Herzberg/Osterode. 175 Jahre Zeitung für den Raum Osterode und Südharz: Das ist die bewegte Geschichte des HarzKurier seit dem „Anzeiger für den Flecken Herzberg“.

Aussehen und Titel, Herausgeber und Verbreitungsgebiet mögen sich gewandelt haben, doch der Kern blieb immer gleich: Spannende Nachrichten aus der Region für die Region. Sie sind das Herzstück des HarzKurier. Seit 1848 – dem Jahr der Märzrevolution und der Uraufführung des Radezky-Marsches, der Zeit des Goldrausches in Kalifornien – hat sich viel verändert. In der Welt und in der Zeitungsbranche. Geblieben ist der HarzKurier, der am 1. April 1848 zum ersten Mal erscheint – damals noch unter anderem Namen.

Die Geschichte unserer Zeitung beginnt also heute vor 175 Jahren, als ein junger Mann namens Gustav Friedrich Preiss im Alter von 23 Jahren in Herzberg seine Steindruckerei in der heutigen Hauptstraße 12 eröffnet. Dort gibt er den „Anzeiger für den Flecken Herzberg“ heraus, der sich schnell auf eine Art entwickelte, von der Macherinnen und Macher von Printmedien heute nur träumen können: Nach nur vier Jahren vergrößert Preiss das Verbreitungsgebiet, benennt sein Blatt zum „Anzeiger für das Fürstentum Grubenhagen“ um.

Zeitungen werden eingestellt

Nach dem Tod des Zeitungsgründers im Jahr 1888 führen dessen Söhne Karl und Alfred Preiss das Unternehmen weiter und geben die Zeitung unter dem Namen „Kreis-Zeitung, Anzeiger für das Fürstentum Grubenhagen“ heraus. In diesem Jahr wird Wilhelm der II. deutscher Kaiser, treibt der berüchtigte Mörder Jack the Ripper sein Unwesen in London, wird in Paris am Eiffelturm gebaut.

Doch in den folgenden 40 Jahren soll die Welt sich drastischer ändern als je zuvor. Zwei Weltkriege erschüttern die Menschheit und damit auch die Zeitungsbranche: Während des Dritten Reichs erwirkt die NS-Regierung nicht nur eine inhaltliche Gleichschaltung der Presse, viele Zeitungen und Verlage werden zusammengelegt oder geschlossen. Insgesamt sinkt die Zahl der Tageszeitungen in Nazi-Deutschland von 4.702 im Jahr 1932 auf 977 im Oktober 1944 – und in den letzten Monaten des Krieges noch weiter. Auch im Landkreis Osterode sind Blätter betroffen: Das Bad Lauterberger Tageblatt, die Herzberger Kreiszeitung sowie die Osteroder Kreiszeitung.

Kein Wunder, dass sich nach Kriegsende im Jahr 1945 immer mehr Menschen ihre Heimatzeitungen zurückwünschen. Die Familie Preiss hört den Ruf und nimmt die Zeitungsproduktion erneut auf.

Leistungsstarke Druckmaschine

Inzwischen hat Gustav Preiss’ Enkelin Elly Antrup die Geschäfte übernommen und entscheidet sich in den 50er Jahren schließlich dazu, Druckerei und Verlag zu verpachten. So kommt es, dass Erwin Jungfer Druckerei und Verlag der Herzberger Kreiszeitung übernimmt, bei der er bereits seit 1938 als Schriftleiter gearbeitet hat, und am 1. Februar 1950 die erste Ausgabe der „Herzberger Kreis-Zeitung – Herzberger Tageblatt“ herausgibt.

Es ist die Zeit des Kalten Krieges. In Deutschland führt Konrad Adenauer die Geschicke des Landes und der Entertainer Thomas Gottschalk wird geboren. Das Fernsehen als Massenmedium steckt derweil noch in den Kinderschuhen. In diesen Zeiten wächst die Auflage des Herzberger Tageblatts rasant, sodass Jungfer schließlich eine leistungsstärkere Druckmaschine, eine sogenannte Buchdruck-Rotationsdruckmaschine, anschafft.

Erneuter Namenswechsel zum 1. Januar 1959: Das Blatt erscheint nun als „Herzberger Zeitung“ erstmals im Vierfarbdruck und ab 1961 erstmals mit Erwin Jungfer als Besitzer, der Elly Antrup die Druckerei und den Verlag abgekauft hat.

Das Jubiläums-Logo steht für den Blick in die Zukunft, in der Journalismus wieder grünen und gedeihen soll.
Das Jubiläums-Logo steht für den Blick in die Zukunft, in der Journalismus wieder grünen und gedeihen soll. © HK

HarzKurier erscheint erstmalig

Rasante Entwicklungen in der Drucktechnik sorgen dafür, dass sich das Unternehmen von einer kleinen Druckerei schnell zu einer der führenden Rollenoffsetdruckereien weiterentwickelt. Auch die Zeitung wächst: So baut die Familie Jungfer – mit dabei ist inzwischen auch Erwin Jungfers Sohn Siegfried, der schon im Jahr 1954 eine Lehrstelle im väterlichen Betrieb angetreten hat – 1964 ein Verlags- und Druckhaus auf dem Grundstück unterhalb von Erwin Jungfers Privathaus am Herzberger Schlossberg.

Neben der bestehenden „Herzberger Zeitung“ wird 1969 die „Osteroder Rundschau“ gegründet, deren Erstausgabe am 13. September erscheint. Die Klammer, die beide vereinen soll, ist zugleich die Geburtsstunde der Zeitung, wie wir sie heute kennen: Der „HarzKurier“ erscheint erstmals am 2. Februar 1970 – im Jahr, als sich die Beatles trennen, Charles de Gaulle stirbt und ein Jahr, nachdem der erste Mensch den Mond betreten hat. Genau wie der Landkreis Osterode wächst auch der HarzKurier in dieser Zeit weiter, als das Verbreitungsgebiet auch auf Bad Lauterberg und Bad Sachsa ausgedehnt wird.

Alleinige Kreiszeitung

1987 wird Sigfried Jungfer alleiniger Geschäftsführer. Weiter geht es Schlag auf Schlag in den 90er-Jahren, die vor allem vom Wachstum geprägt sind: Nachdem im Jahr 1989 ein Großbrand am Schloßbahnhof eine der Druckmaschinen komplett zerstört hat und die Produktion kurzzeitig um die Hälfte abnimmt, wird im Gewerbegebiet „Aue“ ein neuer Standort errichtet 1991 wird dort eine zweite Druckhalle gebaut, 1993 folgt des Verwaltungsgebäude in der Aue und im Folgejahr eine dritte Druckhalle. Zur Gründung der Harz Kurier Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG kommt es 1996 – zeitgleich mit dem Start der Zeitungsproduktion im Neubau der vierten Druckhalle.

Meilensteine des Zeitungswesens

In der Mitte des 15. Jahrhunderts erfindet Johannes Gutenberg den Druck mit beweglichen Lettern und legt damit den Grundstein für moderne Zeitungsproduktion.

Das erste gedruckte periodische Nachrichtenblatt der Welt, das Zeitung genannt wird, ist die in Deutschland erschienene „Relation aller Fuernemmen und gedenckwuerdigen Historien“, die ab 1605 erscheint.

Mit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert und der Technisierung gibt es 1812 mit der Schnellpresse, 1845 mit der Rotationsmaschine und 1886 mit der Linotype-Setzmaschine Neuerungen, die die Entwicklung der Massenpresse vorantreiben.

In den 1920er-Jahren genießen Zeitungen als Massenmedien weltweit eine Monopolstellung, die sie trotz der Weiterentwicklung des Radios und des Fernsehens lange hält.

1994 geht „Der Spiegel“ als weltweit erstes Nachrichtenmagazin als „Spiegel Online“ online. Das erste reine Online-Nachrichtenportal, das nicht mit einem Printmedium verbunden ist, geht 2000 mit ka-news.de in Karlsruhe online.

Der Siegeszug des Internets läutet auch gleichzeitig eine Krise der Printmedien ein. So sank die Gesamtauflage der Tageszeitungen In Deutschland von 30,1 Millionen Exemplare auf 13,5 Millionen im Jahr 2018.

Eine Steigerung hingegen erfahren die Auflagen der E-Paper.

Mit der Einstellung des „Osteroder Kreisanzeigers“ 1997 wird der HarzKurier alleinige Tageszeitung im Landkreis Osterode am Harz, nachdem im Jahr 1996 die Harz Kurier Verlagsgesellschaft gegründet worden ist. Inzwischen ist auch eine fünfte Druckhalle am Standort Aue errichtet worden. Der große Geburtstag – 150 Jahre HarzKurier – wird im April 1998 begangen. Es ist das Jahr, in dem Falco stirbt und Gerhard Schröder Helmut Kohl nach 16 Jahren Amtszeit als Kanzler in Deutschland ablöst. Die Jahrtausendwende steht kurz bevor und das Internet hat längst seinen Siegeszug angetreten, der in den 2000ern noch weiter an Fahrt aufnehmen soll. Auch der HarzKurier wagt kurz nach der Jahrtausendwende den Schritt ins World Wide Web und stellt seine Inhalte seitdem auf der Plattform www.harzkurier.de zur Verfügung.

Wechsel zur FUNKE Gruppe

Im Jahr 2007 verändert sich der HarzKurier erneut: Das Medienhaus Braunschweig, damals zugehörig zur WAZ-Mediengruppe, heute zur FUNKE Mediengruppe, übernimmt die Zeitung. Ein Jahr später wird auch der Druck der Zeitung nach Braunschweig verlegt.

Doch nicht nur der HarzKurier wechselt seine Zugehörigkeit: Mit der Kreisfusion am 1. November 2016 wird der Landkreis Osterode Teil des Landkreises Göttingen. In dem geografisch langgestreckten Gebiet des Altkreises Osterode hat der HarzKurier von nun an einmal mehr eine Klammerfunktion, die die einzelnen Städte und Gemeinden verbindet und ihnen eine gemeinsame Plattform gibt. Nach 2017 firmiert der Verlag als Harz Kurier Verlag GmbH und seit September 2020 als FUNKE Harz Kurier GmbH.

Fokus aufs Digitale

Heute arbeiten beim HarzKurier in Osterode rund 30 Menschen täglich daran, eine qualitätvolle Zeitung für Leserinnen und Leser und Geschäftskundinnen und Geschäftskunden zu gestalten. Doch auch in den 2020ern steht die Zeit nicht still, sich zu verändern ist die einzige Möglichkeit, bestehen zu bleiben. So setzt der HarzKurier gemäß des wachsenden Bedarfs in der Leserschaft zunehmend auch auf digitale Inhalte – auch als Gegenpol zu Fake News, Hetze und ungefilterten Inhalten aus unseriösen Quellen im Netz.

„175 Jahre Zeitung im Altkreis ist ein Jubiläum, auf das wir alle stolz sein können“, sagt HarzKurier-Geschäftsführer Bernd Spieß. „Ich bin besonders stolz auf das gesamte Team, dass mit großem Einsatz und viel Herzblut in der Redaktion, der Vermarktung, dem Vertrieb und im Service Center die tägliche Erscheinung unserer Zeitung sicherstellt. Gerade in dieser turbulenten Zeit ist die Tageszeitung – gedruckt oder digital – als unabhängiges, neutrales Medium mit gut recherchierten Inhalten – ein wichtiger Garant für unsere Demokratie.“ Eine Tatsache, die sich seit 1848 nicht geändert hat.

175 Jahre – Das muss gefeiert werden. Mit Aktionen für unsere Leserinnen und Leser, unter anderem in Form einer Sonderausgabe im Sommer, wollen wir unser Jubiläum begehen.

Doch was verbindet Sie mit dem HarzKurier? Senden Sie uns Ihre Erinnerungen und Geschichten an redaktion-harzkurier@funkemedien.de. Ausgewählte Beitrage veröffentlichen wir in unserer Sonderausgabe.

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