Osterode. „Kooperationsrat Bürgerenergie Göttinger Land“ will Energiewende in der Region voranbringen und fordert mehr Bürgerbeteiligung an Windkraftanlagen.

„Energie von Bürgern für Bürger“ – unter diesem Leitmotiv haben sich Mitglieder der Bürgerenergiegesellschaften im Landkreis Göttingen in einem Kooperationsrat Bürgerenergie Göttinger Land zusammen geschlossen, um die Energiewende in der Region voranzubringen. Insbesondere der Ausbau der Windenergie stocke, heißt es in einer Mitteilung des Kooperationsrates. Die Gründe hierfür seien vielfältig, dazu zählten zum Beispiel der Mangel an geeigneten Flächen, den der notwendige Schutz des Rotmilans noch verstärke, eine überbordende Bürokratie und die oftmals geringe Akzeptanz seitens der betroffenen Anwohner.

Windparks werden häufig von größeren Projektfirmen geplant und gebaut, die diese dann anschließend an Kapitalanleger veräußern. Jüngstes Beispiel ist ein Windpark bei Gieboldehausen, den ein kommerzieller Projektierer gebaut und anschließend an eine Fondsgesellschaft verkauft hat. Nur eines von acht Windrädern wurde den Anwohnern angeboten. Hierbei werden relativ hohe Gewinne generiert, die der Region nicht zugute kommen. Anwohner fragen sich, warum gerade vor ihrer Haustür ein solches Projekt entstehen soll, von dem sie selbst wenig direkten Nutzen haben.

Finanzielle Beteiligung vor Ort

Bürgerenergie geht einen anderen Weg. Die finanzielle Beteiligung der Bürger vor Ort und in der Region führt dazu, dass sich die Menschen mit den Windrädern identifizieren. Nebeneffekt des Bürgerengagements ist, dass ein größerer Teil der Wertschöpfung auch in Form zusätzlicher Gewerbesteuereinnahmen in der Region verbleibt.

Genau dies möchte der Kooperationsrat fördern. „Wir haben das Know-how und die Erfahrung, Windräder mit den Bürgern zu planen und zu bauen“, sagt Jörg Klapproth einer der Geschäftsführer von Windkraft Diemarden. „Die ersten Bürger-Windräder haben wir bereits Anfang der 1990er Jahre gebaut.“ Mit dabei sind auch die Windkraft-Pioniere Ulrike Gschwendtner-Kamper (Radolfshausen), Joachim Kelpe (Adelebsen) und Wilhelm Sonntag (Schwiegershausen), die seinerzeit die örtlichen Bürger-Wind-Gesellschaften aufgebaut haben.

„Die ersten Windräder wurden von Landwirten und engagierten Bürgern errichtet“, so Wilhelm Sonntag. „Sie waren bereit, das wirtschaftliche Risiko zu tragen. Die Initiative zur Energiewende kommt also aus Bürgerhand. Erst später sind Energiekonzerne und Großinvestoren auf den fahrenden Zug aufgesprungen.“

„Auch die Windkraft-Solling-Vorland aus Adelebsen baute bereits 1996 ihr erstes Windrad. Mittlerweile stehen drei Anlagen in der Gemarkung Dransfeld, alle durch Bürgerbeteiligung initiiert und finanziert“, so Joachim Kelpe, einer der beiden Geschäftsführer. „Unser Bestreben ist die Lieferung von elektrischer Energie aus der Region an die Verbraucher in der Region.

1,34 Prozent der Kreisfläche

Warum jetzt diese Initiative? Der Landkreis Göttingen stellt zur Zeit ein neues Regionales Raumordnungsprogamm (RROP) auf, in dem auch Platz für Windkraft vorgesehen ist (wir berichteten). 1,34 Prozent der Kreisfläche sollen für neue Windkraftanlagen reserviert werden. Der Kooperationsrat hofft darauf, auf einigen Flächen Bürger-Projekte initiieren zu können.

„Nur mit einer breiten Bürgerbeteiligung lassen sich Konflikte vermeiden, die sich an einigen geplanten Standorten bereits heute abzeichnen. Bürgerenergie kann somit die dringend benötigte Energiewende lokal deutlich voranbringen und einen entscheidenden Beitrag zur Klimaneutralität unserer Region leisten“, erläutert Ulrike Gschwendtner-Kamper vom Wind-Rad Radolfshausen.

Weitere Informationen und Kontakt zum Kooperationsrat gibt es unter