Bad Sachsa. Willkommenskultur ja, Überforderung nein: Bad Sachsas Bürgermeister sieht die Pläne der Landesaufnahmebehörde kritisch. Das wünscht er sich daher.

Menschen in Not aus aller Welt sind in Bad Sachsa willkommen. „Aber wir dürfen nicht überfordert werden als Kommune“, betont Bad Sachsas Bürgermeister Daniel Quade in Bezug auf die Flüchtlingsaufnahmeeinrichtung, die auf dem Gelände der ehemaligen Paracelsus-Klinik und der dazugehören Villa entstehen soll. Bereits im Januar 2023 sollen die ersten Asylsuchenden in die Einrichtung, die insgesamt 500 Plätze beinhalten soll, einziehen.

Aus Sicht der Verwaltung der Uffestadt ist das zu viel: „Unser Wunsch ist, dass die Zahl 500 deutlich reduziert wird. Wir werden alles daran setzen, damit das auch geschieht“, betonte der Verwaltungschef, der dafür auch die Zustimmung der Kommunalpolitik innehat. Zugleich verwies er weit von allen Beteiligten weg, dass man die Stadt „in die rechte Ecke deswegen drängt“.

Bad Sachsa ist abhängig vom Tourismus

Bad Sachsa habe eine funktionierende Willkommenskultur, was sich allein bei der Hilfe für die Geflüchteten aus der Ukraine seit Beginn des Krieges dort tagtäglich zeige. Aber: „Bad Sachsa ist abhängig vom Tourismus. 46,2 Millionen Euro werden durch diesen verdient, wie eine Studie zeigt. 910 Personen bei uns sind im Schnitt abhängig von diesem Berufszweig.“ Gerade aus dieser Branche haben sich laut Quade seit Bekanntwerden der Nachricht, dass die Flüchtlingsunterkunft entstehen soll, viele mit Fragen und auch Sorgen an die Verwaltung gewandt. „Auch nach der Infoveranstaltung der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen sind die Sorgen nicht weniger geworden, aber auch wir als Kommune wissen nicht mehr, als dort erklärt wurde.“

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Quade betonte aber, dass bereits jetzt mit Menschen aus der Ukraine und anderen Geflüchteten 300 Personen im Stadtgebiet lebten. Durch die Unterkunft würde die Anzahl auf 800 ansteigen, ein Anteil von 12,7 Prozent der gesamten Einwohnerschaft Bad Sachsas.

Bund und Land lassen die Kommunen im Stich

Die Kommune leiste, was sie könne, um Menschen zu helfen. „Aber es muss für uns auch leistbar sein und bleiben“ – und gerade hierfür sieht der Bürgermeister die geplante Zahl von 500 Plätzen in der Aufnahmeeinrichtung als viel zu hoch an. „Wir dürfen nicht überfordert werden, es dürfen keine Existenzen bedroht werden. Auch wollen wir eine Spaltung der Einwohnerschaft verhindern, nicht, dass Rechtsradikale nach Bad Sachsa kommen.“ Ein Grundproblem sieht der Verwaltungschef dabei: sei es bei der Bewältigung der Corona-Pandemie, der Hilfe für die Ukraine, oder aber auch der Kinderbetreuung – „Nicht der Bund oder das Land haben das alles umgesetzt, die waren und sind meist überfordert“. Vor Ort in den Kommunen wie Bad Sachsa habe man sich den Problemen gestellt und diese bewältigt. „Und ich will nicht, dass jetzt eine solche Flüchtlingsaufnahmeeinrichtung Existenzen bedroht oder die Verwaltung zum Erliegen bringt“.

Von daher lautet Quades Botschaft gen Landesaufnahmebehörde: „Wir sind nicht gegen die Unterkunft, aber gegen die geplante Anzahl an Plätzen.“