Lerbach. Am 26. Juni ist die Einweihung einer neuen Schautafel in Lerbach mit Gottesdienst, Blasmusik und Peitschenkonzert

Im Freilichtmuseum im Mühlental, das 1994 durch die Heimatstube Lerbach eröffnet wurde, werden Besucher über Eisensteinbergbau und Köhlerei informiert. Neben der Köhlerhütte „Köte Haumeister“ und einem Holzkohle-Schaumeiler sowie Schachtgebäude und Eisensteinstollen mit Holztürstock und Grubenwagen, Holzkarren und Schlitten informieren Schautafeln über die Erwerbszweige im ehemaligen Bergdorf. Bei jährlichen Heimat- und Kulturfesten wurden die großen Schautafeln über Bergbau, Eisenhütte, Köhlerhandwerk, Berufe in der Waldarbeit, wie Schindelmacher, Wasenbinder, sowie der Nebenerwerb „Hut und Weide“, Harzer Rotes Höhenvieh, eingeweiht. Da auch in Lerbach mehrere Fuhrleute tätig waren, wird künftig eine Schautafel mit sechs Fotografien über Harzer Fuhrleute informieren. Zur Einweihung der Tafel am Sonntag, 26. Juni, lädt die Heimatstube Lerbach zu einem Heimat- und Kulturfest in das Freilichtmuseum im Mühlental in Lerbach ein.

Über Jahrhunderte haben Erzabbau mit Köhlerei und Holzwirtschaft den Harz geprägt. Es waren die Berufe Bergmann, Köhler, Holzhauer und Hüttenmänner sowie Fuhrleute, welche die Arbeitswelt beherrschten. Mit Pferd und Wagen wurden Erz, Holz, Baumstämme und Brennholz, Holzkohle und Waren transportiert. Von den Bergbaubehörden wurden die Fuhrbetriebe den Gruben, Hütten und der Forst zugeteilt und es konnten sich Fuhrherren spezialisieren. Nicht jedermann konnte Fuhrherr werden, sondern er benötigte eine Konzession vom Bergamt Clausthal. Die Bergfuhrleute betrieben selbstständig ein Lohnfuhrwesen, welches zwar von der Bergobrigkeit konzessioniert und mit Aufträgen bedacht werden musste, aber eine kaufmännische Handlungsfreiheit beließ. Die berufliche Existenz der Fuhrleute wurde durch Pferde, Geschirr, Fuhrwerk, Holzfuhrwagen, Schlitten, Wiesen und Heu sowie Hafer, Gehöft (Wohnhaus, Stall-Speicher und Wirtschaftsgebäude) gesichert.

Holzkohletransport

Der Transport der Holzkohle erfolgte seit alter Zeit in Kohlenkarren mit geflochtenen Korb, welcher in den Karrenbäumen befestigt war. Der Transport auf den holprigen unbefestigten Waldwegen, teils ausgefahrene Hohlwege, war mit zweiachsigen Fuhrwerken mit Holzkastenaufbau, langer Deichsel und zwei Zugpferden ungeeignet. Der Wagenkorb hatte eine Länge von zweieinhalb Meter, war einen Meter hoch und breit. Die Räder waren überdimensional groß um Hindernisse zu überwinden.

Wandbild an einem Balkon in Lerbach. Ein Bild aus alten Zeiten - grüner Fichtenwald, kerngesundes Holz, Werkzeug der Holzhauer, Axt auf Stucken, Zugsäge und Schäleisen am Baumstamm. Das Langholz kann geschält und gerückt werden.
Wandbild an einem Balkon in Lerbach. Ein Bild aus alten Zeiten - grüner Fichtenwald, kerngesundes Holz, Werkzeug der Holzhauer, Axt auf Stucken, Zugsäge und Schäleisen am Baumstamm. Das Langholz kann geschält und gerückt werden. © HK | Rainer Kutscher

Das Korbgeflecht des Karrenkorbes war elastisch, und dadurch wurde ein zu großer Verlust an Kohle bei den unvermeidlichen Erschütterungen des Transports verhindert. Aus demselben Grund musste mit dem beladenen Kohlenkarren auch möglichst behutsam und langsam gefahren werden. Die leichten Kohlekarren hatten ein Fassungsvermögen von rund 2,0 bis 2,5 Kubikmetern, das entspricht etwa einer halben bis dreiviertel Tonne Kohle.

Diese leichten Fahrzeuge hatten auch den Vorzug, dass sie auf steinigen oder sumpfigen Wegen bis in die entferntesten Kohlhaie gelangen konnten und auf engstem Raum an den Kohlstellen von den Kohlenfuhrleuten leichter zu rangieren waren.

Von Holzrückern verladen

Die Holzrücker waren selbstständige Lohnunternehmer und betrieben ihr Fuhrgeschäft überwiegend mit robusten Kaltblütern. Die Holzernte von Kahlschlägen und Sturmholz der entasteten Langholzstämme mit Rücke-Entfernung über „Stock und Stein“ zum Ladeplatz am Abfuhrweg betrug bis zu 200 Meter mit einem Pferd. Das Holzrücken musste am Hang mit Kettenzug und Schwengel umsichtig ausgeführt werden. Am Verladeort wurde das Fuhrwerk (erste und zweite Achse) bis zu acht Meter, je nach Stammlänge, ausgezogen und mittels Rampe Stamm für Stamm auf das Fuhrwerk gezogen und gehebelt.

Es wurden nur soviel Stämme aus dem Waldbestand gerückt, wie auch anschließend abgefahren werden konnten.

Der Arbeitstag begann am frühen Morgen, denn der Einsatzort konnte bis zu zehn Kilometer entfernt sein. Der Arbeitstag endete gegen Abend im bis zu 20 Kilometer entfernten Sägewerk. Sachkenntnisse zur richtigen Beladung der zulässigen Nutzlast waren erforderlich.

Berufsbekleidung und Brauchtum

Die Fuhrleute trugen Berufsbekleidung. Ein besonderes Kleidungsstück war der Fuhrmannskittel. Das ist blauer Stoff aus Linnen mit Stickerei auf den Schulterpassen mit Sinnbildstickereien von hohen Alter und Runen. Ein rotes Halstuch, runder breitkrempiger Filzhut, eine grüne Manchesterhose (Kamisol), Gamaschen und derbe Lederstiefel prägten die Kleidung.

Unentbehrlich war die lange Peitsche zum Lenken der Fuhrwerke und gegenseitigem Signalisieren über weite Entfernungen, besonders in den schmalen Hohlwegen. Bei besonderen Anlässen gaben die Fuhrleute ein „Peitschenkonzert“. Ein Harzer Volkslied beinhaltet das Fuhrmannsleben. Das Brauchtum und kulturelle Erbe bewahren Heimat- und Trachtengruppen vom Oberharzer Heimatbund und vom Harzklub.

Das Programm zur Eröffnung:

10.30 Uhr: Gottesdienst mit Posaunenchor
12.00 Uhr: Mittagessen „Fuhrmannteller“, anschließend Kaffeetafel
14.00 Uhr: offizielle Einweihung der Schautafel mit Peitschenkonzert des Oberharzer Heimatbundes
15.00 bis 17.00 Uhr: Blaskonzert der Original Südharzer Blaskapelle Lonau.
Die Heimatstube Lerbach würde sich zahlreiche Besucher aus der Region freuen.