Broistedt. Das Unternehmen Veolia hat in Broistedt seine Altholzaufbereitungsanlage offiziell eröffnet. Ein 25 Millionen Euro-Projekt.

Viereinhalb Jahre Planung und Umsetzung, 25 Millionen Euro Investitionssumme: Mit einem Festakt hat das französische Entsorgungsunternehmen Veolia, zu dem auch BS Energy gehört, am Dienstag seine Altholzaufbereitungsanlage im Broistedter Gewerbegebiet offiziell eröffnet. Mit dabei waren 120 geladene Gäste.

Nach dem Testbetrieb bis Ende des Jahres wird in der Anlage künftig Altholz zu hochwertigen Holzhackschnitzeln aufbereitet: BS Energy verwertet das Holzmaterial in seinem neuen Biomasse-Heizkraftwerk weiter – dieses Werk dient der Strom- und Fernwärmeerzeugung für Braunschweig.

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Das bisherige Kohleheizkraftwerk in Braunschweig wird durch das Biomasse-Heizkraftwerk mit dem Hauptbrennstoff Altholz in Kombination mit einem Gasturbinen-Heizkraftwerk ersetzt. 180.000 Tonnen Alt- und Restholz kann Veolia pro Jahr in der 4700 Quadratmeter großen Broistedter Halle zu Holzhackschnitzeln verarbeiten: Im vergangenen Jahr im März war Baubeginn auf diesem Gelände des früheren Holzwerks Borchard, das der französische Großkonzern gekauft hat. Letztlich kann Veolia dort jedes Holz verarbeiten – sogar das mit Holzschutzmitteln behandelte schadstoffbelastete Altholz: Es durchwandert allerdings zuvor besondere Reinigungsprozesse der Anlage, kann dann aber verwertet werden.

Bürgermeisterin: Veolia-Anlage macht unseren Wirtschaftsstandort noch attraktiver

Lengedes Bürgermeisterin Maren Wegener freut sich über die Ansiedlung der Altholzaufbereitungsanlage und damit über neue Arbeitsplätze in der Gemeinde: „Die Veolia-Anlage macht unseren Wirtschaftsstandort noch attraktiver“, ist die SPD-Frau überzeugt. Wegener ist begeistert über diese Zusammenarbeit von Wirtschaft und Kommunalverwaltung bei der Planung und Umsetzung des Großprojekts.

Geschäftsführer Jeff Lippert (Veolia Umweltservice Nord) ist beeindruckt von dieser „neuen Deutschland-Geschwindigkeit“, was die Umsetzung der Anlage angeht. „Wir sind sogar vor unserem Zeitplan“, sagt er bei der Eröffnung – und das trotz aller Corona-Widrigkeiten und Lieferschwierigkeiten der vergangenen Jahre. „Würden wir das Projekt heute starten, bräuchten wir doppelt so lange“, ist er sich sicher, denn viele Unternehmen seien gerade nicht lieferfähig. Innerhalb eines Jahres habe Veolia die Baugenehmigung vom Landkreis Peine erhalten.

Lob für schnelle Umsetzung

Der erste Spatenstich war im vergangenen Jahr im März. „Ich habe schon viele Bauten begleitet, aber so eine schnelle Umsetzung habe ich noch nie erlebt“, lobt der Veolia-Geschäftsführer.

Torsten Wuttke (Veolia) vor einem riesigen Berg an Holzhackschnitzeln in der Broistedter Anlage.
Torsten Wuttke (Veolia) vor einem riesigen Berg an Holzhackschnitzeln in der Broistedter Anlage. © Funke Medien Niedersachsen | Claudia Bartels

270.000 Tonnen Kohlendioxid (CO2) könne die Stadt Braunschweig mit den neuen Anlagen an der Hamburger Straße in Braunschweig und in Broistedt einsparen – zehn Prozent im Stromsektor und 30 Prozent im Wärmesektor, informiert der Braunschweiger Oberbürgermeister Thorsten Kornblum (SPD): „Jeder sieht: Die Wärmewende geht auch zusammen mit der Industrie.“ Dieses Gemeinschaftsprojekt sei auch ein Vorzeigeprojekt für die hervorragende Zusammenarbeit der Gemeinde Lengede, des Landkreises Peine und der Stadt Braunschweig und treibe die Ansiedlung neuer Firmen voran. „Bei dem Projekt hat alles geklappt“, erzählt Kornblum erfreut.

Projektleiter: Zusammenarbeit mit den Behörden und beteiligten Firmen war klasse

Zustimmung erhält er vom BS-Energy-Vorstandsvorsitzenden Jens-Uwe Freitag: „Ich war begeistert von der raschen Ansiedlungsmöglichkeit.“ Er freue sich auf die weitere Zusammenarbeit mit dem Landkreis Peine. Gedankt haben die Veolia-Geschäftsführer auch Andre Döhring, Veolia-Projektleiter des Mammut-Projekts. „Dreieinhalb Jahre haben wir geplant. Die Zusammenarbeit mit den Behörden und beteiligten Firmen war klasse“, berichtet er.

Torsten Wuttke, Leiter des Zentralbereichs Anlagentechnik bei Veolia, führt anschließend über das Werksgelände: Vier Lastwagen könnten dort pro Stunde mit Holzhackschnitzeln beladen und abfahrtbereit nach Braunschweig gemacht werden; insgesamt 50 LKW ließen sich so pro Tag abfertigen. „Die festgelegten Fahrtrouten sind vorgegeben und abgestimmt“, schildert Wuttke. In Volllast könnten 100 Tonnen Holz pro Stunde an zwei Linien verarbeitet werden. Diese beiden Linien bestehen aus zwei Becken: 20 Meter lang, 10 Meter breit und 5 Meter tief – das ergibt 1.000 Kubikmeter. Ein Vergleich: eine Million Liter Milch hätten darin Platz. Genug Holz sei für den Betrieb der Anlage vorhanden: „Für die von BS Energy jährlich benötigten 180.000 Tonnen Holz hat Veolia eine Liefergarantie über viele Jahre abgegeben“, berichtet Wuttke.

Gefilterter Staub wird zu Briketts weiterverarbeitet

Zwei Mitarbeitende von Veolia bedienen die beiden Becken täglich mit einem Elektro-Bagger und Radlader. Eine Entstaubungsanlage für knapp eine Million Euro sorge für ihre Sicherheit. Alle zweieinhalb Stunden werde auch die komplette Luft ausgetauscht. Zusätzlich sorgten spezielle Staubsauger für die weitere Minimierung von Gesundheitsrisiken. Der gefilterte Staub werde zu Briketts weiterverarbeitet. Weitere zwei Millionen Euro hat Veolia in den Brandschutz investiert: „Wir haben hochmoderne Geräte zur Funken- und Wärmeerkennung sowie flächendeckende Sprinkleranlagen und Sprühflutanlagen“, hebt Wuttke hervor.

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