Osterode. Schon Peter Parker wusste: Aus großer Macht folgt große Verantwortung. Das gilt auch für Autofahrer, wie unsere Redakteurin ein Beispiel beschreibt.

Stellen Sie sich mal vor, Sie laufen auf eine Straßeneinmündung zu. Sie sind sportlich unterwegs: Im zackigen Rhythmus treffen die Sohlen Ihrer Laufschuhe auf den Asphalt, der Schweiß läuft Ihnen den Rücken hinunter. Auf der gegenüberliegenden Seite der T-Kreuzung führt ein Weg in den Wald hinein. Genau da wollen Sie lang.

Bevor Sie die Straße überqueren, werfen Sie einen Blick über die Schulter und sehen ein Auto hinter sich. Das hat Sie allerdings noch nicht erreicht. Also laufen Sie weiter. Als Sie zur Hälfte über die Straße rüber sind, biegt das Auto so knapp vor Ihnen ab, dass Sie beinahe stehen bleiben müssen, um nicht dagegen zu prallen.

Genau das, liebe Leserinnen und Leser, ist mir jetzt zum dritten Mal an derselben Stelle passiert. Mein Fehler? Ich denke nicht. Ich mache jetzt mal etwas ganz Verrücktes: Ich wechsele die Perspektive. Denn – man mag es kaum glauben – ich bin gar nicht immer Fußgängerin. Manchmal bin ich auch Autofahrerin. Sogar mit Führerschein – ist ja keine Selbstverständlichkeit, wie all jene wissen, die gerne Blaulichtmeldungen lesen.

Ok, also frage ich mich: Was tue ich als Person hinterm Steuer, wenn ich abbiegen möchte und vor mir ein Fußgänger ist? Oder ein Fahrrad? Oder so ein alberner E-Scooter? Richtig! Ich bremse (das geht zum Beispiel mit dem Pedal links neben dem Gaspedal). Im Straßenverkehr gilt nämlich gegenseitige Rücksichtnahme. Und nicht nur da – selbst Skifahrer und die meisten Snowboarder wissen: Wer von hinten beziehungsweise von oben kommt, nimmt Rücksicht.

Das kann sonst schmerzhaft für alle Beteiligten enden. Jaha, auch für den Fahrzeugeigentümer. Meine stahlharten Muskeln gepaart mit der Geschwindigkeit würden nämlich für eine ordentliche Beule im Blech sorgen. Und wer meine Kratzbürstigkeit kennt, kann sich ausmalen, wie der Lack nach so einem Zusammenstoß aussieht.

Und jetzt mal ehrlich: Ich bin zwar weder Matea Parlov Kostro noch Florence Griffith-Joyner, aber bis ich über so eine zweispurige Straße gelaufen bin, das sind maximal fünf Schritte. Dafür muss ein Auto nicht einmal seine Geschwindigkeit verringern, sondern der Fahrer oder die Fahrerin muss einfach nur das Lenkrad entsprechend einschlagen.

Also bitte, liebe Autofahrerinnen und Autofahrer, biegen Sie doch einfach hinter den Fußgängern ab. Und erinnern Sie sich dabei an diese eine Aufgabe in den Theoriebögen mit den Rentnern und den Zebrastreifen: Manchmal drehen Menschen auch plötzlich um. Vielleicht weil sie in Gedanken waren. Oder weil sie unterwegs vergessen haben, wo sie hin wollen. Der Grund ist auch völlig egal. Die Person hat es auf keinen Fall verdient, von einem Fahrzeug erfasst und womöglich verletzt zu werden.

Denken Sie deswegen bitte daran: Mit so einer motorisierten Blechkiste, kann man eine ganze Menge Schaden anrichten – und, das wusste schon Peter Parker, aus großer Macht folgt große Verantwortung.

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