Braunschweig. Pascalis Stavrakoudis liebäugelte einst mit dem Profifußball, hat jetzt aber den Imbiss Plaka auf Kurs gebracht. Was hat sich inzwischen verändert?

Das Gespräch ist eigentlich schon beendet, als Pascalis Stavrakoudis dann doch noch ein persönliches Geheimnis rausrückt: Fußball sei sein großes Hobby und talentiert sei er schon als Jugendlicher gewesen, erzählt der Betreiber des Imbissbetriebs Plaka in der Salzdahlumer Straße in Braunschweig.

Er habe früher sogar mit einer Profikarriere geliebäugelt, die damals allerdings am Schluck aus einer Wasserpulle gescheitert sei. Es ist eine kleine Anekdote, die aber viel aussagt über den Mann, dessen Leben heute vor allem aus einem besteht: die Kunden mit seinem auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannten, selbst hergestellten Gyros zu verwöhnen.

Als Jugendlicher wollte er seine Heimat Griechenland um nichts verlassen

Ein bisschen suchen muss Stavrakoudis in seinem Handy, aber dann entdeckt er sie in seinem digitalen Fotoalbum: Es sind alte Aufnahmen, aus Zeitungsausgaben von vor rund 20 Jahren abfotografiert. Ein Motiv zeigt ihn beim Torjubel, ein Mannschaftskamerad umarmt ihn fröhlich. Beide tragen das blau-gelbe Eintracht-Dress. Das Foto stammt aus einer Zeit, als Trikots noch keine hautengen Hightech-Produkte waren, die jede Muskelwölbung abbildeten, sondern luftig am Körper herumflatterten.

Ein Jahr hatte der Stürmer bei den Blau-Gelben in der A-Jugend gekickt. Sein Talent war unbestritten. In seiner Heimatstadt Didymoteicho im Nordosten Griechenlands kickte er bereits als 17-Jähriger für den dortigen A.E. in der vierten Liga, hatte zu diesem Zeitpunkt auch schon für mehrere Jugendnationalmannschaften Griechenlands gespielt. Lange Zeit hatte Pascalis Stavrakoudis seine Heimat so sehr geliebt, dass er nicht weg wollte – so sehr, dass er seine Eltern als Zwölfjähriger alleine nach Deutschland auswandern ließ und lieber bei Oma und Opa in Didymoteicho blieb.

Jetzt aber wollte er sein Glück woanders versuchen.

Für sein Gyros am Drehspieß ist Plaka bekannt.
Für sein Gyros am Drehspieß ist Plaka bekannt. © Henning Thobaben

Im Test beim BVB, Vorbereitung in Kaiserslautern – und dann Eintracht Braunschweig

In einer Jugendmannschaft von Borussia Dortmund durfte er vorspielen, doch das Kapitel endete bereits nach zwei Tagen. „Da gab es nach dem Training immer Mineralwasser. Das kannte ich aus Griechenland aber nicht und mochte es auch nicht. Da bin ich wieder gegangen“, erzählt der 39-Jährige.

Nach ein paar Wochen Vorbereitungszeit beim 1. FC Kaiserslautern ging es für ihn schließlich zur Eintracht nach Braunschweig. Einen Bezug zu unserer Region besaß das Talent durch seine Eltern, die sich in Gifhorn niedergelassen hatten und dort ein Restaurant betrieben. Eine mögliche Karriere im Fußballgeschäft platzte ein Jahr später aber allein schon wegen seiner Berufung in den griechischen Militärdienst.

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„Interessiert haben ihn immer nur seine Freunde, Fußball und Motorroller“

Kurz danach schlug Stavrakoudis dann aber doch Wurzeln in Deutschland. In seiner griechischen Heimatstadt hatte er mit Litsa Avramidou eine Bekannte aus seinen Kinder- und Jugendjahren wieder getroffen. Seine heutige Ehefrau ist zwar in Deutschland geboren, doch ihre Familie kommt ebenfalls aus Didymoteicho. Urlaubsbesuche bei ihrer Familie sorgten lange Zeit nicht dafür, dass sich zwischen beiden ein Verhältnis aufbaute. „Er war ein Energiebündel und immer unterwegs. Ich konnte wenig mit ihm anfangen. Interessiert haben ihn immer nur seine Freunde, Fußball und Motorroller“, erzählt Litsa Avramidou.

Der Durchbruch gelang erst 2004 und auch hier spielte der Fußball eine wichtige Rolle. Nach Griechenlands überraschendem EM-Coup 2004 wagte sie einen Anruf. „Ich hatte fünf Nummern von ihm im Handy und habe nur kurz anklingeln lassen. Aber er hat zurückgerufen“, erzählt die Frau, die in Hannover ein Ergotherapie-Studium begonnen hatte. Aus dem Telefonat entwickelte sich mehr. Beide wurden ein Paar, zogen später zusammen. Heute sind sie eine sechsköpfige Familie – streng genommen sogar siebenköpfig, wenn man die englische Bulldogge Rocky mitzählt.

Der Wintergarten bietet neue Sitzmöglichkeiten.
Der Wintergarten bietet neue Sitzmöglichkeiten. © Henning Thobaben

Im Sommer feiert der Imbiss Plaka 50-jähriges Bestehen

Den Weg in die Gastronomie fand Pascalis Stavrakoudis insbesondere durch einen Job für einen Händler für griechische Lebensmittel. Als Fahrer brachte er die Waren zu Lokalen in der Region – unter anderem nach Braunschweig. Nachdem ein von seiner Mutter lanciertes Kneipenprojekt im Kanzlerfeld schnell wieder beendet war, knüpfte der umtriebige Grieche Kontakte zum Imbiss Plaka, der im Sommer 50-jähriges Bestehen feiert.

Rund zehn Jahre sollte er hier in der Folgezeit als Angestellter arbeiten. Weil der damalige Inhaber das Tagesgeschäft seinen Mitarbeitern überließ, stieg Pascalis Stavrakoudis nach und nach zum heimlichen Chef auf. Als der Mietvertrag vor rund sechs Jahren auslief, hoffte der Vorbetreiber vergeblich auf eine Verlängerung. Stattdessen bekam Stavrakoudis den Zuschlag.

Seitdem hat sich bei Plaka so viel verändert wie vermutlich in den ganzen Jahrzehnten zuvor nicht. Das betrifft zum einen das Äußere. Denn das Gebäude besteht aus zwei Containern, die lange Zeit als solche erkennbar waren. Stavrakoudis wertete das Konstrukt auf, verpasste dem Imbiss eine deutlich hübschere Außenverkleidung. Außerdem können die Gäste seit gut einem Jahr jetzt auch im gemütlicheren Rahmen vor Ort speisen. Der neue Inhaber ließ einen Wintergarten mit Sitzbereichen errichten. Auch im Küchenbereich löste der Gastronom den Investitionsstau auf und schaffte neue Küchengeräte an.

Geheime Gewürzmischung fürs Gyros

Stavrakoudis setzt auf Qualität bei den Lebensmitteln, die Billig-Mentalität früherer Jahre ist passé. Geblieben ist aus der Plaka-Tradition nur das Gyros nach Hausmarke. „Die Gewürzmischung ist ein Betriebsgeheimnis. Das Rezept wurde immer weitergegeben“, erzählt der Inhaber, der mit Stolz berichten kann: „Wir haben auch viele Stammkunden, die extra aus anderen Städten zu uns kommen.“

Was viele Besucher merken: Bei Plaka, benannt nach der Altstadt Athens, wird mit Leidenschaft gearbeitet. Das trifft nicht zuletzt auf den Chef zu. Von 11 bis 22 Uhr hat der Imbiss täglich geöffnet und Pascalis Stavrakoudis ist nahezu immer vor Ort. „Meist bin ich ab 9 Uhr zur Vorbereitung hier“, erzählt er. Den Laden abzuschließen, schaffe er meist erst gegen 23 Uhr. Bei seiner Familie in Rühme ist er dann aber oft erst gegen 1 Uhr nachts. An jeden Arbeitstag schließt sich eine Einheit in einem rund um die Uhr geöffneten Fitnessstudio an.

Stavrakoudis zeigt mit einem Lachen auf seine Augenringe. Still halten und abschalten – das konnte er noch nie wirklich. Auch wenn er Vertrauen in seine Mitarbeiter hat, will er als Chef immer präsent sein, den Erfolg keineswegs dem Zufall überlassen.

Familienzeit gibt es am Wochenende, wenn Frau und Kinder zum Gyrosessen vorbeikommen. Und natürlich im jährlichen Sommerurlaub in Griechenland. Fußball? Der hat in Stavrakoudis Leben nur noch sporadisch Platz. Aber in gewissem Maße hat er die Weichen dafür ja auch selbst gestellt, indem er das Dortmunder Prickelwasser einst verschmähte und davonzog.

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