Herzberg. An 33 Stationen werden die Exponate des Museums geschildert. Fast 50 Minuten dauert der Guide-Rundgang.

„Liebe Gäste. Ich bin Anna Eleonore und habe hier auf dem Schloss von 1617 bis 1659 gewohnt. Na ja, so ganz dann auch nicht. Meine Geschichte beginnt hier 1617 mit der Legende vom Freudenstein.“ So werden künftig die Besucher des Museums im Herzberger Welfenschloss begrüßt, die sich an der Kasse das neue Audioguide-System des Museums ausleihen. An 33 Stationen werden die Exponate des Museums lebendig geschildert. Fast 50 Minuten dauert der Guide-Rundgang, wobei die einzelnen Stationen unabhängig voneinander angesteuert werden können. Die Erklärungen gibt es in deutscher, dänischer, niederländischer und englischer Sprache sowie in Esperanto.

Schon seit einigen Wochen können Besucher bei einem Rundgang im Schlosshof Daten und Geschichten zum Schloss mittels einer kostenlosen Smartphone-App erfahren. An acht Stationen gibt es Erläuterungen, der QR-Code kann am Torhaus gescannt werden.

Steigerung der Attraktivität

Das Projekt – oder genauer: beide Projekte – wurden auf Initiative von Manfred Kirchner, Vorstandsmitglied des Fördervereins Schloss Herzberg, ins Leben gerufen. Ihm zur Seite standen Petra Hoeft und Michael Wolf vom Museum und Detlef Bayer vom Vorstand des Fördervereins. Am Mittwoch, 22. September, wurden das Audioguide-System und auch die Smartphone-App erstmals im Beisein aller Beteiligten im Rittersaal des Schlosses der Öffentlichkeit vorgestellt.

„Die Initialzündung sei ein Besuch des Grenzlandmuseums Bad Sachsa gewesen“, erläuterte Manfred Kirchner zu Beginn. Die Frage sei gewesen, wie man das Schloss Herzberg und das Museum für Besucher attraktiver machen könne. „Der Ansatz war, die Besucher sprachlich ,abzuholen’ und eigenständig Schloss und Museum erkunden zu lassen.“ Zugleich habe man so auch eine Antwort auf die Corona-Einschränkungen bei den Gruppengrößen bei Schlossführungen gehabt.

Sara Jorgii, Gülsena Nur Özer und Julia Töpperwien haben die englischen Texte eingesprochen. Foto: Förderverein Schloss Herzberg
Sara Jorgii, Gülsena Nur Özer und Julia Töpperwien haben die englischen Texte eingesprochen. Foto: Förderverein Schloss Herzberg © HK | Verein

Man habe im Vorfeld mehrere technische Möglichkeiten diskutiert, so Manfred Kirchner, aber der Großteil sei an den dicken Mauern des Schlosses gescheitert. An WLAN hätten die damaligen Baumeister nicht gedacht. Deshalb sei die Entscheidung für den Audioguide für das Museum und die Smartphone-App für den Schlosshof gefallen.

Bei der Auswahl der Sprachen habe man sich an den Besuchern orientiert. So kämen über 90 Prozent der Besucher von auswärts. Bei den deutschen Besuchern seien es meist Familien, die in der Ferien- und Urlaubszeit kämen. Eine relativ starke Gruppe seien auch die niederländischen Gäste, häufig kämen auch Dänen. Esperanto sei besonders bei Tagungen nachgefragt. Die Zahl englischsprachiger Besucher sei eher gering, aber Englisch sei als Alternative für alle sonstigen Sprachen gedacht.

Finanzielle Förderung

Finanziert wurden die Projekte vom Förderverein Schloss Herzberg und mit Fördermitteln des Landschaftsverbandes Südniedersachsen. Die Texte wurden von Manfred Kirchner und seinen drei Mitstreitern erstellt. Die englische Übersetzung übernahm Kerstin Moritz, die niederländische Übersetzung und Audioaufnahmen Rita und Emile de Vente vom Haus Iris in Sieber. Zsofia Korody und Peter Zilvar waren für die Übersetzung und Audioaufnahmen in Esperanto zuständig, Alex Torka und Annemarie Thormann für die Übersetzung und Audioaufnahmen in Dänisch.

Die deutschen Texte wurden von Rosemarie Matwijow und Erika und Manfred Kirchner eingesprochen, die englischen von den EMA-Gymnasium-Schülern Sara Jorgii, Gülsena Nur Özer, Julia Töpperwien, Jonas Böhm und Timo Hoeft. Am Tag nach der Präsentation des Projektes begann der Probebetrieb. „Die ersten Nutzer bekamen einen Fragebogen, um eventuelle Schwachstellen der Texte korrigieren zu können und den letzten Feinschliff zu geben“, so Manfred Kirchner. Auch die geplante Erweiterung des Museums könne jederzeit ergänzt werden. Zudem sollen die gesprochenen Texte auch in schriftlicher Form an der Museumskasse erwerbbar sein. „Für uns, die vor etwa einem Jahr mit dem Projekt gestartet sind, war es ein wunderbares Erlebnis, wie unsere Idee mitgetragen und unterstützt wurde“, schloss Manfred Kirchner. Es sei viel Arbeit gewesen, aber es habe auch Spaß gemacht, da man von den Beteiligten sehr viel zurückbekommen habe.

Und den werden sicherlich auch künftige Besucher des Museums haben, wenn sie zum Beispiel in der Forstabteilung hören: „Mein Vater war Köhler in Lonau und ich musste als Kind immer mithelfen. Dieser Dreck! Diese Schufterei! Warum diese Schinderei, wollen Sie wissen?“