Kommentar

Schachtrupp-Villa ist Glücksfall für Osterode – Trotz der Kosten

| Lesedauer: 2 Minuten
Die Arbeiten an der Osteroder Schachtruppvilla im Januar 2023. Der aktuelle Kommentar von Michael Paetzold zum Erhalt der sogenannten „Kaffeemühle“.

Die Arbeiten an der Osteroder Schachtruppvilla im Januar 2023. Der aktuelle Kommentar von Michael Paetzold zum Erhalt der sogenannten „Kaffeemühle“.

Foto: Jann-Luca Künßberg / HK-Archiv

Osterode  „Natürlich kostet die Sanierung der Villa jetzt viel Geld, aber die Zukunft wird eine mildere Bewertung der Lage mit sich bringen“, meint unser Autor.

Fast wäre es der einzigartigen Villa an den Kragen gegangen, als 1971 die wertvollen Nebengebäude abgerissen wurden, um dem Geist der Zeit entsprechend Platz für Neues zu schaffen. Und vermutlich würde heute kein Hahn mehr danach krähen, hätte sich wie so oft der Mantel des Vergessens über die einst herrschaftliche Anlage gelegt. Vielleicht wäre der Parkplatz größer ausgefallen.

Aber die Kaffeemühle, wie die Osteroder ihre Schachtrupp-Villa nennen, steht noch dank einer Bürgerinitiative, die dem Modernisierungswahn der 70er die Stirn bot. Was ist dem überall nicht alles zum Opfer gefallen.

„Hätten wir sie damals bloß abgerissen“, aus den Augen aus dem Sinn, kein Ärger wegen des Erhalts und keine Kosten: Ja, diese Einstellung gab es in den folgenden Jahrzehnten und währe angesichts der unendlichen Geschichte der Sanierung und steigender Kosten auch jetzt wieder, na sagen wir mal vorsichtig, nachvollziehbar.

Aber andersrum wird ein Schuh draus: Es ist ein Glücksfall, dass wir einen der wenigen erhaltenen Palladio-Bauten in Deutschland wieder instand setzen. Der Stil war im 19. und frühen 20. Jahrhundert in Europa weiterhin beliebt und dokumentiert, auf welchem Niveau sich der Bauherr, die Unternehmerfamilie Schachtrupp, verortete.

Natürlich kostet die Sanierung des denkmalgeschützten Bauwerks jetzt viel Geld, aber die Zukunft wird eine andere, mildere Bewertung der aktuellen Sachlage mit sich bringen, dass nämlich die Ausgaben vergessen sein werden, aber Osterode über ein Denkmal von höchstem Rang verfügt, und mehr noch, dieses für die Stadtgeschichte wichtige Gebäude einer modernen, zukunftsfähigen Nutzung an exponierter Lage im Stadtbild zugeführt hat.

Augen zu und durch, mag man also angesichts der Verantwortung, den die Stadt für die Villa hat, den Kurs bestimmen in der Gewissheit, dass etwas Tolles entsteht. Die Mehrheit der Osteroder, da bin ich mir sicher, steht hinter diesem Vorhaben und ihrer Kaffeemühle.