„Nutzen wir unsere Chance, mit unserer Stimme die politischen Entscheidungsprozesse im Land mitzubestimmen.“

Es war ein langer Wahlkampf, und so mancher ist es müde, die immer gleichen Bekenntnisse und Beteuerungen der Bewerberinnen und Bewerber für die politischen Ämter zu konsumieren, wohl wissend, dass es darauf ankommt, was hinten dabei herauskommt. Ob Corona, Klimakrise, Rente, Integration und Zuwanderung oder Digitalisierung: Sozialer Sprengstoff verbirgt sich reichlich. Anspruch und Wirklichkeit, das ist nicht immer deckungsgleich in der Politik, schon deshalb, weil, und das liegt in der Natur der Sache, die Realität jeden irgendwann einholt und eigene Geschichten schreibt. In jedem Fall wird es spannend am Sonntag, denn SPD und CDU liegen dicht beieinander, und so mancher ist noch unentschlossen, wie er sich positionieren soll. Spannend wird auch die Zeit danach, wer sich zu welcher Koalition zusammenrauft.

Bei aller berechtigten Kritik, die im weiten und schwierigen Feld der politischen Landschaft laut wird, in dem nie alle Interessen für jeden zufriedenstellend beackert werden können, bei allem Unmut, den offensichtlich viele Bürgerinnen und Bürger hegen, ist Wahlverweigerung keine vertretbare Alternative. Die rückläufigen Wahlbeteiligungen zeigen uns, dass sich die repräsentative Demokratie in einer Krise befindet, eine hochgefährliche Entwicklung angesichts wachsender radikaler Strömungen in der Gesellschaft. Ohne Wahlen keine Demokratie! In den 1970er Jahren lag die Beteiligung bei Bundestagswahlen bei über 90 Prozent. Und wo stehen wir jetzt? Wählen zu gehen, ist für mich nach wie vor Bürgerpflicht und ein wichtiger gestaltender Beitrag, mit dem man zeigt, dass es einem nicht egal ist, wie Deutschland in Zukunft aussehen soll.