Osterode. Osterode hat „gemappt“: Das Inklusionsprojekt Inklusion bewegen von Stadt und Landkreis Göttingen zieht eine positive Bilanz. So lief die Aktion.

Inklusion bewegen, eine Kooperation zwischen Stadt und Landkreis Göttingen und den Harz-Weser-Werken gGmbH, hatte zu einem offenen „Mapping-Event“ eingeladen.

Ziel dieser Aktion, eine hatte bereits im Mai in Göttingen stattgefunden und weitere folgen im Herbst in Duderstadt und Hann. Münden, ist es, die sogenannte „Wheelmap“ auf www.wheelmap.org mit rollstuhlgerechten Orten zu befüllen, um mobilitätseingeschränkten Menschen eine Übersicht zu bieten.

Die Wheelmap wurde von den Sozialhelden in Berlin entwickelt und stellt das größte Verzeichnis dieser Art weltweit dar. „Barrierefreiheit ist nicht nur ein Thema für Menschen mit Beeinträchtigungen“, so Henning Strieben für die Geschäftsstelle Inklusion bewegen im Landkreis Göttingen.

Begehung und Wochenmarkt-Stand

Viele Menschen sind auf Hilfsmittel angewiesen, Rollstühle oder Rollatoren. Aber auch Kinderwagen – speziell Zwillingskinderwagen bleiben in zu schmalen Kassen stecken oder scheitern schon am Eingang durch Treppen oder schmale Türen. Osterodes Bürgermeister Jens Augat begrüßt die Initiative von Inklusion bewegen, mit deren Vertreterinnen und Vertretern er bereits zum Jahreswechsel eine Begehung einiger Behindertenparkplätze in Osterode unternommen und die dort erhaltenen Erkenntnisse schnell und zielführend umgesetzt hatte.

Im Vorfeld des „Mapping-Events“ in Osterode am Harz, hatte Inklusion bewegen zusammen mit dem Göttinger Verein SC Hainberg (Rollitraining) bereits eine Online-Schulung durchgeführt, in der sich Bürgerinnen und Bürger, Betroffene und Unternehmensvertreterinnen und Unternehmensvertreter über die Wheelmap und das Mapping-Event erkundigt hatten. Die Zuständigen des Projektes Henning Strieben (Leiter der Geschäftsstelle Inklusion bewegen in Osterode) und Jenny Erbach (Inklusionskoordinatorin der Stadt Göttingen) waren an einem Dienstag mit einem kleinen Stand auf dem Osteroder Wochenmarkt vertreten, um den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern zu führen und über die Wheelmap aufzuklären.

Osteroder Marktbesucher interessiert

„Und das ist viel leichter als gedacht, in der Karte werden die meisten Einrichtungen angezeigt. Erscheinen diese grau, so besteht noch Handlungsbedarf – ein Foto mit der Handykamera und die Beurteilung, ob der Ort barrierefrei ist oder nicht, können mit wenigen geführten Fingerklicks eingetragen werden. Dies geht auch bei WCs für Menschen mit Beeinträchtigungen“, berichtet Strieben.

Die Osteroder Marktbesucher zeigten sich interessiert. Deshalb „mappte“ er an diesem Tag auch selbst: „Ich habe die Mehrheit der am Kornmarkt gelegenen Geschäfte besucht, die Gewerbetreibenden über die Wheelmap informiert und ihnen angeboten, einen Eintrag für sie vorzunehmen. Dieses Angebot wurde überwiegend angenommen und die Aktion als positiv bewertet. Ich konnte allerdings auch Erkenntnisse mitnehmen. So etwa, dass auch mobile Rampen durchaus kritisch vom Denkmalschutz beurteilt werden oder bei bestimmten Voraussetzungen nicht normgerecht umgesetzt werden können, obwohl die Ladenbesitzer es gerne möchten. Und dass Mappen echt Spaß macht.“

Barrierefreiheit schwierig

Auch Bürgermeister Augat bestätigte, dass nicht nur die Häuser sondern auch der Kornmarkt selbst unter Denkmalschutz stehen. Er führte weiter aus, dass auch die für nächstes Jahr geplante Sanierung des Kornmarktes nicht alle Barrieren beseitigen könne, vor allem da zwischen Marientorstraße und Martin-Luther-Platz ein erheblicher Höhenunterschied bestehe.

Strieben fügte noch hinzu, dass die Gewerbetreibenden aber auch einen gewissen „Harzer Pragmatismus“ gezeigt haben. Wie selbstverständlich erklärten alle Geschäfte, die eine oder mehrere Stufen am Eingang haben, dass man den Menschen behilflich sein werde. So solle man vorab entweder anrufen oder vor dem Geschäft laut rufen. Man könne aber auch die Ware vor dem Geschäft zeigen, ähnlich wie im Lockdown. Oft gibt es versteckte Wege, durch Garagen zu Aufzügen oder zu Nebeneingängen.

Zur Barrierefreiheit sensibilisiert

Eva-Maria Martin, Inklusionskoordinatorin des Landkreises Göttingen, zieht für das Mapping-Event in Osterode ebenfalls ein positives Fazit. „Es ist gelungen für das Thema Barrierefreiheit zu sensibilisieren und auch Erkenntnisse mit in die Verwaltung zu nehmen, die geprüft werden müssen.“

Inklusion bewegen kann interessierte Schulen, Firmen oder andere Gruppen im Landkreis Göttingen in Absprache auch in das „Mappen“ einführen. Ansprechpartner für Wheelmap-Aktionen im Landkreis Göttingen: Henning Strieben, Geschäftsstelle Inklusion bewegen: strieben@inklusion-bewegen.de oder unter 05522/3159305 und Eva-Maria Martin, Inklusionskoordinatorin des Landkreises Göttingen: martin06@landkreisgoettingen.de oder 0551/525-3026.

Weitere Mapping-Termine sind dann in Duderstadt am Dienstag, dem 6. September, in der Zeit von 10 bis 20 Uhr, Online-Infoveranstaltung am Dienstag, 30. August, 18 bis 20 Uhr, und in Hann. Münden am Dienstag, 27. September, 10 bis 20 Uhr, Online-Infoveranstaltung am Dienstag, 20. September, 18 bis 20 Uhr.