Samtgemeinde Hattorf. Am 19. März wird in Hattorf ein neuer Samtgemeindebürgermeister gewählt. Für die CDU tritt Rainer Starfinger als Parteiloser an. Das Interview.

Als parteiloser Kandidat wird Rainer Starfinger für die CDU am 19. März antreten. Im Interview spricht er über die Dinge, die er umsetzen möchte.

Was hat Sie dazu bewegt zu kandidieren?

Ich würde es reinen Idealismus nennen. Über viele Jahre konnte ich verfolgen, wie die Arbeit in der Samtgemeinde, der Verwaltung und in den Räten stattfindet – sowohl als Gewerbetreibender, als auch im Ehrenamt verschiedener Vereine. Ich hatte das Gefühl, dass vor der Wahl 2021 eine Vision für die Zukunft fehlte. Da geht es für mich auch darum, Weichenstellen für die nächsten 15, eventuell auch 20 Jahre zu stellen. Ausschlaggebender Punkt dabei ist: Ich würde die Bürger vom ersten Tag an mit einbeziehen und gut zuhören – denn mir selbst, als Bürger außerhalb politischer Parteien und Gremien fehlte bislang dieses Miteinander.

Diese Wahl wäre nicht notwendig, wenn es nicht zu dem Unfall gekommen wäre. Ich möchte die Arbeit von Henning Kunstin aufnehmen, da er trotz seiner kurzen Zeit im Amt Impulse setzte, die für mich in die richtige Richtung gingen.

Haben Sie konkrete Ziele, die Sie verfolgen wollen?

Die Kommunikation ist für mich eine Priorität. Damit meine ich, dass man den Bürgern zuhört und sie mitnimmt – auch bei Entscheidungen. Mir wäre wichtig, dass die Kommunikation zwischen Verwaltung und Räten auf Augenhöhe stattfindet, genauso bei den Samtgemeinde- und den individuellen Ortsräten. Ich komme gerne noch einmal auf mein Ideal zurück: Hier einfach etwas anzuschieben, das ein gemeinsames Vorankommen über viele Jahre bedeutet.

Welche Schwerpunkte haben Sie sich gesetzt?

Die aktuellen Themen wie Schule und Kindergarten sowie Sirenen sind Projekte, die bereits angeschoben wurden. da ist der eigene Handlungsspielraum sehr begrenzt. Durch gesetzliche Vorgaben, die eigenartigerweise teils noch nicht ausformuliert sind, ist der eigene Handlungsspielraum sehr begrenzt. Hier kann es nur eine Lösung geben: Einen kurzfristigen Zeitplan aufstellen und schnell handeln.

Die Abwanderung und der geringe Zuzug müssen aufgefangen – im Idealfall sogar ins Positive umgewandelt werden. Das heißt wir müssen eine funktionierende Infrastruktur bieten können. Das bedeutet nicht nur, Straßen- und Wasserleitungsbau, sondern auch sicherzustellen, dass die ambulante Gesundheitsvorsorge oder Handel und Gewerbe ihr Einkommen haben und in den Orten bleiben. Hier wäre ein Ansatz, den Unternehmern bei Nachfolgelösungen zu helfen. Aus eigener Nachfolge kann ich berichten, welche Anstrengungen es neben dem Alltagsgeschäft bedeutet. Falls es nicht gelingt, trotz der Wirtschaftsförderung und der Nähe zum Wissenschaftsstandort Göttingen, sehe ich die Samtgemeinde in der Aufgabe, diese Nachfolgen unterstützend zu begleiten und dafür zu sorgen, dass die Wirtschaft im Lokalen erhalten bleibt.

Damit können wir auch unsere Mitgliedsgemeinden stärken und sie für mögliche neue Bürger attraktiv machen – als Lebensmittelpunkt oder als Arbeitsplatz. Ich stelle mir das wie ein großes Räderwerk vor: Viele Zahnräder greifen mit verschiedenen Funktionen ineinander. Hier geht es darum, die kleinen Stellschrauben zu finden, um die Samtgemeinde attraktiver zu machen. Konkret könnte ich mir einen solchen Prozess durch mehr Freizeitangebote vorstellen: Diese könnten bewirken, dass sich neue Gastronomie ansiedelt oder bestehende ihr Auskommen hat. Ist die Gastronomie da, kommen neue Möglichkeiten für Übernachtungen, mehr Nachfrage im Handel, usw. – so entstehen Gefüge. Wenn Leute miterleben, dass es hier einen Aufbruch gibt, lassen sie sich auch mitreißen.

Es sind Strukturen, die aus kleinen Stellschrauben entstehen. Momentan kann ich es noch nicht konkretisieren, aber ich habe Ideen und Erfahrungen aus meiner Arbeit und meiner Selbstständigkeit, bei denen ich oft genug erleben durfte, dass man mit kleinen Initiativen an den richtigen Stellen viel bewegen kann.

Was bringen Sie mit in das Amt des Samtgemeindebürgermeisters?

Lebenserfahrung. Ich habe mit meiner Frau zusammen nacheinander zwei Betriebe aufgebaut, nicht nur das Bowlero, woher mich viele kennen werden, sondern auch das Bistro im alten Bahnhof. Über dieses Gewerbe und meine Tätigkeit im Turnverein, sowie im Dorfmuseum Meierhof bin ich sehr gut auch mit den Bürgern in der Samtgemeinde vernetzt: Ich denke, das sind die Stärken, die ich mitbringe.

Wir haben eine wirklich gute Verwaltung, hier kann ich durch meine Erfahrung in der Personalführung lenkend mit eingreifen. Ich denke, es ist wichtig, meine Fähigkeiten als Teamplayer und Vermittler sowie Kommunikator mit einzubringen. Kaufmännisches Handeln und wirtschaftliches Denken hat mich die Praxis gelehrt, wobei ein BWL-Studium mit Marketingschwerpunkt durchaus nützlich war.

Sie treten zwar für die CDU an, sind aber parteilos. Denken Sie, das kann im Bürgermeisteramt ein Vorteil sein?

Bereits vor der letzten Wahl hatte ich mit dem Gedanken einer Kandidatur gespielt, denn das Leben und die Zusammenarbeit sind mir wichtig. Ich finde bei allen Parteien der Samtgemeinde Überschneidungen mit meinen eigenen Vorstellungen und Ansichten, deshalb sehe ich es als Vorteil, als Parteiloser einen größeren Handlungsspielraum in der Arbeit zu haben, da ich auf keine Partei Rücksicht nehmen muss. Ich möchte mir mit vielen Informationen von allen Seiten ein Bild machen und so eine Entscheidung treffen. Deshalb ist für mich die Parteilosigkeit fast eine Bedingung für das Amt. Der Samtgemeindebürgermeister wurde damals installiert, um beide Seiten in den Einklang zu bringen: Er muss die Kommunikation zwischen Bürgern und Verwaltung sichern und ermöglichen.

Gibt es eine besondere Herausforderung, die Sie in dem Amt sehen?

In der freien Wirtschaft bin ich es gewohnt, Entscheidungen zu treffen und diese umzusetzen. Mir ist bekannt, das diese Strukturen in Politik und Verwaltung anders sind. Nachdem ich mich jetzt durch die Protokolle der letzten Jahre gearbeitet habe, die auf der Homepage einsehbar sind, übrigens in meinen Augen kein zeitgemäßer Online-Auftritt, wie auch die Digitalisierung in der Verwaltung dringenden Handlungsbedarf hat, erkenne ich Strukturen im Handeln. Da ist einiges gut, gerade, wenn es um demokratische Prozesse geht, aber es gibt auch Abläufe, die effizienter sein könnten, wenn die alten Strukturen aufgebrochen werden. Das wird eine Herausforderung, die ich gerne annehmen würde.

Wo sehen Sie bei der Samtgemeinde die individuellen Stärken und Schwächen?

Ausbaupotenzial sehe ich in unseren einzelnen Gemeinden: Diese sind in ihrer Bevölkerungsstruktur, dem Gewerbe und der Infrastruktur sehr unterschiedlich. Dort gilt es genau hinzusehen und mit Bürgern und Räten die Stärken herauszuarbeiten und zu fördern. Genauso geht es darum, die Schwächen festzustellen und zu versuchen, sie zu eliminieren oder umzukehren. Jede Gemeinde muss selbstständig und handlungsfähig sein, natürlich auch was die Haushalte angeht. Diese müssen sicher und zukunftsgerichtet sein. Die Samtgemeinde arbeitet meiner Meinung nach gut, aber man weiß es oft leider nicht. Die Kommunikation zu den Bürgern muss besser werden. Wir müssen es schaffen, dass alle an einem Strang ziehen und nicht gegeneinander arbeiten. Wir müssen kommunizieren, wie schön es in der Samtgemeinde ist. Die Kommunikation zu den Bürgern ist entscheidend: In meiner Selbstständigkeit habe nicht ich allein alle Ideen gehabt, meinen Mitarbeitern und Gästen zugehört, daraus konnte man etwas gestalten. Und das sehe ich hier genauso. Stichpunktartig anreißen würde ich gern noch die Energiewende. Auch hier haben wir in den Kommunen einen sehr großen Hebel, den wir konkret ansetzen müssen.

Was macht die Samtgemeinde für Sie als Heimatort so besonders?

Die Menschen. Wir haben einen guten Zusammenhalt: Wer in der Samtgemeinde seinen Mitmenschen gegenüber offen ist, wird aufgenommen. Es gibt viele Angebote, die einem selbst helfen, im Leben mehr Spaß und Erfüllung zu finden. Das beginnt bei unseren Vereinen: Wie viele ehrenamtlich engagiert sind ist für mich mit das Schönste. Ich lebe einfach gerne hier.

Zur Person

Rainer Starfinger, geboren am 29. August 1966, ist gebürtiger Hattorfer.

Sein Abitur machte er am EMA-Gymnasium Herzberg, danach begann er ein Sport- und BWL-Studium in Köln und Göttingen. Zwischenzeitlich arbeitete er als Referent für DTB und NFV und war als Sporttherapeut bei der AOK tätig. Im Jahr 2000 baute Rainer Starfinger zusammen mit seiner Frau das Bowlero auf, das als erste Bowlinganlage im damaligen Kreis gilt und führte diese bis 2016, ehe er sie an seine Nachfolge übergab.

In und um Hattorf ist Rainer Starfinger ehrenamtlich engagiert: Er ist Vorstand bei der Hattorfer Werbegemeinschaft, Mitglied beim TVG Hattorf, den Hattorfer Schützen und Vorstand des Dorfmuseums Meierhof.

Rainer Starfinger ist verheiratet und hat zwei Kinder.