Lonau. An diesem Termin gibt es nichts zu rütteln: Im Januar wandert der „Wanderclub Lonau und Umgebung“ zur Hanskühnenburg. Wer sind diese Männer?
Der letzte Freitag im Januar ist Wandertag. Das ist schon seit 1968 so. Und geht es nach Friedel Grobecker aus Lonau, soll das auch noch möglichst lange so bleiben. 1968 gründete sich der Wanderclub Lonau und Umgebung. „Aus einer Laune heraus, beim Bier und aus Interesse am gemeinsamen Beisammensein“, erzählt Grobecker. Er weiß auch noch das Datum: Es war der 22. Januar 1968. Und den Ort: Das alte Gasthaus „Zur Quelle“.
Wandern im Nationalpark: Jedes Jahr zur Hanskühnenburg
Allerdings: Friedel Grobecker ist kein Mann der ersten Stunde. Das waren unter anderem Werner Dietrich, genannt Pat, Karl-Heinz Mühlhahn und Klaus Dirk Städler. Damals setzen die drei Männer ihre Idee bereits am nächsten Morgen um 8 Uhr in die Tat um. Fröhlich marschierte man durch das Mariental zur Hanskühnenburg. Und so ist es seither geblieben. Jedes Jahr, am letzten Freitag im Januar. Da gibt es für die Mitglieder des Wanderclub Lonau und Umgebung nichts dran zu rütteln. „Es ist nicht ein Jahr vergangen, in dem es keine Wanderung gab“, erzählt Friedel Grobecker. Er leitet heute den Wanderclub. 48 Jahre lang hatte dies Klaus Dirk Städler getan, bis es gesundheitlich nicht mehr ging und Friedel Grobecker das Amt übernahm.
Der Wanderclub Lonau und Umgebung: Von 27 bis 80 Jahre alt sind die Männer
Aktuell hat der Club 18 Mitglieder. „Von 27 bis 80 Jahre“, sagt Friedel Grobecker mit Stolz. Und - alle sind Männer. Die Frauen dürfen zu Hause warten. „Die sind immer froh, wenn wir abends heile zurückgekommen sind“, lacht Grobecker.
Größer könnte der Altersunterschied wohl nicht sein. „Aber das Miteinander ist hervorragend“, erzählt der Chef des Wanderclubs. „Wir sind eine eingeschworene Truppe, die sich nicht auseinanderbringen lässt.“ Auch wenn mittlerweile einige Wanderer mit dem Auto zur Burg hochgefahren werden.
Der Wanderclub Lonau: Warum ist es jedes Jahr dieselbe Strecke mit demselben Ziel?
Der Ablauf ist jedes Jahr klar: Pünktlich um 7.45 Uhr trifft man sich bei Friedel Grobecker im Mariental, um Punkt 8 Uhr wird zum Aufbruch geblasen und dann geht es das Mariental hoch. Jedes Jahr derselbe Weg, jedes Jahr dasselbe Ziel. Hat man in 56 Jahren nie überlegt, mal woanders hin zu wandern? Friedel Grobecker überlegt nicht lange: „Nein. Es gibt kein andere Ziel. Wir brechen nicht mit der Tradition.“
Auch dann nicht, wenn der Weg mit den Jahren anstrengender wird. „Man hat schon sein Tun, bis man oben ist“, lacht der Leiter des Wanderclubs. Denn es gilt nicht nur, sieben Kilometer bergauf zu schaffen, im Januar, mitunter auch schon im Tiefschnee. Dabei legen die Wanderer auch gern hochprozentige Pausen ein und stimmen ihre Hymne an.
Die Route:
- Ruhehütte An der alten Brücke
- alte Pferdetränke am Jägerbrunnen
- Hanskühnenburg
Einmal auf der Hanskühnenburg angekommen, gibt es natürlich eine Einkehr. Und dann muss man ja auch wieder herunterwandern. In 56 Jahren kommen da so einige Erlebnisse zusammen. Aufgeschrieben sind sie im Protokollbuch der Wanderer. 1981 zum Beispiel steht da: „Der Schnee wird von Jahr zu Jahr mehr - trotzdem treibt’s uns immer wieder her.“
Wanderclub Lonau: Mit Skiern verirrt
Friedel Grobecker erinnert sich aber auch an gefährliche Situationen: „Unterhalb des Jagdhauses haben wir eine Pause gemacht und unterhielten uns. Auf einmal war einer von uns einfach weg - er war in den Graben am Wegesrand gefallen.“ Verrücktes hat man auch erlebt: „Fünf Wanderer brachen mit Skiern auf, das Mariental hoch und im Kirchtal wieder runter. Damals existierte das Bergcafé noch. Die fünf haben sich im Schnee wild verfahren, einige landeten im Bergcafé, die anderen hatten sich völlig verfahren.“ Man habe auch schon mal die Nummer 112 wählen müssen, doch noch nie ist etwas Ernsthaftes passiert.
56 Jahre, unzählige Kilometer, ebenso viele Erlebnisse - können die Wanderer denn nach so langer Zeit etwas vom Klimawandel im Harz sehen? „Nein“, sagt Grobecker. Mal gebe es eben Schnee, mal Regen, mal Nebel.
Zum Wandern aus Holland in den Harz
Unverrückbar fest steht der Wandertermin in den Kalendern der Mitglieder, da ist das Wetter sowieso egal. Die einen nehmen sich Urlaub, die anderen reisen aus Hannover an, einer sogar aus Holland. Jedes Jahr, seit etwa 13 Jahren. Friedel Grobecker erzählt: „Der Mann ist schon 82 und kommt jedes Jahr. Seine Tochter hat nach Düna geheiratet, so kommt das.“
Wandern: Geselligkeit und Erinnerungen
Warum ist eine solche, doch eher verrückte Wanderung im Winter so wichtig für diese Männer? So wichtig, dass sie weder Sturm, noch Schnee, Regen, Nebel oder alles zusammen abhalten kann? So wichtig, dass man aus Holland anreist? „Es bedeutet Geselligkeit und viele Erinnerungen - wo hat man das heute noch?“, fragt Friedel Grobecker. „Tradition ist für uns das Wichtigste. Zusammenhalt ist wichtig.“ Und das soll nicht enden.
2016 hat sich das Organisationsteam des Wanderclubs um Grobecker neu aufgestellt: Manfred Schaumann und Hans-Joachim Wagner unterstützen Grobecker. Zukünftig will man sich sogar öfters treffen. Und - die Frauen dürfen dann auch mal dabei sein. Aber eines wird sich vermutlich nie ändern: Am letzten Freitag im Januar geht‘s zur Hanskühnenburg. Vermutlich auch 2025. Friedel Grobecker: „Ich schwöre alle darauf ein, dass es immer weiter geht.“
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- Wer es den Männern des Wanderclubs nachmachen möchte, kann auch im Winter wandern.
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