Berlin. Gemeinsam mit Olli Schulz moderiert der ZDF-Satiriker den Eurovision Song Contest fürs österreichische Publikum – und erntet Kritik.

Kontroversen sind das tägliche Brot für TV-Satiriker Jan Böhmermann. Mit seiner Ankündigung, den Eurovision Song Contest für einen österreichischen Spartensender zu moderieren, geriet er nun ein weiteres Mal in den medialen Fokus. Der langjährige NDR-Kommentator für Europas renommiertesten Musikerwettbewerb, Peter Urban, übte Kritik am Kurzzeit-Engagement. Seine Befürchtung: "Er würde alles nur niedermachen."

Wie ernst es Late-Night-Moderator Jan Böhmermann mit dem Eurovision Song Contest ist, kann man nur erahnen. Oft genug nahm der ZDF-Satiriker den Gesangswettstreit auf die Schippe. Durch die diesjährige Ausgabe aus Liverpool soll der Moderator des ZDF Magazin Royale gemeinsam mit Komiker Olli Schulz führen. Radio FM4, die Tochter des österreichischen öffentlich-rechtlichen Senders ORF hat sich mit den Diensten der beiden gleichzeitig einen PR-Coup gesichert. Zuvor hatten Böhmermann und Schulz in ihrem Spotify-Podcast "Fest & Flauschig" mehrfach betont, Reporter-Legende Peter Urban in der Funktion beerben zu wollen.

NDR-Legende kritisiert Böhmermann: "Reiner PR-Gag"

Nun teilte der 75-Jährige mit "RTL" seine Bedenken: "Olli Schulz ist ja wenigstens noch lustig. Jan Böhmermann finde ich zu verkniffen. Ich glaube, er hätte keinen Spaß an der Sache." Der Musikjournalist verleiht der deutschen Übertragung des ESC bereits seit 1997 seine Stimme. An der Ernsthaftigkeit Böhmermanns hegt er große Zweifel: "Er würde alles nur niedermachen. Den ESC muss jemand kommentieren, der das Ganze mit dem nötigen Humor sieht, aber es dennoch mag."

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Mit Ausnahme vom 2009 krankheitsbedingten Ausfall verpasste Peter Urban keine Ausgabe des ESC-Finals seit einem Vierteljahrhundert und gilt deshalb bei Fans des Formats als Legende. Mit der Show am 13. Mai beendet er allerdings seine journalistische Laufbahn. Zwar sagte Urban, dass es ihm egal sei, wer ihm auf seinem Posten folge. Das Intermezzo von Böhmermann und Schulz beim Jugenkultursender des ORF halte er aber für einen reinen "PR-Gag der beiden und des Radiosenders, der nicht sonderlich beliebt ist und etwas Aufmerksamkeit gut gebrauchen kann."

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Vorbild Österreich: Planen Böhmermann und Schulz lange ESC-Karriere?

Ob sich die beiden Komiker mit dem Engagement bei dem österreichischen Sender, das auch in der ORF-Mediathek zu sehen sein wird, für die Nachfolge Urbans warmlaufen ist noch vollkommen offen. Fest steht, dass die beiden in Österreich auf ein fast ebenso erfahrenes Moderatoren-Duo folgen. Die deutsch-österreichische Stermann und Grissemann moderierten den Wettbewerb zwischen 1995 und 2002 sowie von 2012 bis zur letzten Ausgabe. "Das sind natürlich riesige, stinkende Schuhe, in die wir da reinschlüpfen müssen, wir werden aber versuchen, unsere ganz eigene Farbe reinzubringen", kommentierte Böhmermann bei FM4 die Fußstapfen, in die er und Schulz am 13. Mai treten sollen.

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Das waren die letzten Gewinner des Eurovision Song Contests

JahrLandInterpretin/InterpretTitelPunkte
2023SchwedenLoreen"Tattoo"583
2022UkraineKalush Orchestra"Stefania"631
2021ItalienMåneskin"Zitti e buoni"524
2020ESC ausgefallen
2019NiederlandeDuncan Laurence"Arcade"498
2018IsraelNetta"Toy"529
2017PortugalSalvador Sobral"Amar pelos dois"758
2016UkraineJamala"1944"534
2015SchwedenMåns Zelmerlöw"Heroes"365
2014ÖsterreichConchita Wurst"Rise Lika A Phoenix"290
2013DänemarkEmmelie de Forest"Only Teardrops"281

Nervös mache das Klamauk-Duo NDR-Legende Urban nicht. Der langjährige ESC-Veteran betrachte "Böhmermann und Schulz überhaupt nicht als Konkurrenz und nehme sie auch nicht ernst". Als "albern und dämlich" bezeichnete er Böhmermanns Ankündigung, "alle anderen Länder Europas standesgemäß demütigen" zu wollen, "allen voran Deutschland".