Scharzfeld. Expertinnen und Experten tauschen sich beim 15. Südharz-Symposium zum Thema 40 Jahre Karstwanderweg aus.

Er ist ein Schatz mit herausragendem Potenzial, ein Alleinstellungsmerkmal für den Südharz, ist Naturwunder, birgt geologisch und geschichtlich einzigartige Entdeckungen, hat riesiges touristisches Potenzial - und auch noch einigen Entwicklungsbedarf. Da ist sich das Plenum während der Tagung im „Harzer Hof“ in Scharzfeld am Wochenende einig. Es ist schon viel geschafft, viel erreicht worden in den vergangenen Jahrzehnten.

„40 Jahre Karstwanderweg - Vom Werden eines Alleinstellungsmerkmals: Die Gipskarstlandschaft Südharz“ – unter diesem Titel trafen sich knapp 40 Expertinnen und Experten, Hobby-Forschende und Heimatverbundene zum 15. Südharz-Symposium.

Wurzeln gelegt vor 40 Jahren

40 Jahre: So lange ist es her, dass der Geologe Dr. Reinhard Völker die Möglichkeiten der Südharzer Gipskarstregion erkannte und den Karstwanderweg im damaligen Kreis Sangerhausen (heute Mansfeld Südharz) etablierte. Firouz Vladi, Geologe und damaliger Leiter des Amtes für Wasserwirtschaft und Naturschutz im Landkreises Osterode, war es, der Völkers Idee im Jahr 1989 von einem Besuch in Sangerhausen mit in den Westen brachte und damit den Grundstein legte für den Karstwanderweg im niedersächsischen Teil. Es sollte jedoch noch Jahre dauern, bis der Weg lückenlos über 200 Kilometer hinweg die drei Bundesländer Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt verband.

Von den Hürden sprach auch die Geologin Christel Völker, Ehefrau von Reinhard Völker, die selbst aktiv mitwirkte und die Verdienste ihres verstorbenen Mannes und dessen Mitstreiter in einem kurzen Vortrag würdigte. Welche Schritte 20 Jahre später dazu führten, dass auch im damaligen Altkreis Osterode ein Karstwanderweg entstand, darüber sprach Klaus Liebing als Gründungsmitglied und ehemaliger erster und aktueller stellvertretender Vorsitzender des Vereins Karstwanderweg und Deutsches Gipsmuseum. Inzwischen führt der Karstwanderweg lückenlos von Bad Grund bis nach Eisleben.

Drei Institutionen mit im Boot

Mit dem Förderverein Deutsches Gipsmuseum und Karstwanderweg, dem Verein Südharzer Karstlandschaft und dem Förderverein Karstwanderweg Landkreis Nordhausen sind drei Institutionen federführend im Boot. Sie bilden gemeinsam mit weiteren Einrichtungen die Arbeitsgemeinschaft Karstwanderweg „Drei Länger, ein Weg“.

Welche geologischen Besonderheiten, welche archäologischen Perlen, welch botanische Vielfalt liegen entlang des Wegs? Davon berichteten Geologe Prof. Dr. Stephan Kempe, Einhornhöhlen-Betreiber Dr. Ralf Nielbock und Christiane Funkel vom Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz in ihren Vorträgen. Doch auch um den Nachwuchs ging es, als die Biologin und ehemalige Leiterin des Tilman-Riemenschneider-Gymnasiums Karin Thiele vom Projekt „Bildungsperlen“ berichtete, bei dem Schulen entlang des Karstwanderweges in Projekten aktiv in die Arbeit mit den Karstvereinen eingebunden werden, um die Karstlandschaft kennen und schätzen zu lernen und ortsgebundenes Lernen zu ermöglichen.

Sie trug stellvertretend auch den Teil der ehemaligen Leiterin des Studienseminar Göttingen der Uni Göttingen für das Lehramt an Gymnasien, Dr. Siegrid Vogel, vor, die in ihrem Beitrag ein besonderes Augenmerk darauf legte, wie man nachfolgende Generationen durch die Nutzung digitaler Medien für den Karstwanderweg begeistern kann.

Hotspot-Projekt

Über das geglückte Hospot-Projekt, gefördert vom Bundesumweltministerium, in Thüringen sprach Projektleiterin Heike Stolle. Ein solches Projekt soll ab Ende des kommenden Jahres auch im Gipskarstgebiet im Landkreis Göttingen starten, wie Projetbetreuer André Kuklik vom Landschaftspflegeverband Südniedersachsen vortrug, der auch einige Pläne vorstellte.

Doch bei allem Lob und allen zuversichtlichen Plänen für die Zukunft: Auch Kritik gab es. So blickte Klaus Liebig auf die Versuche zurück, in der Region das erste deutsche Gipsmuseum anzusiedeln. Viel sei unternommen worden, geglückt ist der Versuch bisher nicht. Liebing fand auch deutliche Worte für die mangelnde Unterstützung für das Projekt Karstwanderweg an verschiedenen Stellen: „Den Bereich Südharz touristisch mit zu vermarkten, ist bei den Städten und Gemeinden leider bis heute nicht in gewünschter Form angekommen“, kritisierte Klaus Liebing in seiner Rückschau auf 20 Jahre Vereinsarbeit.

Wie wertvoll der Wanderweg und das Engagement des Fördervereins für den Landkreis seien, hatte die Erste Kreisrätin Doreen Fragel zu Beginn der Veranstaltung in ihrem Grußwort betont, das sie stellvertretend für Landrat Marcel Riethig, den Schirmherren der Veranstaltung, überbracht hatte.

Es ist noch Luft nach oben

Und auch im Bereich der Vernetzung unter den Bundesländern und Landkreisen, genauso wie im Tourismus sei noch Luft nach oben. Auf letzteres ging Carola Schmidt als Geschäftsführerin des Harzer Tourismus Verbandes (HTV) in einem kurzen Referat ein. „Im Bereich der flankierenden Infrastruktur bei Hotellerie und Gastronomie ist noch viel zu tun“, sagte sie. Noch lange nicht jeder Beherbergungsbetrieb sei optimal eingestellt auf die Bedürfnisse von Wandertouristen, die den Karstwanderweg nutzten.

So endete der Tag denn auch mit einem Blick in die Zukunft, einer Art Wunschliste mit Zielen für das Jahr 2050, die Firouz Vladi vortrug. Gut mit Kultureinrichtungen vernetzt, digital und modern vermarktet, gegebenenfalls erweitert und vieles mehr solle der auch in 20 Jahren noch gesunde und intakte Naturschatz sein, so nur einige Punkte der langen Liste.

Vision wahrwerden lassen

Die Akteure aus den involvierten Vereinen jedenfalls - das war den Wortmeldung aus dem Plenum zu entnehmen - wollen ihren Beitrag dazu leisten, die Vision wahrwerden zu lassen. So endete die Rückschau am Nachmittag bei Kaffee und Kuchen mit einem zukunftsgewandten Fazit.

Viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzen im Anschluss die Chance, den Tag bei angeregten Diskussionen in der Schlossgaststätte Scharzfels ausklingen zu lassen.

Veranstaltet wurde das Symposium von der Arbeitsgemeinschaft Karstwanderweg „Drei Länger, ein Weg“. Die Organisation und Durchführung hatten mit Firouz Vladi und Burkhardt Schmidt Mitglieder des Vereins Karstwanderweg und Deutsches Gipsmuseum übernommen.