Clausthal-Zellerfeld. Der Harzer Fritz Geers hat das Race Across Germany über 1.100 Kilometer gewonnen und ist vor allem psychisch an seine Grenzen gegangen.

Was könnte man in gut 42 Stunden nicht alles machen... Endlich einen lange verschmähten Roman lesen, viermal in Folge die Herr der Ringe-Triologie schauen – oder mit dem Fahrrad von Flensburg bis nach Garmisch-Partenkirchen fahren! Genau das hat der Clausthal-Zellerfelder Fritz Geers im Rahmen des Race Across Germany getan und damit den Sieg in der Rennkategorie Solo Supported geholt (wir berichteten).

Nach genau 42:07 Stunden hatte der Harzer Extremsportler mitten in der Nacht von Samstag auf Sonntag den letzten steilen Anstieg hinauf zum Schanzentisch im Olympia-Skistadion bezwungen, der Sieg in einem der härtesten Radrennen Deutschlands stand damit fest. Gestartet war Geers mit seinem Team am Freitagmorgen am Flensburger Hafenbecken. „Mir geht es eigentlich sehr gut, die Beine sind fit. Am meisten Probleme hatte ich durch das langen Halten der Rennradposition. Dadurch waren die Finger etwas taub“, konnte er schon kurz nach dem Rennen wieder lachen, auch wenn der Sonnenbrand im Gesicht doch einige Strapazen verriet.

Vom Start weg vorne dabei

Dass Geers ein gutes Rennen fahren würde, zeichnete sich früh ab. Mit einen hohen Tempo konnte er sich vom Start weg ganz vorne behaupten. Beim Race Across Germany wird jeweils einzeln gestartet, so dass man die Konkurrenz über einen Livetracker beobachtet. „Der ist aber nicht immer ganz zuverlässig, weil man für die Aktualisierung auf Internet angewiesen ist“, berichtet sein Team. Gibt es Funklöcher, dann hängt auch der Livetracker.

Bis zum Erreichen des Harzrands nach rund 480 Kilometern rangierte Geers an zweiter Stelle, ehe er in heimatlichen Gefilden eine Attacke startete. Beflügelt wurde der Harzer dabei auch von etlichen Bekannten, die ihn an der Strecke anfeuerten. „Ab Gifhorn bis in das Eichsfeld hat man an der Strecke gemerkt, dass die Heimat nah ist“, freute sich Geers über die Unterstützung. In den Kasseler Bergen übernahm er schließlich die Spitze und gab die Führung bis ins Ziel nicht mehr ab. 1.100 Kilometer, rund 8.000 Höhenmeter und etwa 18.000 verbrauchte Kalorien standen letztlich auf der Uhr.

Nur eine kurze Pause

Eine längere Pause wurde unterwegs nicht eingelegt, lediglich eine durch das Team erzwungene fünfminütige Massage gab es. „Durch das hohe Tempo war der Fuß etwas überlastet“, erklärt Geers. Schlaf war für ihn genauso Mangelware wie für die Begleiter. Das größte Problem für den Ultrasportler war daher die schwindende Konzentration: „Das Gehirn ist auf Notlauf, man sieht Dinge, die einfach nicht da sind.“

Schwierig gestaltet sich auch die Nahrungsaufnahme, die praktisch nur im Fahren erfolgte. Teilweise musste Geers fast zum Essen gezwungen werden, um Energie nachzufüllen. Es gab Flüssigriegel und am Ende jede Menge Bananen. Dass in Bayern viele Supermärkte um 20 Uhr schließen, sorgte am Samstagabend fast für einen Engpass, über Bekannte gelangte das Team schließlich noch an ein paar Stauden: „Man kann auf alles vorbereitet sein, etwas Improvisation bleibt immer.“

Insgesamt stellte sich die Vorbereitung aber als nahezu perfekt heraus – nicht zuletzt deshalb, weil sich Geers inzwischen als Profi voll auf die Planung und das Training konzentrieren kann. Unter anderem wurden umfangreiche Checklisten erstellt, die vor und während des Rennens abgearbeitet werden. Im Vergleich zur ersten Teilnahme vor zwei Jahren konnte der Harzer seine Zeit so um mehr als sieben Stunden verbessern.

Die nächsten Projekte sind schon für den August geplant, ein großes Ziel wartet aber noch auf die Umsetzung: das Race Across America. Mit seiner Zeit beim Race Across Germany hat Geers die Qualifikationsnorm erfüllt. Die härteste Herausforderung, um beim bekanntesten Ultraradrennen der Welt, einmal quer über den nordamerikanischen Kontinent, zu starten, bleibt – die Finanzierung: „Zwischen 50.000 und 60.000 Euro sind notwendig.“

Weitere Informationen zu Fritz Geers gibt es online unter www.facebook.com/fritzgeersultrasportler.