Bad Sachsa. Allerhand Unrat kommt bei der Müllsammel-Aktion rund um Bad Sachsa binnen einer Woche zusammen. Dabei gibt es einige Überraschungen und Kuriositäten.

Eine Woche lang haben zig freiwillige Helfer Müll an den Straßen in und rund um Bad Sachsa gesammelt, um ihre Heimat von dem unansehnlichen Unrat zu befreien. An den am stärksten befahrenen Straßen seien wieder „erschreckende Mengen an Müll jeder Art“ zusammengekommen, berichten die Organisatoren. Frank Schembecker und Joachim Becker initiierten die Aktion, die vom 12. bis 19. März stattfand.

Nach Rücksprache mit Bürgermeister Daniel Quade und Dorota Schmidt wurden ausreichend Müllsäcke und Warnwesten für die Helfer bereitgestellt. Und durch verschiedene Aufrufe meldeten sich mehrere Personen zur Mithilfe.

Zunächst sprachen sich alle ab, wer, wann und wo Müll sammeln wird. Und in einer Whatsapp-Gruppe wurden dann täglich neue Bilder von den Fundstücken und Sammelerfolgen gemeldet.

Beunruhigend viele Alkoholflaschen

Nach der ersten Müllsammelaktion im vergangenen Jahr gingen die Initiatoren davon aus, dass nach nur einem Jahr an denselben Straßen wesentlich weniger Müll anfallen wird. „Wir haben uns gründlich geirrt!“ Über die Gründe dafür können sie nur spekulieren: Pandemie? Fehlende Veranstaltungen? Reduzierte Kommunikation? Frustbewältigung durch Alkohol? „Dabei machen einem die vielen Alkoholflaschen dann auch wieder bewusst, wie viele wohl in welchem Zustand mit einem Kraftfahrzeug auf den Straßen unterwegs sind.“

Eine Ausbeute: Viele Sektflaschen werden gefunden.
Eine Ausbeute: Viele Sektflaschen werden gefunden. © Privat

Mit teils ironischen Überlegungen hinterfragt Joachim Becker, was die „Wegwerfer“ wohl bewogen haben mag. Schnaps- und Weinflaschen am Friedwald-Parkplatz: ein erster Schluck auf die erhoffte Erbschaft? Viele Prosecco-Flaschen am Radweg Richtung Walkenried: eine kleine Rast einer Mädels-Radtour? 17 Rum- und Wodkaflaschen in einer Tüte neben einem Wanderparkplatz: ein Gastwirt mit Angst vorm Finanzamt?

Weitere Funde waren mehr als 200 noch verpackte Tabletten und Kondom-Verpackungen am Parkplatz Priorteich; Computer-Innenleben kurz vorm Bahnhof in den Büschen; viel Leergut links und rechts der Bahnstrecken; belegte und in Folie eingepackte Brötchen; 70 Sektflaschen zusammen mit den Kunststoffkorken im Wald; viele noch gute Kleidungsstücke; sechs bewusst entsorgte Autoreifen.

„Auch ist eine gewisse Konstanz der Flaschenwerfer festzustellen: Geschätzt 95 Prozent der großen Flaschen landen gezielt in Büschen und im Wald. Meistens sind es nur die kleinen Flaschen, die leicht sichtbar in Gräben oder Wiesen fliegen“, so Becker.

Flaschen als Toiletten benutzt

Er hat auch ein „Ranking der verschiedenen Fundstücke“ erstellt: Entgegen früherer Annahmen blieben, neben den fast 1.000 Flaschen und Dosen, die Zigarettenschachteln auf Platz eins. Der favorisierte Mundschutz ist auf Platz drei abgerutscht, ihn haben die Papp-Trinkbecher deutlich überholt.

Es sind vor allem auch Alkohol-Glasflaschen, die offenbar von Autofahrern in die Straßengräben geworfen werden.
Es sind vor allem auch Alkohol-Glasflaschen, die offenbar von Autofahrern in die Straßengräben geworfen werden. © Privat

„Zeitlich aufwendig ist natürlich auch das Aufsammeln der vielfältigen kleinen und großen Verpackungen – vom Bonbonpapier bis zur Kartonage“, so der Initiator. Ebenso könne man an einem relativ neuen Phänomen erkennen, dass der Zeitdruck auf die Lkw-Fahrer ständig zunehme: „War es im letzten Jahr noch eine Flasche, die als Toilette benutzt und während der Fahrt entsorgt wurde, so waren es in diesem Jahr mehr als zehn Stück.“

Becker bemerkt weiter zu den vielen Glasflaschen im Straßengraben: „Da die Straßenmeistereien beim Mähen der Gräben nicht auf alles achten können, gehen dabei immer wieder Flaschen zu Bruch. Nicht alle Scherben können aufgesammelt werden, und so besteht leider die zunehmende Gefahr, dass sich Wildtiere daran verletzen können!“

Brieftasche mit Ausweisen gefunden

Positiv sei die Müllsammelaktion verlaufen – Joachim Becker zählt viele „angenehme Dinge“ auf. So machte es mit guter Ausrüstung und bei schönem Wetter auch tatsächlich Freude, der Natur etwas Gutes zu tun. „Vor allem, wenn man vom Trällern der Lerchen und auch manchmal vom aufmunternden Hupen Vorbeifahrender begleitet wird.“ Freuen wird sich auch ein Bad Lauterberger, dessen Brieftasche mit Geldkarte, Führerschein, verschiedenen Ausweisen und gültigem Lottoschein im Straßengraben gefunden wurde.

Zum Abschluss am Samstag treffen sich die Helfer beim Steakhaus Mende, um sich über das Erreichte zu freuen.
Zum Abschluss am Samstag treffen sich die Helfer beim Steakhaus Mende, um sich über das Erreichte zu freuen. © Privat

Zum Abschluss trafen sich die Helfer am Samstag beim Steakhaus Mende, um sich über das Erreichte zu freuen. Das waren in diesem Jahr neben Schembecker und Becker auch Melanie Brinkmann, Volker Fahl aus Hattorf, Herr Köbrich aus Salzgitter und Herr Hennig mit Familie und Hund. Der Bürgermeister übernahm die Kosten einer Runde Bratwurst und Getränke für die Helfer. Ebenso sagte er die Entsorgung der beachtlichen Müllmenge durch den Bauhof zu.

„Die Zustimmung zu der Aktion zeigt, dass die Umweltverschmutzung immer mehr ins Bewusstsein der Menschen gelangt. Wir geben die Hoffnung nicht auf“, so die Initiatoren.

Die Müllabfuhr nimmt die gesammelten Flaschen mit.
Die Müllabfuhr nimmt die gesammelten Flaschen mit. © Privat