Riefensbeek. Diethard Warrelmann übergibt sein Forstrevier an Tim Hannappel. Und sein Vorgänger war Gerhard Henke.

35 Jahre lang hat Diethard Warrelmann die Wälder vor seiner Haustür betreut. Im Frühjahr hat der langjährige Leiter der Försterei Riefensbeek die Verantwortung für sein Revier in jüngere Hände gelegt. Doch die Sorge um das Wohlergehen seiner Waldbestände lässt Diethard Warrelmann so schnell nicht los. Zu dicht dran lebt er mit seiner Familie am Ort des Geschehens in Riefensbeek. Täglich sieht er die schnellen Veränderungen in den Wäldern des Harzes.

Sein Abschied in den Ruhestand war kein Hinübergleiten in die nächste Lebensphase. Wie schon andere Forstleute vor ihm, hat es auch Diethard Warrelmann in voller Fahrt aus seinem Job geworfen. Bis zuletzt war keine Zeit zum geordneten Rückzug vom Revier.

„Jeder Förster möchte seinen Wald wohlgeordnet und in gutem Pflegezustand an seinen Nachfolger weitergeben. Doch Sturm Friederike und die Dürrejahre 2018 und 2019 haben mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Bis kurz vor Dienstende habe ich zwangsweise gefälltes Fichtenholz in die Bücher gegeben“, sagt Warrelmann rückblickend auf die arbeitsintensiven letzten drei Berufsjahre und einen turbulenten Abschluss vor wenigen Wochen. „Ich bin froh, dass ich Tim Hannappel als meinen Nachfolger einarbeiten konnte und das Revier nahtlos wiederbesetzt wurde.“

Bei der Verabschiedung im März erinnerte Forstamtsleiter Max Schröder an Meilensteine, die Förster Warrelmann in drei Jahrzehnten gesetzt hatte. „In dieser Zeit haben Sie den Umbau der Fichtenwälder in Laubmischwälder mit großen Schritten vorangetrieben und die großflächigen Nachkriegsaufforstungen mit viel Fingerspitzengefühl und Weitsicht mit Buchen und anderen Baumarten unterpflanzt“, betonte Schröder. „Auch die erfolgreichen Douglasien-Aufforstungen fielen in Ihre Reviertätigkeit, zu der auch die Ausbildung zahlreicher Praktikanten und Forstwirt-Auszubildenden gehörte.“

Der Riefensbeeker Forstchef dankte Diethard Warrelmann für seinen unermüdlichen Einsatz als Revierförster, insbesondere in den zuletzt durch Stürme und Borkenkäfer-Massenvermehrungen geprägten Zeiten. Seine gewinnende und fröhliche Art hätten alle Kolleginnen und Kollegen an ihm sehr geschätzt, so Max Schröder.

Nachkriegs-Erbe fortgeführt

Von seinem Vorgänger Gerhard Henke hatte Förster Warrelmann die Wälder rund um Riefensbeek geerbt. Während der heute 92-jährige Gerhard Henke und seine damaligen Kollegen die Folgen großflächiger Abholzungen nach dem Zweiten Weltkrieg bewältigen mussten, stand für Warrelmann und alle Forstleute der Niedersächsische Landesforsten das neu eingeführte langfristige ökologische Waldentwicklungsprogramm (Löwe) im Mittelpunkt.

„Seit 1991 hat hier in Riefensbeek der Löwe ,gebrüllt’ und mich vom ersten bis zum letzten Tag bei der Arbeit im Wald begleitet“, berichtet Warrelmann schmunzelnd. „Heute können wir froh sein, dass wir schon Mitte der 1980er Jahre die Weichen auf eine ökologische Waldbewirtschaftung gestellt haben. Weil wir im Löwe-Wald schwerpunktmäßig Laubbäume gepflanzt haben, kann mein Nachfolger unter den aktuell absterbenden Fichtenwäldern bereits auf eine neue Waldgeneration bauen.“

Trotz allem keine leichte Aufgabe für den neuen Revierleiter Tim Hannappel. In normalen Jahren erntet ein Revierförster im Harz durchschnittlich 10.000 Kubikmeter Holz pro Jahr. „Wir sind allein in der Försterei Riefensbeek jetzt schon bei rund 50.000 Kubikmeter Holz angekommen. Da ist kein gesunder Stamm dabei, alle geernteten Fichten sind durch Trockenheit und Borkenkäferbefall geschädigt“, bilanziert er sein schweres Erbe.

Diethard Warrelmann sieht die junge Förstergeneration vor großen Herausforderungen: „Sie müssen großflächig vielfältige Baumarten aufforsten, die mit dem Klimawandel besser klar kommen als Buchen und Fichten.“ Dafür bleibt wenig Zeit, denn die alten Fichtenwälder aus Gerhard Henkes Förstertagen bieten keinen Schutzschirm mehr für empfindliche Jungpflanzen.

Tim Hannappel steht heute wieder vor ähnlich großen Kahlflächen, wie die Riefensbeeker Bevölkerung 1950 nach den so genannten Engländerhieben.

Der Generationenwechsel im Wald vollzieht sich Schlag auf Schlag. Nicht nur bei Neueinstellungen drücken die Landesforsten aufs Tempo – auch bei der Wiederaufforstung. „Wir bürden unseren Wäldern immer mehr auf: Sie produzieren sauberes Trinkwasser für die Sösetalsperre, bieten Menschen in Corona-Zeiten einen sicheren Zufluchtsort, beheimaten seltene Pflanzen und Tiere wie Schwarzstorch und Luchs und sollen nachhaltig Holz für die Wiegen unserer Enkelkinder liefern“, zählt Revierleiter Hannappel auf: „Und neuerdings kommen sie als Klimaretter ganz groß in Mode. Damit hatte mein Vor-Vorgänger noch nichts zu schaffen, er sorgte sich hauptsächlich um das ewig knappe Gut Holz.“