Bad Sachsa. Knapp 20 Monate ist in Bad Sachsa kontrovers über den Standort der neuen Kindertagesstätte diskutiert worden. Darum ist der Entschluss jetzt erfolgt

Die Entscheidung ist gefallen: Die neue Kindertagesstätte in Bad Sachsa soll mit im neuen Baugebiet in der Steinstraße auf dem Gelände des ehemaligen Sportplatzes entstehen. Mit 12:3-Stimmen bei fünf Enthaltungen folgten die Mitglieder des Stadtrates der Empfehlung der Verwaltung – und sprachen sich somit gegen die Alternative auf dem Areal in der Wartegasse in Steina aus.

Allerdings ist die Entscheidung nicht unumstritten: „Auch wenn wir für den Standort stimmen, heißt das nicht, dass wir ihn gut finden“, fand der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank Kellner deutliche Worte. Vielmehr gehe es darum, Kinder und Eltern schnell zu helfen, statt noch lange Diskussionen zu führen. Und selbst der FDP-Fraktionsvorsitzende Lutz Rockendorf erklärte, dass „es nicht die optimale Lösung ist, aber es am Ende keine adäquate Alternative gibt“.

Lange Diskussionen in der Politik

Damit setzt sich das gespaltene Bild bei der Bewertung der vergangenen Wochen und Monate fort. Eigentlich sollte die Entscheidung über den Standort bereits bei der Ratssitzung Ende Juni getroffen werden, doch damals setzte man den Tagesordnungspunkt einstimmig ab. Es gebe noch Redebedarf, erklärte Rockendorf damals zur Begründung für die Absetzung. Auch bei der vorbereitenden Sitzung des Jugend-, Schul-, Kultur-, Sport- und Sozialausschusses war die Entscheidung knapp. Nach kontroverser Diskussion wurde mit 2:1-Stimmen bei zwei Enthaltungen für die Errichtung einer Kita auf dem Gelände in der Steinstraße votiert.

Im Vorfeld der Entscheidung hatte die Stadtverwaltung, die seit jeher den Standort in Bad Sachsa präferiert hat, die verschiedenen Rahmenbedingungen der beiden Standorte gegenübergestellt. In Bad Sachsa gibt es etwa 3.500 Quadratmeter, in Steina sind es ca. 2.370. Während für Bad Sachsa gerade ein neuer Bebauungsplan (B-Plan) erstellt werde, gebe es für das Gebiet in Steina noch keinen verbindlichen B-Plan. Ferner gehöre das Grundstück in Bad Sachsa der Stadt selbst, in Steina müsste es gekauft werden.

Bad Sachsas Zukunft gestalten

„Die FDP-Fraktion befürwortet den Standort in der Kernstadt. Wir sind uns alle einig, dass wir etwas für die Kinder und die Entwicklung Bad Sachsas damit tun müssen. Wir als Politik müssen die Weichen stellen und können das mit dem Standort in der Steinstraße“, betonte Lutz Rockendorf. Er verwies unter anderem darauf, dass die Stadt Eigentümer der Fläche sei und auch wenn für den Kita-Neubau einige Baugrundstücke abgegeben werden müssten, habe das Baugebiet dennoch ausreichend Platz.

Lesen Sie auch: Neues Baugebiet: 23 Anfragen liegen bereits vor

Auch habe die Kita selbst genug Platz, um sich der steigenden Nachfrage an Plätzen stellen zu können. Bei der Frage nach steigendem Verkehr aufgrund des Bringens und Holens der Kinder äußerte er, dass viele Eltern ihre Kinder zu Fuß bringen könnten. Das gelte für die aus dem neuen Baugebiet sowieso, wie aber auch aus dem Bereich Mosebergstraße. „Es werden auch alle Interessen und Bedenken gehört und darauf eingegangen, wir wollen alle gemeinsam die Stadt entwickeln.“

Mehr Autoverkehr erwartet

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank Kellner gab offen zu, dass seine Fraktion den Standort in der Steinstraße in Bad Sachsa seit der Vorstellung schon immer kritisch gesehen habe – „und das aus verschiedenen Gründen“. Allen voran eben aufgrund der Verkehrsfrage: Aktuell würden im direkt benachbarten Bambi-Kindergarten 65 Kinder betreut. Die neue Kindertagesstätte würde aufgrund der aktuell errechneten benötigten Plätze 130 Kinder betreuen. „Das macht in der Summe mehr wie 200 – und diese werden von ihren Eltern gebracht und abgeholt, was den Autoverkehr in dem Bereich deutlich steigert.“

Und man brauche weitere Räume, bedenke man die Diskussion in der Grundschule, „die vermutlich wieder die Räume, die jetzt noch der DRK-Kindergarten nutzt, benötigt“. Bei all dem gehe es aber auch darum, keine Diskussion auf Kosten der Kinder und Eltern zu führen. „Die Bauzeiten bei einem solchen Projekt sind schon lang genug. Wir werden dem Projekt daher nicht im Weg stehen, auch wenn wir weiterhin Bedenken haben“, erklärte Kellner und fügt hinzu: „Ich hoffe nur, dass wir dann in zwei Jahren auch die Kita, haben, welche die Kinder nutzen können.“ Dazu erklärte Bürgermeister Daniel Quade, dass die SPD dann die guten Kontakte zum Landrat nutzen solle, damit es mit einer Baugenehmigung schnell voran gehe.

Erfolgsgeschichte bislang

Auch Sören Schaal, Sprecher der Gruppe Aktiv/BBB/Die Grünen, verwies darauf, dass seine Gruppe dem Vorschlag zustimmen werde. Man diskutiere seit 20 Monaten bereits, aber es gehe eben auch um eine Bebauung mit Augenmaß.

Lesen Sie auch: Bad Sachsa braucht Baugrundstücke

Für die CDU-Fraktion erklärte der Vorsitzende Werner Bruchmann, dass die Entwicklung am ehemaligen Sportplatz eine Erfolgsgeschichte sei. Nachdem der Rat den Bebauungsplan beschlossen habe, gelte es nun auch die notwendigen Kita-Plätze zu schaffen. „Da sind wir ausdrücklich dabei. Es gilt aber, verantwortungsvoll zu handeln.“

Andere Standorte überprüfen

Bruchmann erklärte, dass der Fokus für die Kita bei der Verwaltung von Anfang an auf dem Gebiet am Sportplatz lag, ein Großteil des Rates hier aber Probleme sah und dies auch begründet habe. Unter anderem würde man fünf bis sechs Baugrundstücke für Familienhäuser durch die Größe der Kita (ca. 3.500 Quadratmeter) verlieren. Auch gebe es noch andere Standorte im Stadtgebiet, wie das DGH in Tettenborn zum Beispiel. „Nachdem in der letzten Ratssitzung der Tagesordnungspunkt von der FDP heruntergenommen wurde, bin ich auch eigentlich davon ausgegangen, dass das Thema noch einmal im Ausschuss behandelt wird.“ Das sollte man auch tun, denn er gehe nicht davon aus, dass nicht vor Ende des Jahres 2024 das erste Haus im Neubaugebiet fertiggestellt sei. „Warum jetzt also nicht noch einmal nach der bestmöglichen Lösung für Bad Sachsa suchen?“

Er betonte, dass man Kita-Plätze benötige und seine Fraktion dies unterstütze – aber man sollte sich Zeit für die Suche nehmen. Aus diesem Grund könne seine Fraktion den Vorschlag nicht mittragen.