„Bedenken Sie, welche Folgen eine schnelle ungeprüfte Info im Sinne einer Kettenreaktion auslösen kann.“

Sicherlich haben Sie schon einmal vom Domino-Effekt gehört, der umgeworfene erste Stein lässt in der Folge viele weitere fallen. Oder im übertragenen Sinn: Ein Ereignis folgt auf das vorherige. Genau solch eine Kettenreaktion tritt zumeist ein, wenn Informationen oder Nachrichten, ungeprüft und nicht bestätigt, also ungesichert weitergegeben werden, vorrangig in den sozialen Netzwerken. Eine Lawine an mitunter falschen Meldungen kommt unaufhaltsam ins Rollen, die Folgen können verheerend sein.

So wurde beispielsweise aus einer sogenannten Stinkbombe, die vor Jahren in einer Schule als Scherz gedacht war, im Laufe der Info-Weitergabe ein Amoklauf mit mehreren verletzten Schülern. Man stelle sich vor, was die betroffenen Eltern gefühlt haben müssen, bevor sie erfuhren, dass ihre Kinder lediglich auf dem Schulhof warteten, bis die freigesetzten Gase mit dem äußerst unangenehmen Geruch wieder verzogen waren.

Was das alles mit dem Thema „Coronavirus“ zu tun hat, mögen Sie sich jetzt vielleicht fragen. Leider eine ganze Menge. Denn als die Redaktion am Mittwochabend die Donnerstag-Ausgabe produzierte und in diesem Zuge online meldete, dass im Altkreis Osterode der erste Corona-Fall bestätigt wurde, dabei aber bewusst auf nähere Angaben verzichtete und diese auch gar nicht vorlagen, nutzten User diese „allgemeine“ Meldung, um sie mit ihren zu diesem Zeitpunkt noch unbestätigten Infos zu kombinieren.

So wurde aus dem gemeldeten Mann im Altkreis schnell der Mitarbeiter eines Supermarktes in Osterode, dann wurde die vermutliche Arbeitsstätte seiner angeblichen Ehefrau genannt, der Supermarkt als geschlossen beschrieben. Später wurde gar behauptet, die Helios-Klinik in Herzberg sei dicht gemacht worden. Als Quelle wurde auf Nachfrage der Harz Kurier angegeben. Das heißt, User haben ausschließlich unser Foto, das die Uniklinik Göttingen zeigt, und unsere Überschrift „Erster Corona-Fall im Altkreis Osterode bestätigt“ als Post missbraucht, um sogenannte Fake News zu verbreiten und sich dabei auf uns bezogen – ungeachtet dessen, was diese Falschmeldungen anrichten können: von einem wirtschaftlichen Schaden des genannten Unternehmens über mögliche privaten Folgen der genannten Personen bis hin zum möglichen Ausbruch einer Panik oder Hysterie.

Deshalb nochmals der Appell:

Bitte verfallen Sie nicht in blinden Aktionismus, beteiligen Sie sich nicht an wilden Spekulationen und verbreiten Sie keine katastrophalen Szenarien. Stattdessen sollten möglichst nur gesicherte Informationen und Nachrichten, deren Inhalte auch geprüft und bestätigt sind, weitergegeben werden. Das haben auch wir getan, als uns das Unternehmen Kaufland am Donnerstagmorgen schriftlich bestätigte, dass ein Mitarbeiter erkrankt sei, sich in Quarantäne befände, die Filiale desinfiziert, aber regulär geöffnet sei.

Fazit: Bitte handeln Sie in Zeiten wie diesen umsichtig, verantwortungsbewusst, mit Herz und Verstand. Und bedenken Sie, welche Folgen eine schnelle Info im Sinne einer Lawine oder Kettenreaktion auslösen kann. Ob vor Ort ein Domino-Effekt eintritt, haben wir selbst in der Hand.