Osterode. „Schwalbennester sind tabu“, schreibt unser Autor in seiner aktuellen Kolumne, nachdem in Osterode am Harz ein Vogelnest einfach entfernt worden ist.

Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, aber für mich ist die Rückkehr der sympathischen Flugkünstler ein Highlight im Jahr, denn vorbei ist dann der lange Winter, die unbeschwerte Zeit des Sommers steht vor der Tür. Dazu passen die Flugkünste der sogenannten Seglervögel, von Schwalben und Co, wenn sie auf der Jagd nach Beute ausgelassen im Steilflug den Himmel erobern und blitzschnell in alle Richtungen wieder verschwinden, begleitet von ihren typischen schrillen Rufen. Man kann ihnen stundenlang zusehen!

So ganz hatten wir die Hoffnung nicht aufgegeben, dass die Dachbalken des alten Hauses doch noch einmal zur Heimstatt der quirligen Vögel werden, Jahrzehnte haben sie diese munter ignoriert. Jetzt endlich hat es gepasst! Erstmals hat sich eine Schwalbenfamilie angesiedelt und nutzt einen passenden Zwischenraum zwischen Balkenstummel und Hauswand. Seitdem okkupieren sie den Luftraum, sausen im Garten dicht über unsere Köpfe ins Nest, nicht ohne dann zunächst in dem ihnen eigenen Singsang ausgiebig zu quasseln. Die sensiblen Tiere kommunizieren in einer großen Bandbreite von Lauten.

Schwalben sind geschützte Tiere

Und damit nicht genug: Auch am Nachbarhaus hatten sich in vermeintlich sicherer Höhe Schwalben angesiedelt, hatten fleißig gebaut und schließlich ihr neues Heim bezogen. Vom ersten Stock aus konnte man ihr Familienleben nur wenige Meter entfernt hautnah erleben, ein Hochfest für jeden Naturfreund.

Der Sommer versprach besondere ornithologische Einblicke in das Leben der streng geschützten Tiere, die immer seltener passende Nistplätze finden. Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden, die intensive Landwirtschaft, das Insektensterben, kurz, die stete Einschränkung ihres Lebensraumes, macht ihnen das Leben immer schwerer. Umso größer war die Vorfreude auf tolle Fotoaufnahmen.

Bußgeld bis zu 50.000 Euro

Doch zu früh gefreut! In einem unbeobachteten Moment ging dort jemand fleißig zu Werk, weg mit den Tieren, weg mit dem Nest, es muss ja alles ordentlich und sauber bleiben. Wo die Vögel gerade noch munter unterwegs waren, ist jetzt gähnende Leere, nur ein dunkler Abdruck „befleckt“ noch den weißen Putz. Das ist bitter!

Ach, übrigens: Das Zerstören von Schwalbennestern, ob bewohnt oder nicht, ob innerhalb oder außerhalb der Brutzeit, ist verboten und je nach Sachlage, die im Einzelnen zu prüfen ist, mit Bußgeld bis zu 50.000 Euro bewehrt.

Es ist also für betroffenen Hausbesitzer besser, bei ihrem verbotenen Tun nicht auf die Nachsicht naturaffiner Mitmenschen zu bauen, sondern sich mit den Schwalbennestern zu arrangieren. Als Boten des Glücks gelten diese im Volksglauben, die das Haus vor Feuer und Blitz sowie das Vieh im Stall vor Krankheiten bewahrten.

Meine Meinung ist: Wir brauchen viel mehr Schwalben in der Welt und viel mehr gute Nachrichten.