Samtgemeinde Hattorf. Am 19. März wird in Hattorf ein neuer Samtgemeindebürgermeister gewählt. Im Interview stellen sich die Kandidaten vor. Den Anfang macht Frank Abraham.

Am 19. März wählen die Bürgerinnen und Bürger der Samtgemeinde einen neuen Bürgermeister. Einer der vier Kandidaten, die sich zur Wahl aufstellen, ist Frank Abraham aus Hörden. Im Interview spricht er über seine Gründe für die Kandidatur, was er als Samtgemeindebürgermeister umsetzen möchte und wie er sein soziales Engagement in das Amt einfließen lassen möchte.

Sie sind relativ kurzfristig offiziell zur Bürgermeisterwahl angetreten. Was hat Sie zu dieser Entscheidung bewegt?

Bereits vor der letzten Wahl stand für mich die Frage im Raum, als parteiloser Kandidat anzutreten. Aus meinen damaligen Ideen sind zwischenzeitlich klare Strukturen und Projekte geworden. Die Zeit ist gekommen, mich nun mit meinen wirtschaftlichen, ökologischen, sozialen Ideen einbringen.

Können Sie Beispiele nennen?

In Hörden/Elbingerode liegt mir beispielsweise die dörfliche Struktur sehr am Herzen. Die Grundversorgung ist nicht mehr gegeben oder vorhanden. Ich selbst komme aus einer Gemeinde mit einem familiär betriebenen Dorfladen und weiß, was dieser für einen kleinen Ort und dessen Bewohnerinnen und Bewohner bedeutet. So etwas könnte ich mir auch hier – unter sozialer Steuerung in Form eines Vereins – gut vorstellen.

Ideen habe ich auch für die Jugendarbeit: Jedes Dorf ist hier tendenziell in sich gekehrt. In der Schule sind die Kinder alle zusammen, aber am Abend haben viele nicht die Möglichkeit, sich im Jugendzentrum zu treffen, da es an Dingen wie dem Öffentlichen Nahverkehr scheitert. Ich würde mich gerne für ein zentrales Jugendzentrum einsetzen. Hier könnte ich mir einen Sozialbus vorstellen, welcher die Jugend aller Ortsteile zusammenführt. Räumlichkeiten, wären in der Samtgemeinde ja vorhanden.

Welche Schwerpunkte setzen Sie allgemein für die Samtgemeinde?

Ich habe viele ökologische Ideen:

Wenn ich davon ausgehe, dass die Elektromobilität immer mehr Bedeutung findet, benötigen wir Ladestationen in der Samtgemeinde. Möglichkeiten für öffentliche Ladestation gibt es in der Samtgemeinde zur Genüge. Als Gärtnermeister ist natürlich auch die Begrünung unserer Gemeinde ein Thema: Eine Beruhigung der Verkehrslage ist zwingend erforderlich wie die jetzige Verkehrssituation zeigt. Hier sehe ich zum Beispiel eine Möglichkeit in begrünten Verkehrsinseln, um die Fahrbahn zu schmälern und den einfahrenden Autos das Tempo zu nehmen. Auch Tempo 30 sollte in den Wohngebieten selbstverständlich sein.

Ich möchte zudem die Vereinsarbeit fördern. Oft erfahren die Ehrenamtlichen nur durch eigene Recherche von Fördermitteln. Gerade das Ehrenamt benötigt mehr Hilfe und Unterstützung sowie Anerkennung. Hier könnte ich mir unter anderem ein Netzwerkaufbau durch Unterstützung bei Anträgen zu öffentliche Fördergeldern vorstellen.

Die Tafel ist ein wichtiges soziales Projekt, hat aber große Probleme mit Logistik und Personal. Vielleicht gibt es hier auch eine Möglichkeit, den ehrenamtlich Engagierten in Rahmen eines sozialen Projekts unter die Arme zu greifen, beispielsweise durch einen Lieferservice für ältere Bezieher. Ich möchte eine Möglichkeit oder einen Anreiz schaffen, Jugendliche erneut für diese soziale und generationsübergreifende Arbeit zu gewinnen. Das Wort „Generationsübergreifend“ versuche ich dabei in jedem meiner Punkte zu integrieren. Denn das Zusammenspiel aus jung und alt, sei es im Sozialen oder auch in der Wirtschaft in Form vom Nachwuchs in Betrieben, ist der Schlüssel zu funktionierenden Strukturen. Verbindet man die Generationen miteinander, kann man viel erreichen.

Frisches Obst und kostenloses Schulessen ist in Niedersachsen vieldiskutiert. Für mich kann es da nur ein klares „Ja“ geben.

Die in der ländlichen Region bekannte Abwanderung und dem Rückgang von Einwohnerzahlen möchte ich entgegenwirken, durch gezielte Förderung der Wirtschaft, denn eine starke Wirtschaft sichert Arbeitsplätze und bewegt Familien dazu, in unsere schöne Heimat zu ziehen, statt sie zu verlassen. Kindergarten und Schulen liegen mir am Herzen, gerade den bekannten Problemen fehlender Kitaplätze möchte ich hier kurzfristig entgegentreten.

Unser ehemaliges Schulgebäude der OBS in Wulften bietet zudem viele Möglichkeiten der sozialen Nutzung. Gerade hier ist es wichtig, insbesondere unsere Mitbürger aus Wulften einzubeziehen und eine optimale Lösung für soziale, wirtschaftliche Projekte zu finden.

Was bringen Sie in Ihrer Einschätzung Gutes als möglicher Samtgemeindebürgermeister mit?

Ich möchte, sowohl jetzt als auch als möglicher Samtgemeindebürgermeister, für die Menschen greifbar sein. Ich bin parteiungebunden, das sehe ich als Vorteil um die guten Ideen aller Seiten miteinander zu verbinden. Meine langjährige Erfahrung als Geschäftsführer in unterschiedlichen Betrieben, in der Personalführung, Planung und Umsetzung haben mich zum Diplomaten werden lassen. Meine Erfahrungen, welche ich hierbei gesammelt habe, würde ich gerne in die Samtgemeinde einbringen wollen. Meiner Ansicht nach gibt es keine Probleme, die man nicht lösen kann, auch wenn man die passende Lösung manchmal einfach etwas intensiver suchen muss. Und das mache ich vom Herzen gerne.

Was macht die Samtgemeinde gut, woran kann man nach einer erfolgreichen Wahl anschließen?

Sieht man sich das Beispiel der OBS-Rettung an, zeigt sich eine große Stärke: Dass die Samtgemeinde sehr gut zusammenhalten kann, wenn es darum geht, gemeinsame Ziele zu verfolgen. Deswegen glaube ich, dass man hier mit wenig Aufwand sehr viel erreichen kann, wenn man allen Generationen der Gemeinde Gehör verschafft.

Wo sehen Sie Verbesserungsbedarf?

Oft habe ich das Gefühl, die Bürger werden nicht abgeholt und mitgenommen. Bei vielen Ortsratssitzungen bleiben die Zuhörersitze leer. Kommunikation verbessern, nachfragen, zuhören darf hier nicht an alten Strukturen scheitern. Jede Generation hat hier ihren eigenen Abholbedarf, um deren Ideen zu verwirklichen. Generationsübergreifend das Netzwerk verbessern und mitnehmen ist hier mein Motto.

Bleiben wir bei dem Thema OBS: Mit der Rettung der Schule ist das Problem langfristig nicht behoben. Es geht darum, Schülern weiter Möglichkeiten aufzuzeigen, damit diese auch ihre berufliche Zukunft bei uns beginnen. Es beginnt bei der Erfassung der bereits vorhandenen Ausbildungsbetriebe, bei der Gewinnung neuer Ausbildungsplätze in Betrieben die Ihr eigenes Potenzial noch nicht erkannt haben, über die Vernetzung in unsere Schule. Nur wer als Schüler überhaupt seine Möglichkeiten kennt, kann für sich den besten Ausbildungsplatz finden. Die Möglichkeiten, betriebliche AG in den Nachmittagsunterricht zu integrieren, kann hier eine Lösung sein, zumal ich selbst hierbei schon sehr gute Erfahrungen sammeln konnte.

Aktive Vereinsarbeit und das Amt des Samtgemeindebürgermeisters – wie lässt sich das verbinden?

Prioritäten zu setzen war mir im Leben immer wichtig, so auch die Frage ob und warum ich mich für Familien einsetzen will, deren Kinder leider in sehr kurzer Zeit sterben werden. Aus der Aktion „Milan will Leben“, habe ich unseren bundesweit arbeitenden Verein „Harzer Sonnenzwerge“ gegründet. Die bürokratische verwaltungstechnische Arbeit ist leider zu einem sehr zeitaufwendigen Teil unserer Arbeit geworden. Dieses soll sich nun mit einer Bürokraft ändern. So sehe ich hier für mich mehr Zeit, um die mir ans Herz gewachsene seelsorgerische Betreuung im Verein, welche ich in meiner Freizeit weiter ausführen werde, weiter zu machen, mich aber auch als möglicher Samtgemeindebürgermeister voll für die Samtgemeinde einsetzen.

Was macht für Sie die Samtgemeinde besonders?

Ich bin im Verlauf meines Lebens durch viele Städte gereist – vom Dorf bis hin zur Großstadt – doch bin nur hier in der Samtgemeinde so wirklich angekommen. Ich habe hier Freunde voller Ideen und Tatendrang kennen lernen dürfen. Ich fühle mich wohl, bin hier sehr glücklich und würde gerne als Samtgemeindebürgermeister meinen Beitrag dazu leisten, dass das noch lange so bleibt.

Zur Person

Frank Abraham, geboren am 22. August 1967, lebt mit seiner Frau und Tochter in Hörden. Nach der Schule machte er eine Ausbildung zum Gärtner und zog für einige Jahre nach Stuttgart. Dort arbeitete er in verschiedenen Bereichen im Gartenbau, ehe er an der Universität Stuttgart Betriebswissenschaften studierte. Zusätzlich machte er die Meisterprüfung zum Gärtnermeister und arbeitete als Filialleiter in einem Blumengroßmarkt, ehe es ihn zurück in den Harz zog, wo er über viele Jahre den elterlichen Betrieb leitete.

Seitdem ist Frank Abraham vielseitig ehrenamtlich engagiert und seit mehr als einem Jahr der Vorsitzende des Vereins „Harzer Sonnenzwerge“, der voraussichtlich zum Ende des Jahres zu einer Stiftung werden soll.

Politisch war Abraham bis vor drei Jahren in der CDU aktiv. Zur Wahl steht er als parteiloser Kandidat.