Rotterdam. Nationalfeiertag in den Niederlanden: Am Königstag wird Willem-Alexander 56. Trotz Straßenpartys – seine Krone hat an Glanz verloren.

Am 3. Oktober bleiben die Deutschen meist zu Haus, in der „Tagesschau“ laufen Schnipsel eines Festaktes und von Politiker-Reden, in denen meist zu etwas gemahnt ist. Am Königstag, dem Nationalfeiertag der Niederländer, dagegen heißt es: rausgehen, in die Mitte der Stadt. Das Heineken-Bier läuft rein, alles leuchtet in der Nationalfarbe Orange, Fahnen, Ballons, Flohmärkte, Straßenpartys.

Höhepunkt ist der Auftritt der Oranje-Familie, jedes Jahr in einer anderen Stadt. Am Donnerstag zeigten König Willem-Alexander und Königin Máxima sich in Rotterdam und ließen sich feiern. Schließlich ist der Tag nicht nur der 56. Geburtstag des Königs, sondern auch dessen zehnjähriges Thronjubiläum.

Die schlechten Umfrageergebnisse wurden weggelächelt. Nur noch 46 Prozent der Niederländer sprachen dem Königshaus ihr Vertrauen aus. „Cringe“, fällt der Sängerin Izaline Calister ein, wenn sie an den König denkt.

Vor zehn Jahren: Willem-Alexander wird König, passend gekleidet im Hermelinmantel.
Vor zehn Jahren: Willem-Alexander wird König, passend gekleidet im Hermelinmantel. © dpa | Lex Van Lieshout

Junge Leute finden König peinlich

Was so viel heißt: Der König lasse sie schaudern. „Peinlich eben“, sagte sie kürzlich bei einer TV-Debatte zum Thronjubiläum. Und das finden viele, vor allem junge Leute. Für sie ist der König ein „Boomer“, der viel zu oft mit dem Privatjet reist oder mit der königlichen Yacht schippert – gerne auch mitten im pandemischen Lockdown, als sein Volk unter den Maßnahmen ächzte.

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© dpa | Robin Van Lonkhuijsen

Dabei begann alles so vielversprechend. „Prinz Pilsje“ wurde Willem-Alexander genannt, wegen seiner Vorliebe für Bier. Auch Sportveranstaltungen liebt er seit jeher. Im Gegensatz zu seiner majestätischen Mutter, der langjährigen Königin Beatrix, wirkte der König nahbar. Seine gut gelaunte Frau Máxima, eine erfolgreiche Bankerin aus Argentinien, positionierte sich schnell. Inzwischen aber ist vom frühen Glanz nicht mehr allzu viel übrig.

Zum Thronjubiläum ließ sich der König den zehnteiligen Podcast „Mit den Augen des Königs“ befragen. Allerdings nicht von einem kritischen Journalisten, sondern einem Radio-DJ. Mit dem plaudert er locker, ohne peinliche Ausrutscher, aber auch ohne große Weisheiten. Die zehn Jahre seien so schnell vorbeigegangen, wundert sich der König.

Mottoparty in den Niederlanden, hier in Amsterdam: Alles muss orange sein.
Mottoparty in den Niederlanden, hier in Amsterdam: Alles muss orange sein. © dpa | Dingena Mol

König Willem-Alexander sieht Umfragen entspannt

„Es ist so unglaublich viel geschehen in den Niederlanden, der Familie, aber auch in Europa und in der Welt.“ Er mache sich im Übrigen nicht allzu viele Sorgen über die schlechten Umfrageergebnisse. Schließlich habe auch das Vertrauen in andere Institutionen abgenommen. Außerdem sei es ja auch nur eine Momentaufnahme.

Zumindest hat er wohl noch viel Zeit, die Werte zu drehen: Die Oranjes bleiben oft mehr als drei Jahrzehnte auf dem Thron. Willem-Alexander macht das auch immer noch gerne, wie er sagt. „Dass ich das tun darf. König sein von diesem schönen Land.“

Und auch das Volk schien am Königstag nicht mehr ganz so streng zu sein – und sah sein Königspaar durch die orangefarbene Brille. (mit dpa)