Berlin/Washington. Mugshots sind in den USA nahezu omnipräsent und ein wahres Kulturgut. Was hat es mit der Begeisterung für die Polizeifotos auf sich?

  • Mehrfach wurde Ex-US-Präsident Donald Trump inzwischen angeklagt, nun wurden erstmals Mugshots von ihm veröffentlicht
  • Doch was hat es mit den Verbrecherfotos, die in den USA fast schon ein Kulturgut sind, auf sich?
  • Einige Ex-Häftlinge wurden durch sie sogar zu Stars

In den USA sind sie fast ein Kulturgut: Fotos von verhafteten und angeklagten Personen, auch Mugshots genannt. Manche Straftäter wurden durch ihre Veröffentlichung gar zu Stars – wie Jeremy Meeks, über den 2014 als "schönsten Verbrecher der USA" unzählige Medien berichteten.

Das ehemalige Mitglied einer Straßengang ergriff die Chance, startete eine Karriere als Model und schafft es noch heute, Jahre nach seiner Verhaftung, regelmäßig in die Klatschblätter.

Mugshots in den USA: Was ist das überhaupt? Das ist ihre Bedeutung

Angefertigt werden Mugshots in der Regel nach der Festnahme von mutmaßlichen Straftätern durch die Polizei. Die Aufnahmen sind Teil der erkennungsdienstlichen Behandlung, bei der auch die personenbezogenen Daten und die Fingerabdrücke der Beschuldigten erfasst werden. In Deutschland, wo ebenfalls entsprechende Fotos angefertigt werden, kann man nach zehn Jahren die Löschung der Daten beantragen.

In den USA, in der Datenschutz und Persönlichkeitsrechte einen deutlich geringeren Stellenwert haben, ist die Sache komplizierter. Denn selbst, wenn die Daten gelöscht werden würden: Die entsprechenden Mugshots wären nicht betroffen. Sie gelten in den meisten Bundesstaaten der Vereinigten Staaten als gemeinfrei und sind gemäß des "Freedom of Information Act" für jeden zugänglich. Lesen Sie auch: Anklage gegen Donald Trump – Ihm droht die ultimative Demütigung

Das große Geschäft mit dem Verbrechen: Mugshots in den USA

Das führt dazu, dass die Bilder vielfach von den Medien verbreitet werden. Über Jeremy Meeks berichtete 2014 sogar die "New York Times", die in den USA als Institution des seriösen Journalismus gilt. Andere Medien haben sich gar auf die Veröffentlichung von Mugshots spezialisier. Ein lukratives Geschäft, denn das Interesse an allem, was mit Kriminalität und Verbrechen zu tun hat, ist im Land groß.

Durch einen Mugshot wurde er als
Durch einen Mugshot wurde er als "schönster Verbrecher der USA" berühmt: Jeremy Meeks. © Stockton Police Department via Getty Images

Prominenten wird das oft zum Verhängnis. Denn in den USA ist es für sie kaum möglich, selbst kleine Straftaten vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Auch ihre Mugshots werden veröffentlicht. Und so kommt es vor, dass sich ein Foto des 19-jährigen Justin Bieber in einer Reihe mit Schwerverbrechern findet. Der Grund: Er wurde 2014 unter anderem wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis festgenommen. Auch interessant: Donald Trump macht Furore mit seinem Mugshot

Mugshots von Promis: Zweifelhafte Berühmtheit durch Polizeifotos

Auch Fotos von Lindsay Lohan, Paris Hilton, Keanu Reeves oder Hugh Grant haben es so zu zweifelhafter Berühmtheit geschafft. Selbst von Elvis Presley gibt es ein entsprechendes Bild. Ob die Beschuldigten die Straftat, die ihnen vorgeworfen wird, wirklich begangen haben, spielt dabei keine Rolle: Mugshots werden direkt veröffentlicht. Stellt sich später die Unschuld eines Fotografierten heraus, ändert das nichts mehr.

Manche Mugshots haben es über die Jahre sogar geschafft, Teil der Popkultur zu werden: Ein nach seiner Festnahme 1968 aufgenommenes Foto des Mörders und Sektenführers Charles Manson wurde über die Jahre auf T-Shirts, Tassen und Postern abgedruckt. Doch es sind nicht nur Fans und Anhänger des Verbrechers, die sich solche Devotionalien zulegen: Auch ganz normale Menschen praktizieren damit die Faszination am Bösen.