„Frei nach Mark Twain könnte man in diesem Februar sagen: Alle freuen sich über das Wetter – aber keiner tut etwas dagegen.“

Jetzt ist offiziell Frühling: Die Kraniche sind auf der Durchreise Richtung Norden, die Kröten auf Wanderschaft zum Laichgewässer, Schmetterlinge fliegen und Krokusse und Schneeglöckchen blühen. Überall in Deutschland freuen sich die Menschen über die warmen Sonnenstrahlen und die milden, mancherorts sogar fast schon sommerlichen Temperaturen: Über 20 Grad Celsius zeigten die Thermometer in Süddeutschland schon an – ein Wetter, wie es eigentlich erst Ende März zu erwarten wäre. Einfach herrlich. Die dunklen Tage sind offenbar vorüber, der Winter hier in der Region war kurz und schmerzlos. Jetzt ist wieder Eis essen angesagt, Spazieren gehen ohne Jacke, auf dem Balkon oder Terrasse sitzen und Sonne tanken. Eine wahre Wonne!

Freitag, 22. Februar in Großbritannien: Eine Hummel landet auf einem Krokus.
Freitag, 22. Februar in Großbritannien: Eine Hummel landet auf einem Krokus. © dpa | Owen Humphreys

Aber bei aller Freude und den aufkommenden Frühlingsgefühlen: Mir ist das Wetter irgendwie unheimlich. Normal ist es jedenfalls nicht – aber was ist schon normal in diesen verrückten Zeiten? Der Klimawandel lässt grüßen! Zum Vergleich: Die niedrigste, je in Deutschland gemessene Temperatur beträgt Minus 37.8°C – gemessen am 12. Februar 1929 in Hüll in Oberbayern. Droht jetzt nach dem Jahrtausendsommer 2018 die Hitzewelle in diesem Jahr womöglich weiterzugehen? In meiner Vorstellung sehe ich schon die Bilder von leergelaufenen Talsperren, vertrockneten Felder, Bäumen, die im Mai schon wieder ihre welken Blätter abwerfen, durstigem Vieh auf den Weiden. Mir kommt da Mark Twains Ausspruch in den Sinn: „Alle klagen über das Wetter. Aber es findet sich niemand, der etwas dagegen tut.“ Den könnte man in diesem frühlingshaften Wintermonat umwandeln: Alle freuen sich über das Wetter – aber keiner tut etwas dagegen. Seien wir mal ehrlich: Für uns alle zusammengenommen, so als große Gruppe von Menschen, hat doch Klimaschutz immer noch nicht die Priorität, die er haben müsste. Zu meiner Beruhigung ist Verdrängung ein wunderbarer psychologischer Mechanismus, der bei schönem Wetter besonders gut funktioniert. Und alles lässt sich relativieren. So hat zum Beispiel die Wetterstatistik bislang noch immer ein Gegenbeispiel parat gehabt: Der Wärmerekord für Februar wurde 1900 mit 23,1 Grad in Jena gemessen. So weit ist es ja noch nicht.