Berlin. Bei Touristen sind die Inseln in der Nordsee beliebt. Doch wo wird der Urlaub am schönsten? Ein Überblick – auch über Deutschland hinaus.

  • Millionen Touristen verbringen ihren Urlaub Jahr für Jahr an der Nordsee
  • Besonders die Inseln sind dabei beliebt
  • Doch welche Nordsee-Insel ist die schönste? Ein Überblick

Baden, Wandern, im Strandkorb dösen und Neues entdecken – dafür braucht man nicht ins Ausland zu reisen. Wer sich reif für die Insel fühlt, muss nicht nach Südeuropa oder in die Karibik fliegen. Denn die Inseln der Nordsee bieten ebenfalls jede Menge Abwechslung und schöne Aussichten.

Wer die Seele baumeln lassen möchte, der ist auf den Inseln des Unesco-Weltnaturerbes Wattenmeer gut aufgehoben. Doch für welche Insel soll man sich entscheiden? Diese Übersicht präsentiert die schönsten Nordseeinseln – vom dänischen Fanø über die friesischen Inseln Deutschlands.

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Sylt: Mehr als Deutschlands Promi-Insel

Sie ist die größte und wohl auch die bekanntestes der deutschen Nordseeinseln: Sylt zählt zu den nordfriesischen Inseln. Auf der am nördlichsten gelegenen Insel liegen die Kurorte Westerland, Kampen und Wenningstedt. Das vor allem der erste Ortsname bei vielen hängenbleibt, hat Westerland wohl auch einem Lied von den Ärzten zu verdanken.

Sylt gilt vielen als Promi-Insel. Doch Kenner wissen, dass es hier weit mehr zu tun gibt, als durch Westerland oder Kampen zu flanieren und ein bisschen anzugeben. Einfach und gemütlich geht es in Keitum mit seinen reetgedeckten Kapitänshäusern und traditionellen Teestuben zu. Auch im Norden, am sogenannten Ellenbogen, dem nördlichsten Teil Deutschlands, ist von Schickeria meistens keine Spur. Dafür gibt es umso mehr Schafe zu sehen. Und sogar zwei Leuchttürme.

Wilde Landschaft: In betörenden Naturfarben erstrahlt das Morsumer Kliff auf Sylt.
Wilde Landschaft: In betörenden Naturfarben erstrahlt das Morsumer Kliff auf Sylt. © Rainer Mirau/Sylt Marketing/dpa-tmn | Rainer Mirau/Sylt Marketing/dpa-tmn

Naturliebhaber zieht es außerdem ans bunte Morsumer Kliff im Osten, eine Abbruchkante aus rotem, gelbem und grünem Gestein, an der viele Schwalben nisten. Noch mehr Vögel beheimatet das Naturschutzgebiet Rantum-Becken, das auf die Wehrmacht zurückgeht: Diese deichte einen mehr als 500 Hektar großen Teil des Wattenmeeres für einen Flugplatz ein, der jedoch nie genutzt wurde. Heute liegt hier ein Vogelschutzgebiet zum Wandern oder Fahrradfahren.

Wer eine tolle Aussicht genießen möchte, der spaziert auf die Uwedüne in Kampen, mit 52,2 Metern die höchste Ergebung Sylts. Noch weiter reicht der Blick vom einzigen der fünf Sylter Leuchttürme, der noch besichtigt werden kann und in Hörnum steht.

Sylt: Was man über die Trauminsel in der Nordsee wissen muss

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    Fast wie in der Karibik: Urlaub auf der Nordseeinsel Föhr

    Föhr ist die zweitgrößte Nordseeinsel in Deutschland und liegt mitten im Nationalpark des Schleswig-Holsteinischen Wattenmeers. Die Insel wirbt für sich mit dem Beinamen „friesische Karibik“ und tatsächlich erinnern die hellen Sandstrände, das blaue Meer und die malerischen Inseldörfer daran. Friesenhäuser, Leuchttürme und Holländermühlen – all das findet man auf Föhr. Überall stehen die pittoresken Häuschen mit dem markanten Dach. Besonders idyllisch ist das Friesendorf Nieblum mit seinen Kapitänshäusern.

    Idylle pur: Klassisches Friesenhaus mit Reetdach in Nieblum auf der Insel Föhr.
    Idylle pur: Klassisches Friesenhaus mit Reetdach in Nieblum auf der Insel Föhr. © imago stock&people | imago stock&people

    Neben viel friesischer Inselkultur kann man hier auch Sehenswürdigkeiten in der Natur bestaunen. Beispielsweise bei einer Wanderung zu den Salzwiesen. Dabei handelt es sich vom Meer umspülte und überspülte Wiesen mit spannender Flora und Fauna. Am Dunsumer Deich kann man den Sonnenuntergang mit Blick auf Sylt genießen und bei Ebbe sogar bis nach Amrum durch das Watt wandern.

    Übrigens: Die Bewohner der Insel sprechen einen eigenen nordfriesischen Dialekt, der für Auswärtige oft etwas unverständlich ist. Dieser Dialekt heißt „Fering“ oder auch „Föhrer Friesisch“.

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    Nordseeinsel Amrum: Eine wandernde Sandbank und viel Ruhe

    Wer viel Action und Vergnügungsprogramm braucht, ist auf Amrum falsch. Wer schöne Natur schätzt, ist dafür genau richtig. Die zwei Stunden Fahrt mit der Fähre vom Festland aus halten den Alltag angenehm auf Abstand. Auf der Insel angekommen, wartet eine ganz besondere Attraktion: Kniepsand, eine riesige wandernde Sandbank. Ihr Strand ist zwölf Kilometer lang und bietet jedem Besucher genug Abstand zum nächsten Urlauber. Im Hinterland erstecken sich ausgedehnte Dünen, die sich über Holzwege entdecken lassen.

    Bei Ebbe führen Wattwanderungen bis zur Nachbarinsel Föhr. Wem die gut dreistündige Tour zu gewagt scheint, der findet genug Abwechslung auf Amrum selbst - zum Beispiel bei Vogelbeobachtungen im Natur- und Vogelschutzgebiet Amrumer Odde. Oder man stattet dem Inselwahrzeichen einen Besuch ab, dem rot-weißen Amrumer Leuchtturm von 1872, mit 42 Metern Höhe einer der höchsten an der Nordseeküste. Der Hunger lässt sich in Steenodde stillen, wo Fischer ihren Fang vom Boot verkaufen.

    Besonders spannend für Kulturliebhaber und Geschichtsfans sind die zahlreichen Gräber und Steinsetzungen aus der Steinzeit auf der Insel. Auch die Hügelgräber, die aus der Bronze- und Wikingerzeit stammen, findet man auf Amrum.

    Der Amrumer Leuchtturm von 1872 ist ein Wahrzeichen der Insel.
    Der Amrumer Leuchtturm von 1872 ist ein Wahrzeichen der Insel. © Simona Froehlich/Amrum Touristik/dpa-tmn | Simona Froehlich/Amrum Touristik/dpa-tmn

    Keine Autos, aber eine Ampel: Urlaubsgefühl auf Wangerooge

    „Gott schuf die Zeit, von Eile hat er nichts gesagt“, lautet das Wangerooger Motto, das Besucher bereits spüren, wenn sie von der Fähre treten und in die Inselbahn steigen. Spätestens, wenn diese in einer Viertelstunde durch Salzwiesen bis zum gleichnamigen Hauptort zuckelt, stellt sich ein Urlaubsgefühl ein. Statt Motorenheulen erklingt auf Wangerooge Möwengeschrei, die Insel ist autofrei. Dafür hat sie drei Türme, etwa den Alten Leuchtturm im Inseldorf.

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    Bei Schietwetter geht es ins Nationalparkhaus, vor dem ein 13 Meter langes Pottwal-Skelett steht. Im Dorf ist noch die erste Straße mit traditionellen Häusern von 1863 zu bewundern, die Robbenstraße. Heute steht hier die einzige Ampel der Insel vor dem Café Famoos - und zeigt an, ob das Lokal geöffnet oder geschlossen ist.

    Auf ihre Ampel sind die Wangerooger genauso stolz wie darauf, nicht nur eine reine Sommerdestination zu sein, vor allem dank der Zulassung als Thalasso-Nordseeheilbad. In den Genuss kommen Urlauber, ohne einen Cent auszugeben – auf Thalasso-Therapiewegen rund um den Bade- und Burgenstrand samt angegebener Reizintensität.

    Das Wasser hat sich zurückgezogen: In Ostende auf Wangerooge liegt ein Boot bei Ebbe auf dem Wattboden.
    Das Wasser hat sich zurückgezogen: In Ostende auf Wangerooge liegt ein Boot bei Ebbe auf dem Wattboden. © Andreas Heimann/dpa-tmn | Andreas Heimann/dpa-tmn

    Norderney: Natur und Teezeremonien im historischen Luftkurort

    Norderney ist schon sehr lange ein bekannter Luftkurort. 1797 wurde die Insel zur ersten Königlich-Preußischen Seebadeanstalt erklärt. Was es auf Wangerooge im Kleinen gibt, findet man auf Norderney im Großen: Die zweitgrößte Ostfriesische Insel nach Borkum bietet viel Natur für Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer. Wer zu Fuß unterwegs ist, kann zum Beispiel ein Schiffswrack im Osten der Insel besuchen: Der Heringslogger strandete dort 1967 und liegt bei Ebbe im Trockenen. Bei Flut sollte man sich allerdings vor dem schnell steigenden Wasser hüten.

    Nach einem Ausflug in die großen Naturschutzgebiete kann man herrlich in eins der Teehäuser einkehren. Das Motto: „Ostfriesische Gemütlichkeit hält stets ein Tässchen Tee bereit“ – kein schlechter Tipp für Urlauber. Der Ostfriesentee wird auf einem Stövchen serviert und kommt mit Kandis und Sahne, die das Wulkje (Wölkchen) bildet.

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    Größte Ostfriesische Insel: Hochseeluft und Sanddorn-Schnaps auf Borkum

    Borkum ist die größte und westlichste der Ostfriesischen Inseln und liegt etwa zwei Fährstunden von Emden auf dem Festland entfernt. Sie ist neben Helgoland die einzige deutsche Insel mit echtem Hochseeklima, also pollenarmer, jodhaltiger Luft. Dazu gibt's lange Strände, das Watt, weite Dünenlandschaften, Wald und Heide.

    Auf Aktive warten 130 Kilometer Wander- und Radwege. Eine längere Pause kann man zum Beispiel an der Seehundbank am Nordbad einlegen. Oder am Greune Stee, einer Landschaft voller Teiche und Wäldchen.

    Nahziele liegen in Corona-Zeiten im Trend: Die Strandkörbe auf Borkum warten auf mehr Urlauber.
    Nahziele liegen in Corona-Zeiten im Trend: Die Strandkörbe auf Borkum warten auf mehr Urlauber. © Ingo Wagner/dpa/dpa-tmn | Ingo Wagner/dpa/dpa-tmn

    Von der Geschichte Borkums erzählt das Heimatmuseum Dykhus. Wie auf Wangerooge, gibt es auch dort ein vollständiges Pottwal-Skelett zu sehen. Gerade im 18. Jahrhundert spielte der Walfang eine große Rolle auf der Insel und verhalf ihr zu Reichtum – bevor der Tourismus begann und Borkum 1850 zum Seebad wurde. Kulinarisches Aushängeschild der Insel ist der Sanddorn, den es als Schnaps, Grog, Buttermilch, Marmelade oder auf der Torte gibt.

    Nordseeinsel Terschelling: Ruheort und Vogelparadies

    Terschelling mit nicht einmal 5000 Bewohnern gehört nicht zu den meistbesuchten der fünf westfriesischen Inseln vor der niederländischen Küste. Das ist einerseits bedauerlich, andererseits aber gar nicht schlecht: So hat man die Natur häufig für sich.

    Die Landschaft aus Seen, Dünen, Wäldern, Wiesen, Heidegebieten und Sümpfen ist überraschend abwechslungsreich. Hinzukommen noch die Strände. Ein Highlight ist das Naturschutzgebiet Boschplaat im Osten. Dort leben und brüten an die 80 verschiedene Vogelarten, etwa Austernfischer, Kormorane, Löffler und verschiedene Schwalben.

    Terschelling in den Niederlanden bietet schöne Strände und würzige Seeluft.
    Terschelling in den Niederlanden bietet schöne Strände und würzige Seeluft. © VVV Terschelling/dpa-tmn | VVV Terschelling/dpa-tmn

    Von Harlingen aus braucht die Fähre zwei Stunden bis Terschelling, das Schnellboot macht die Strecke in 45 Minuten. West-Terschelling, der Hauptort der Insel, ist dann gleich angenehm beschaulich: pittoreske Backsteinhäuser, hübsche Cafés und kleine Geschäfte. Westlich des Dorfs beginnen die Dünen. Den besten Überblick bietet der Aussichtspunkt Seinpaalduin. Von hier aus sieht man den 55 Meter hohen Leuchtturm Brandaris, der auf das Jahr 1594 zurückgeht und somit der älteste der Niederlande ist.

    Fanø: Wo die dänische Nordsee besonders hyggelig ist

    Hygge heißt es auf Dänisch, wenn etwas richtig gemütlich ist. Und hyggelig kommt auch Fanø daher. Der schmucke Hauptort Nordby besteht aus lauter hübschen, reetgedeckten Häusern.

    Fanø war einst eine Großmacht der Segelschifffahrt. Auf diese Epoche geht das Inselwahrzeichen am Hafen zurück, zwei traurig schauende Hunde. An diese Zeit erinnern außerdem die Porzellanhund-Paare, die viele Fenstersimse zieren. Dänische Seefahrer brachten sie ihren Frauen als Zeichen der Treue mit.

    Häuser in Sonderho auf Fanø.
    Häuser in Sonderho auf Fanø. © imago images/Westend61 | imago images/Westend61

    Badegäste auf Fanø schätzen den 15 Kilometer langen Weststrand. Aktivurlauber sind auf der Panoramaroute 404 unterwegs, die mehrere Sehenswürdigkeiten der Insel miteinander verbindet. Sonderhø etwa ist angeblich das schönste Dorf Dänemarks.

    Wer sich gerne mit Geschichte befasst, besucht die bunt bemalten Bunker, Überreste des Atlantikwalls, den die deutsche Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs als Verteidigungsanlage errichtete. Die Überbleibsel sind auf vielen Wattenmeerinseln zu sehen.

    Texel: Perfekte Familieninsel der Niederlande

    Die größte Nordseeinsel der Niederlande gehört den Schafen. Man sagt, im Sommer übersteige die Zahl der Schafe die der Inselbewohner. Für Urlauber ist eine andere Zahl interessant: Texel zählt 1690 Sonnenstunden im Jahr, niederländischer Rekord. Besucher können im Hauptort Den Burg eine Unterkunft beziehen und von dort aus die 30 Kilometer Strand und 140 Kilometer Radwege entdecken. Ein Fahrrad gehört auf Texel einfach zum Urlaub dazu.

    Den besten Ausblick über Texel haben Urlauberinnen und Urlauber vom Leuchtturm aus.
    Den besten Ausblick über Texel haben Urlauberinnen und Urlauber vom Leuchtturm aus. © Bernadette Olderdissen/dpa-tmn | Bernadette Olderdissen/dpa-tmn

    Auf jeden Fall besichtigen sollte man die Dünen im Südwesten im Naturschutzgebiet de Hors. Besonders schön ist es dort im Mai und Juni, wenn die Orchideen blühen. Im bekannteren Nationalpark de Slufter sprießen im Juli und August Strandflieder und Grasnelken.

    Bilderbuchidylle mit teils bewachsenen Backsteinhäuschen liefert zum Beispiel das Inseldorf Oosterend. Für den besten Weitblick steigt man auf den 45 Meter hohen Leuchtturm. Für Kinder besonders spannend: Von Oudeschild fahren in der Hauptsaison Schiffe zu den Robbenbänken. (bml/dpa)