldes im Reinhardswald so richtig wohl, denn in diesem Jahr gab es gleich fünfmal Mal Nachwuchs. „Als das Kälbchen Ede von Elchkuh Lotte sowie die Zwillinge Peter und Heidi von Elchkuh Greta geboren wurden, war das schon eine Überraschung“, erklärt Lena Waldeck. „Wir hatten jedoch überhaupt nicht damit gerechnet, dass unsere junge Elchkuh Olafine auch trächtig ist.“ Ebenfalls Mitte Mai erblickten dann überraschend noch die Zwillingskälbchen Ida und Elli das Licht der Welt. „Die Geburt verlief problemlos. Das erste Kälbchen kam gegen 9 Uhr morgens und bereits um 10 Uhr war schon das zweite da“, freut sich die Zootierpflegerin. Und so hat sich die Elchpopulation im Tierpark einfach einmal annähernd verdoppelt. „Natürlich können wir nicht alle Elchkälbchen behalten und müssen sie später auf andere Tierparks verteilen.“

Aber zunächst müssen die Kleinen groß und stark werden. „Mathilda ist die einzige Elchkuh, die dieses Jahr kein Kälbchen bekommen hat. Deshalb haben wir sie zu den Herren der Schöpfung ins Nachbargehege umquartiert, damit es keine Probleme zwischen ihr und den Muttertieren gibt und die Elchmütter ihre Kälbchen in Ruhe aufziehen können. Das Zusammenleben von Mathilda und den männlichen Elchen klappt reibungslos, denn Elchbullen haben außerhalb der Brunftzeit kein Interesse an Elchkühen.“

Während Elchkuh Greta es sich im Schatten der hohen Eiche gut gehen lässt und sich ihre zwei Kälbchen ein wenig entfernt im Dickicht verstecken, liegen die Herren der Schöpfung und Elchkuh Mathilda im anderen Gehege zufrieden im Gras und halten ein Mittagsschläfchen. „Einige der Elchkühe lassen sich sogar aus der Hand füttern“, erzählt Waldeck. „Die Muttertiere können aber auch richtig stinkig werden, wenn wir zu nah an die Kleinen herankommen. Olafine legt dann gerne die Ohren an und tritt im Zweifelsfall auch mit den Klauen nach vorne aus.“ Doch eigentlich seien Elche grundsätzlich von ruhigem Gemüt und in der freien Natur sogar überzeugte Einzelgänger. Bei ihren Streifzügen durch die skandinavische oder nordamerikanische Wildnis beanspruchen sie meist ein Territorium von rund 1 500 Hektar und meiden den Kontakt mit anderen Elchen. Außer natürlich zur Brunftzeit, wenn sie auf der Suche nach einem Weibchen in Konkurrenz mit anderen Rivalen treten. Dann wird das Geweih, das die Bullen im Frühjahr abwerfen und das rechtzeitig zur Brunftzeit im Herbst wieder vollständig ausgewachsen ist, zum Kampf genutzt. „Ein Schaufelgeweih eines ausgewachsenen Elchbullen kann rund 15 Kilo schwer werden“, verdeutlicht Waldeck die Dimension. „Wahrscheinlich haben die Elchbullen mit einem Schaufelgeweih die besseren Chancen im Kampf und damit auch bei den Weibchen.“

Hirschbrunftführungen

Wer den König des Waldes, der ein stolzes Alter von 27 Jahren erreichen kann, hautnah erleben will, muss also nicht erst ins Flugzeug nach Kanada, Nordamerika oder Skandinavien steigen. Im nordhessischen Tierpark Saba burg kann der Elch das ganze Jahr über besucht werden. Elchführungen bietet der Tierpark Sababurg zwar nicht an, dafür aber Hirschführungen, bei denen auch der Elch besucht wird. Zur Paarungszeit des Rotwildes gibt es sogar spezielle Hirschbrunftführungen.

Die großen Holztische und -bänke an der skandinavischen Elchlodge bieten dem Besucher zudem Platz für ein Picknick mit Blick ins Elchgehege. An den Wochenenden kann man sich aber auch an der schwedischen Kaffee-Stuga direkt gegenüber bewirten lassen.

„Für die fünf kleinen Elchkälbchen suchen wir derzeit auch noch Paten“, erzählt Biologin Sandy Roedde. „Allerdings sind die Elchpatenschaften mit 500 Euro im Jahr auch unsere teuerste Tierpatenschaft.“ Dafür bleibt die Patenschaft bestehen, auch wenn die Kälbchen später auf andere Tierparks verteilt werden.

Neben den Elchen beherbergt der Zoo ganz viele weitere Wild- und Nutztiere, denen der Besucher im Wildpark ganz nah kommen kann.