Hannover. Die Turnshow wäre im Januar auch in Göttingen zu Gast, wenn alles normal verlaufen würde. Doch danach sieht es momentan nicht aus.

Bis zu 10.000 Zuschauer in einer Veranstaltungsarena, tosender Beifall für grandiose Turner, Akrobaten und Artisten – aktuell ist ein solches Szenario aufgrund der Corona-Pandemie laut Erlass noch mindestens bis zum 31. Oktober unmöglich. Doch es ist eben diese atemberaubende und mitreißende Atmosphäre, die in den großen Hallen in ganz Deutschland seit über 30 Jahren mehr als zwei Millionen Menschen begeistert hat. Ohne die wäre das Feuerwerk der Turnkunst nicht so erfolgreich. „Wir werden all das wieder erleben, auch wenn uns die momentane Situation vor einige Herausforderungen stellt“, sagt Wolfram Wehr-Reinhold, Feuerwerk-Produktionschef und Geschäftsleiter der Turn- und Sportfördergesellschaft mbH (TSF), im Interview.

Was bedeutet das anhaltende Verbot von Großveranstaltungen für die TSF und das Feuerwerk der Turnkunst?

Aktuell bewegen wir uns zwischen Hoffen und Bangen. Wir planen wie ursprünglich vorgesehen für die Hard Beat-Tournee im Januar, beobachten aber mit großen Befürchtungen das aktuell bis zum 31. Oktober geltende Verbot von Großveranstaltungen. Abgesehen davon, dass wir unseren Fans natürlich zum Jahreswechsel wieder unsere unvergleichliche Show aus hochkarätigem Turnen, Artistik und Akrobatik präsentieren und ihnen damit einen glanzvollen Jahreswechsel bieten wollen, wirkt die aktuelle Situation sich natürlich auf unsere wirtschaftliche Situation aus. Zurzeit verbuchen wir durch die Ausfälle der bisher geplanten Veranstaltungen in diesem Jahr nur fünf bis zehn Prozent unseres üblichen Umsatzes. Das schmerzt natürlich sehr und könnte uns zwingen, wie bei so viele andere Unternehmen aus der Event-Branche, in die Kurzarbeit zu gehen.

Abgesehen von den Kollegen in der Geschäftsstelle: Welche Gewerke sind rund um das „Feuerwerk“ noch betroffen?

Unsere nationalen und internationalen Künstler wurden von heute auf morgen arbeitslos und haben in ihren Heimatländern gänzlich unterschiedliche Bedingungen, zum Beispiel was die finanzielle Unterstützung angeht. Was allen gemeinsam ist: Sie verdienen zurzeit keinen einzigen Cent durch Auftritte. Das Gleiche gilt für Technikfirmen, selbstständige Veranstaltungstechniker, das Catering und auch die gesamte Logistik in und um die Veranstaltungsarenen, die allesamt keinerlei Einnahmen verbuchen. Für viele von ihnen ist die Situation absolut existenzbedrohend.

Steht das Feuerwerk der Turnkunst womöglich am Ende ohne Crew da?

Ich befürchte, einige Mitarbeiter aus verschieden Gewerken der Veranstaltungsbranche werden sich umorientieren müssen. Das bedeutet unter anderem einen großen Verlust von Knowhow für die gesamte Event-Branche. Wahrscheinlich werden viele Firmen vom Markt verschwinden, und große Teile der Kleinkunst werden auf der Strecke bleiben. Es könnte ein kaum zu behebender Schaden für die kulturelle Landschaft in Deutschland entstehen. Um die „Überlebenden“ wird dann ein harter Konkurrenzkampf entstehen.

Was passiert, wenn Künstler ihre Tätigkeit aufgeben, sich einen neuen Job suchen müssen und nicht mehr für Hard Beat zur Verfügung stehen?

Das wird bei den Profi-Künstlern meiner Einschätzung nach nur sehr begrenzt passieren. Ich denke, dass die meisten Künstler ihre Profession nach der Krise wieder ganz normal aufnehmen werden, das gilt auch für die für Hard Beat bereits engagierten Künstler. Das Engagement der deutschen Spitzenturner Andreas Toba und Marcel Nguyen haben wir bereits um ein Jahr verschoben, da auch die Olympischen Spiele Coronabedingt auf 2021 verschoben worden sind. Die Athleten benötigen ihre volle Vorbereitungszeit für diesen Höhepunkt im Kalender eines jeden Spitzensportlers.

Welche Auswirkungen auf Hard beat könnten Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen haben?

Für uns gilt das Motto „Ganz oder gar nicht“. Eine Veranstaltung, in der die Hallen wegen einzuhaltender Mindestabstände nur zu 50 Prozent ausgelastet sind, ist für das Feuerwerk der Turnkunst nicht wirtschaftlich und nicht finanzierbar. Deshalb werden wir die Tournee nur in der gewohnten Form fahren. Sollte das im Dezember und Januar aufgrund von Auflagen noch nicht möglich sein, wird Hard Beat verschoben. Fest steht aber, dass wir auf jeden Fall spielen. Entweder wie geplant im Winter, in einem Zeitraum im Frühjahr oder eben um ein Jahr verschoben im Januar 2022.

Was bedeutet eine etwaige Verlegung für die Kunden, die bereits Karten gekauft haben?

Wir lassen niemanden im Regen stehen. Die Karten behalten ihre Gültigkeit. Sollte der neue Termin für unsere Kunden nicht wahrnehmbar sein, erhalten sie natürlich ihr Geld zurück.

Weitere Infos und Tourneedatenunter www.feuerwerkderturnkunst.de. Unter anderem macht das Feuerwerk der Turnkunst auch vom 18. bis 20. Januar 2021 in der Lokhalle in Göttingen Station.