Osterode. Schachtruppvilla: Bauamtsleiter berichtet im Bauausschuss über die neue Sachlage nach diversen Gutachten.

Die Begriffe „Schock“, aber auch „alternativlos“ prägten die Debatte, nachdem Bauamtsleiter Thomas Christiansen dem Ausschuss für Bauen, Stadtentwicklung, Sport und Waldwirtschaft brisante Neuigkeiten eröffnet hatte: Die Sanierung der Schachtruppvilla wird statt der bisher veranschlagten 3 Millionen voraussichtlich 5,7 Millionen Euro kosten.Ziel sei die Erhaltung und der Umbau des historischen Gebäudes, in das die transformierte Stadtbibliothek anschließend einziehen soll, erläuterte Christiansen.

Zur Grundlagenermittlung der dafür erforderlichen Maßnahmen seien diverse Gutachten aus verschiedenen Baubereichen notwendig gewesen, die nun in der Summe ergeben hätten, dass sich die Sanierung um 2,7 Millionen Euro verteuere. Dem Architekten, der die ursprüngliche Kostenschätzung vorgenommen hatte, hätten diese detaillierten Erkenntnisse nicht vorgelegen.

Wie ein Neubau, nur mit Denkmalschutzauflagen

Sanierungsarbeiten hätten an der Schachtruppvilla zuletzt Ende der 1970er Jahre stattgefunden. „Die Erhaltungsmaßnahmen gestalten sich quasi wie ein Neubau, nur mit zusätzlichen Denkmalschutzauflagen“, machte der Bauamtsleiter die Dimensionen deutlich. Als Beispiele nannte er das Dach, das aus Denkmalschutzgründen mit Schiefer eingedeckt werden muss, die Fachwerksanierung, die Erneuerung von Fenstern und Heizungsanlage, den Einbau eines Aufzugs zur Gewährleistung der Barrierefreiheit und Brandschutzmaßnahmen. „Allein die Instandsetzung der Treppe im Gebäude wird einen mittleren sechsstelligen Betrag erfordern“, erklärte Christiansen.

Natürlich habe das Bauamt als erstes nach Einsparmöglichkeiten gesucht, versicherte er. Mehr als eine halbe Million Euro seien jedoch nicht zu erreichen. Die Stadt habe dem für die Förderung der Sanierung zuständigen Landesministerium die überraschende Entwicklung mitgeteilt und die unter diesen Umständen notwendige neue Genehmigung sowie eine Förderergänzung beantragt.„Wir haben unser Anliegen in Hannover vorgetragen und hoffen, auf offene Ohren zu stoßen“, berichtete der Bauamtsleiter. Eine Garantie für weitere Fördermittel gebe es aber nicht. Die zusätzlich anfallenden 2,7 Millionen Euro müsste dann die Stadt aufbringen, was eine Erhöhung der Neuverschuldung zur Folge hätte.Dennoch sieht Christiansen keine Alternative zur geplanten Sanierung: „Nur so ist eine nachhaltige Nutzung und damit die Erhaltung der Schachtruppvilla möglich.“ Auch ohne den Einzug der Stadtbibliothek müsste sie als Denkmal erhalten bleiben, betonte er. Die Landesdenkmalpflege habe darauf hingewiesen, dass es sich um ein historisches Gebäude von enormer Bedeutung handele.

Einzigartiges Leuchtturmprojekt

Nach Fertigstellung wäre die Schachtruppvilla ein einzigartiges Leuchtturmprojekt, hob der Bauamtsleiter hervor – nicht nur wegen des Gebäudes, sondern ebenso wegen des innovativen Konzepts inklusive 24-Stunden-Öffnung, das zusammen mit Berater Meinhard Motzko für die Bibliothek entwickelt wurde und das für Kommunen dieser Größe wohl einmalig in Deutschland sei. „Die Stadtbibliothek ist auch eine Bildungseinrichtung, die Osterode dringend braucht“, verwies Christiansen auf Motzkos Analyse. „Die Schachtruppvilla einfach stehen zu lassen, bringt uns nicht weiter“, stimmte Jörg Hüddersen (SPD) den Schlussfolgerungen des Bauamtsleiters zu und bezeichnete die Fortführung der Maßnahmen in Merkelscher Diktion als „alternativlos“. „Geschockt“ zeigte sich Monika Grammel (CDU) über die Nachrichten und prophezeite, dass es noch rege Diskussionen geben werde. „Das tut natürlich weh“, räumte Almuth Mackensen (Grüne) ein.

Trotzdem müsse alles getan werden, um das Projekt zu realisieren, da es „ein großer Gewinn mit Strahlkraft“ für Osterode wäre. Auch für ihn sei diese Entwicklung zunächst ein Schock gewesen, bekannte Bürgermeister Jens Augat. Da es kaum Möglichkeiten zur Kostenreduzierung gebe, sehe er ebenfalls keine andere Option, als mit den Planungen fortzufahren und sich weiterhin in intensiven Gesprächen um die Unterstützung des Landes zu bemühen. Wenn die benötigte zusätzliche Summe in den Haushalt eingestellt wird, sollen die ersten Arbeiten an der Schachtruppvilla, wie die Fachwerksanierung und der Einbau neuer Fenster, ab dem Frühjahr zügig umgesetzt werden, kündigte Christiansen an.