„Wenn Sie nach einer unterhaltsamen Alternative zum Theater suchen, besuchen Sie doch mal eine Sitzung des Bad Lauterberger Stadtrates.“

Eine Posse ist ein komisches Bühnenstück, das auf unwahrscheinlichen Übertreibungen aufgebaut ist. Wenn Sie, liebe Leser, mal nach einer unterhaltsamen Alternative zu den hiesigen Theateraufführungen suchen, besuchen Sie doch mal eine Sitzung des Bad Lauterberger Stadtrates. Mit einiger Wahrscheinlichkeit können Sie dort Vorgänge beobachten, die irgendwo zwischen Posse und Farce einzuordnen sind. Eine Farce ist laut Wörterbuch eine Angelegenheit, bei der die vorgegebene Absicht, das vorgegebene Ziel nicht mehr ernst zu nehmen ist. In der jüngsten Vorstellung dieses kommunalpolitischen Theaters waren einige Akteure wieder in Höchstform. Und ich teile die Bedenken von Roland Stahl nicht, dass es zur Politikverdrossenheit beiträgt, wenn sich der Stadtrat mit „Kinderkacke“ befasst, im Gegenteil: Selten sind Ratssitzungen spannender!

Ein Haupthandlungsstrang des Stückes drehte sich um Protokollfragen, offenbar eine Obsession einiger Ratsherren. Wer öfter in den Zuschauerreihen des Rathauses sitzt, weiß, dass die Sache mit den Protokollen so etwas wie ein Running Gag ist. Doch diesmal gab es eine amüsante Wendung, die es so vielleicht noch nie gab: Einer, der besonders großen Wert auf die Formulierungen in den Schriftstücken legt, wusste sich nicht mehr anders zu helfen, als vor lauter Empörung erst die Stadt zu verklagen, um dann – als sich herausstellt, dass die nicht die richtige Adressatin ist – eben jenes Gremium vor den Kadi zu ziehen, dem er ja selbst angehört. Doch man kann seine Aufregung nachvollziehen, wenn man sich bewusst macht, dass Sitzungsprotokolle, die andernorts bald in der Versenkung verschwinden, auf dieser Bühne als „politisches Kampfmittel“ gelten.