Osterode. Zweiter Bürgerdialog in Osterode dreht sich um Bürgerenergie-Anlagen und die Beteiligung an der Energiewende.

Nachdem sich bei der ersten Veranstaltung alles um das Thema Elektromobilität gedreht hat (wir berichteten), ging es beim zweiten Bürgerdialog um Bürgerenergie-Anlagen und die Beteiligung an der Energiewende. Dabei sollten Möglichkeiten und Wege aufgezeigt werden, sich an erneuerbarer Energieversorgung zu beteiligen sowie die daraus resultierende Wertschöpfung vor Ort zu unterstützen. Dr. Katharina Willim, Klimaschutzmanagerin der Stadt Osterode am Harz und Andreas Steege, target GmbH, begrüßten die Teilnehmer und freuten sich über den guten Zuspruch im Osteroder Ratssaal.

Zu Beginn erläuterte Dr. Willim zunächst die einzelnen Aufgabenbereiche des Klimaschutzmanagements und die Verankerung in einer Kommune. Vernetzung, Koordination und Öffentlichkeitsarbeit waren die drei näher vorgestellten Segmente. Das Klimaschutzkonzept habe insofern eine wichtige Bedeutung, da es den Weg zur Treibhausgasneutralität aufzeige. Schließlich möchte Osterode am Harz dieses Ziel bis spätestens 2045 erreichen.

Weitere Punkte seien die Initiierung, die gesellschaftliche Akzeptanz sowie die Umsetzung und Förderung des Klimaschutzes.

Andreas Steege visualisierte in seinen Ausführungen die Motivation zur Maßnahmenergreifung, die in den anhaltenden Temperaturanomalien begründet seien. Zwar gab es im Jahr 2020 einen deutlichen Energieverbrauchsrückgang vor allem im Verkehrssektor. Grund sei allerdings ein verändertes Mobilitätsverhalten wegen der damals vorherrschenden Corona-Pandemie. Der Verkehr sei für etwa 30 Prozent des Endenergieverbrauchs (EEV) verantwortlich. Gut die Hälfte werde für die Wärmeversorgung genutzt. Und dort läge auch einer der Knackpunkte. Denn der Großteil der Wärmeversorgung resultiere aus fossilen Energieträgern.

„Der Anteil an erneuerbarer Energie am EEV sieht wie folgt aus: In 2019 konnten vor Ort fast neun Prozent des Stromverbrauchs bilanziell durch die erneuerbare Stromversorgung gedeckt werden. Wärmeseitig wurden 2019 etwa 13 Prozent des Wärmeverbrauchs durch erneuerbare Energien gedeckt“, so Steege.

Es folgte ein Beitrag von Wilhelm Sonntag aus Schwiegershausen. Sonntag, ein echter Windkraftpionier, hatte vor mehr als 30 Jahren die Art der Stromerzeugung mittels Wind für sich entdeckt. Er referierte über die Geschichte der Windenergie im Landkreis Göttingen.

Grundstein für Stromerzeugung in Bürgerhand gelegt

Während eines Besuches auf Borkum 1991 hatte ein Windrad seine Neugierde erweckt. Wieder in der Heimat angekommen, wurde Ende Dezember 1991 mit 25 Schwiegershäusern die Gesellschaft Windenergie Schwiegershausen gegründet. Im September des Folgejahres nahm eine 30 Meter hohe 80 KW-Anlage ihren Betrieb auf. Der Grundstein für Stromerzeugung in Bürgerhand war gelegt.

Damals war innerhalb weniger Monate die entsprechende Genehmigung zur Aufstellung erfolgt. Ein Zeitraum, von dem man heute nur noch träumen könne. „Wenn mich damals jemand nach einer möglichen Rendite fragte, war meine Antwort, dass grüner Strom die erste Rendite sei.“

Marko Schmidt vom Unternehmen Harz Energie stellte die Frage: „Harz mit Bürgerenergie oder Bürger mit Harz Energie? Bürger- und Harz Energie - das ist eine tolle Partnerschaft für den Harz!“

Der Vortragsschlusspunkt kam von der Bürgerenergie Harz eG (BEH) durch Manfred Grüne und Klaus-Dieter Voß. Das Ziel ihrer Genossenschaft sei eine klima- und umweltfreundliche Energieversorgung in der Region und zwar in Bürgerhand.

Erneuerbare Energien seien im Überfluss vorhanden, die Qualität der Energie sei die Herausforderung. Mitglieder würden einfach Anteile an der Genossenschaft zeichnen. Vom Kapital würden dann Anlagen zur Produktion erneuerbarer Energien finanziert werden. Damit werde regionaler Strom dort erzeugt, wo er benötigt werde. Die Wertschöpfung bliebe in der Region. Weitere Projekte seien bereits in Planung, unter anderem wurde die Kreuzkirche in Osterode am Harz genannt.

In diesem Zusammenhang empfahlen die zwei Redner, auch einen Blick auf das Solardachkataster Südniedersachsen zu werfen. Unter www.solardachkataster-suedniedersachsen.de könne man einsehen, ob sich ein Dach für Solarenergie eigne.

Zum Ende der Veranstaltung gab es einen regen Austausch und eine Diskussion aller Beteiligten und Besucher. Seitens der Stadt wurde daran erinnert, dass Bürgerinnen und Bürger ihre Ideen und Vorschläge für mehr Klimaschutz noch bis Ende des Monats auf https://www.ideenkarte.de/osterode/ hinterlegen können.