„Es drängt sich der Verdacht auf, dass Kunden mit derartigen Problemen nur allzu oft im Regen stehen gelassen werden.“

Schweden, Sehnsuchtsland vieler Skandinavienfans, endlose Wälder, Seen und helle Nächte, einfach Erholung pur. Das dachte sich auch eine naturliebende Familie aus Osterode, buchte über ein lokales Reisebüro ein Ferienhaus im hohen Norden bei einem namhaften Anbieter und machte sich erwartungsfroh auf die lange Reise. Ach Urlaub, ist das nicht herrlich?

Doch ganz so herrlich wurde der Trip nicht, ganz im Gegenteil. Statt sich über Rentier und Mitternachtssonne freuen zu können, stellte sich, nachdem die vier Reisenden nach 1.400 Kilometern ihr Ziel erreicht hatten, schnell Ernüchterung ein. Was sie vorfanden war, die lange Mängelliste nur kurz zusammengefasst, ein übelriechendes Haus, das nicht an die Kanalisation angeschlossen war, dreckige und klebrige Möbel und Böden, im Kühlschrank gammelten alte Lebensmittel vor sich hin und braune Reste schmückten die Klobrille. Kurzum: Das Haus war unbewohnbar und auch nicht durch eine mehrstündige Putzaktion herzurichten.

Alle Bemühungen, die Situation über eine Hotline des großen Ferienhausanbieters über zahlreiche Anrufe zu retten, um Ersatz zu beschaffen, schlugen fehl. Die Familie sollte laut Anbieter erstmal einziehen, alles Weitere werde sich dann am Montag ergeben. „Für uns war es ausgeschlossen, das völlig verdreckte, stinkende Haus zu beziehen“, erläutert der betroffene Familienvater. Mittlerweile war es später Abend und kurzfristig kein neues Quartier zu finden, und so wurde es eine unruhige Nacht im Auto, ehe die Familie am Morgen die 1.400 Kilometer nach Osterode zurückfuhr. Das war’s mit dem Urlaub und Schweden.

Jetzt begann eine Zeit langer Verhandlungen mit dem Anbieter, die über das lokale Reisebüro, bei dem man gebucht hatte, geführt wurden. Schließlich waren mehr als 2.500 Euro als Reisepreis geflossen, die ohne Gegenleistungen blieben. Nach intensiven Bemühungen, so beschreibt zumindest das Reisebüro in Osterode seinen Einsatz, wurden lediglich 20 Prozent der Kosten, etwa 500 Euro erstattet, für die Familie ein wenig zufriedenstellendes Resultat. Trotz weiterer Anfragen ihrerseits folgte keine Reaktion mehr.

Erst als die lokale Presse ein Jahr später auf den Fall aufmerksam wurde und nachhakte, kam erneut Bewegung in die Sache, es floss zügig eine weitere, wenn auch nicht kostendeckende Summe, wie das Unternehmen betonte, lediglich als Kulanzangebot.

So drängt sich der Verdacht auf, dass Kunden mit derartigen Problemen ohne mediale Begleitung nur allzu oft im Regen stehen oder klagen müssen. „Wir haben ganz bewusst über einen Anbieter vor Ort gebucht, damit wir einen direkten Ansprechpartner haben und etwas Geld auch in Osterode bleibt“, erklärt der Familienvater rückblickend, musste aber ernüchtert feststellen, dass dies nicht vor Reinfällen schützt. Man wolle jetzt lieber im Harz Urlaub machen, zieht die Familie ein Fazit und hat Schweden erstmal abgehakt. Immerhin: Das Ferienhaus wurde inzwischen aus dem Programm genommen. Es war nicht das erste Mal, dass dort Feriengäste schnell Reißaus nahmen. Michael Paetzold