Kai Diekmann ist nicht nur ehemaliger Chefredakteur der „Bild“-Zeitung und „Spiegel“-Bestsellerautor, sondern auch Vorsitzender des Freundeskreis Yad Vashem, war zuletzt im April in Israel – und fasst die Lage des kleinen Landes in dieser Folge des „Scholz-Update“ in einem Satz zusammen

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Kai Diekmann ist nicht nur ehemaliger Chefredakteur der „Bild“-Zeitung und „Spiegel“-Bestsellerautor, sondern auch Vorsitzender des Freundeskreis Yad Vashem, war zuletzt im April in Israel – und fasst die Lage des kleinen Landes in dieser Folge des „Scholz-Update“ in einem Satz zusammen, der ursprünglich von Golda Meir, der ehemaligen israelischen Ministerpräsidentin, stammt: „Wenn die Araber die Waffen niederlegen, dann ist Frieden, wenn Israel die Waffen niederlegt, gibt es kein Israel mehr.“ Dass die Hamas ihren Terrorangriff auf Israel am 71. Geburtstag des russischen Präsidenten Wladimir Putin startete, sei wahrscheinlich ein Zufall, so Diekmann: „Aber Putin ist in zweifacher Hinsicht ein Nutznießer: Einerseits wurde sein Krieg in der Ukraine von heute auf morgen von den Titelseiten der Zeitungen verdrängt, andererseits wird der Westen jetzt an Fronten herausgefordert und muss sich mit einem Ereignis beschäftigen, dass das Potenzial hat, die ganze Welt anzuzünden.“ Das müsse man auch in Deutschland begreifen, Diekmann hat kein Verständnis für die Ja, aber-Diskussionen, die bei uns im Zusammenhang mit dem Konflikt im Nahen Osten und der unbedingten Unterstützung Israels geführt werden: „Es kann in dieser Frage kein ja, aber geben, das bringt mich um, wenn ich es höre. Es geht auch gar nicht nur um eine historische Verpflichtung, die wir gegenüber Israel haben, sondern es ist in unserem ureigensten Interesse, dass die Hamas nicht erfolgreich sein wird. Denn die kämpft nicht nur gegen die Israel, die kämpft gegen unsere Werte und unseren Lebensstil.“ Und allen müsse klar sein, dass die religiösen Fanatiker kein politisches Ziel haben: „Die wollen Israel vernichten und deshalb kann es für Deutschland und die deutsche Politik kein ja, aber geben“, so Diekmann. Er habe sich deshalb sehr gewundert, dass er zu den wenigen gehörte, die nach dem Angriff am 7. Oktober eine israelische Fahne an sein Haus gehängt haben: „Ich hatte damit gerechnet, dass wie nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine die Solidarität mit Israel überall zu sehen ist. Doch leider ist da kaum etwas passiert. Und ich fürchte, das hat einen einfachen Grund: Offenbar haben viele Menschen Angst, sich mit Israel zu solidarisieren, weil wir erleben, dass wir auf deutschen Straßen ein Problem mit Antisemitismus haben.“ Es sei beschämend, wie still es in vielen Bereichen unserer Gesellschaft zu dem Thema geblieben sei. Die Politik der Bundesregierung nach dem Terrorangriff beurteilt Kai Diekmann unterschiedlich: „Ich fand es richtig, dass der Bundeskanzler sofort nach Israel gereist ist und dort seine Solidarität gezeigt hat. Aber genauso fand ich es falsch, dass ausgerechnet Deutschland bei den Vereinten Nationen Israel die Unterstützung versagt hat.“ Es bleibt die Frage, was Helmut Kohl gemacht hätte, der Bundeskanzler, mit dem Kai Diekmann eng befreundet und dessen Trauzeuge er war: „Er hätte vor allem dafür gesorgt, dass Europa mit einer Stimme spricht“, sagt Diekmann. „Dass uns das nicht gelingt, weder in Russland noch im Nahen Osten, zeigt, wie hilf- und machtlos dieser Kontinent ohne die politische Führung durch die USA ist.“